023 - Die Vampir-Klinik
merklich zusammen, und ein widerlicher Geruch stieg mir in die Nase. Es war, als würde ich mit einem glühenden Eisen die Bißwunde ausbrennen.
Torack war gestört worden, deshalb hatte er dem Mädchen nicht das ganze Blut aus dem Körper saugen können, aber Vampirgift hatte sich in der Wunde befunden, das stand fest.
Damit es zu keinen unliebsamen Komplikationen kommen konnte, hatte ich die Verletzung mit meinem magischen Ring gesäubert.
Nun trat ich zurück, nickte den Ärzten zu und sagte: »Jetzt gehört sie Ihnen. Bringen Sie das Mädchen wieder auf die Beine.«
Als die Tür geöffnet wurde, schwappte uns ein aufgeregtes Stimmengewirr entgegen. Ich sah Dr. Fraser an. »Glauben Sie, daß Sie es schaffen, die Leute zu beruhigen?«
»Ich kann’s ja versuchen«, sagte Gary Fraser und verließ das Zimmer für kurze Zeit Er schloß die Tür hinter sich, und ich war mit meinem Freund aus Wien allein.
Ich streckte ihm die Hand entgegen. »Ich hatte noch keine Zeit, dich zu begrüßen. Herzlich willkommen in England, Vladek.«
Er schlug kräftig ein. »Nett, dich wiederzusehen, Tony.«
»Eigentlich wollten Vicky und ich mit dir essen gehen. Der Tisch war schon reserviert.« Ich seufzte. »Leider kam was dazwischen.«
»Dann gehen wir eben morgen, mach dir nichts draus«, sagte Vladek Rodensky.
»Wie geht es deinem Geschäftsfreund?«
»Man sieht ihm nicht an, daß die Pumpe streikte. Er geht in ein paar Tagen von hier direkt in ein Rehabilitationszentrum, wo man ihn völlig wiederherstellen wird.«
»Wenigstens eine gute Neuigkeit. Hat dir Vicky von Frank Esslin erzählt?«
Vladek senkte traurig den Blick. »Ja, es war ein Schock für mich.«
»Das war’s für uns alle.« Ich legte Vladek Rodensky die Hand auf die Schulter. »Ich hätte dir eine Menge zu erzählen. Leider fehlte mir im Augenblick die Zeit dafür. Hilfst du mir, den Vampir zu erledigen?«
»Das ist doch wohl klar, Tony.«
»Hast du deine Mauser bei dir?«
»Diesmal nicht.«
»Dann nimm meinen Colt«, sagte ich und fischte den Diamondback aus der Schulterhalfter. »Es ist nicht ratsam, Torack nackt entgegenzutreten.« Ich berichtete meinem Freund von meiner Begegnung mit Charlton Dodd und dem Vampirjäger Elias McCleary, und ich erwähnte Melusine Dodd, hinter der die beiden hergewesen waren. »Ich habe ihnen auch in deinem Namen unsere Hilfe angeboten«, bemerkte ich.
Vladek nickte. »Das war vollkommen in Ordnung, Tony.« Er schob meinen Revolver in seinen Gürtel und schloß das Jackett, damit nicht gleich jeder die Waffe sehen konnte.
»McCleary und Dodd werden in Kürze auf dem Klinikparkplatz eintreffen«, sagte ich. »Wir schicken dann Dodd nach Hause, und der Vampirjäger kann uns helfen, Torack unschädlich zu machen. Anschließend kümmern wir uns gemeinsam um Melusine Dodd.«
So sah mein Plan aus. Daß ich bald einen anderen brauchen würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
***
Als Dr. Gary Fraser zu uns zurückkehrte, löste sich auf dem Korridor die Menschenansammlung auf. »Sind alle Kellerausgänge besetzt?« fragte ich den Klinikleiter.
Er nickte. »Mit jeweils zwei kräftigen Männern.«
»Ich hoffe, sie werden nichts auf eigene Faust unternehmen.«
»Wir können uns auf diese Leute verlassen, Mr. Ballard.«
»Das beruhigt mich«, sagte ich. »Existieren Pläne vom Kellergeschoß, die wir uns ansehen können?«
Fraser nickte wieder. »Sie befinden sich in meinem Büro.« Er forderte uns auf, ihn zu begleiten. Wir verließen den Raum, in dem es höchst ungemütlich war, fuhren mit dem Lift zum ersten Stock hoch und betraten gleich darauf einen weit gemütlicheren holzgetäfelten Raum mit wohnlicher Atmosphäre.
Wir hatten nicht viel Zeit, und das wußte Dr. Fraser auch, denn der Vampir würde sehr schnell spitzkriegen, daß er dort unten im Keller in der Falle saß.
Torack würde mit Sicherheit schon bald einen Ausbruchsversuch wagen, und die Posten vor den Ausgängen würden ihn wohl kaum aufhalten können. Rasch schaffte der Leiter der Klinik die Pläne herbei.
Die Tuschzeichnung, die uns interessierte, bedeckte den gesamten großformatigen Schreibtisch. Ich fotografierte mit den Augen alle Details, und Vladek Rodensky machte dasselbe.
Wir mußten uns im Keller auf Anhieb zurechtfinden, denn eine gute Ortskenntnis brachte uns dem Vampir gegenüber in Vorteil.
Innerhalb weniger Minuten prägte ich mir den gesamten Plan ein.
Dann trat ich ans Fenster und blickte zum Parkplatz hinunter. Ich
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