023 - Die Vampir-Klinik
hoffte, Elias McCleary und Charlton Dodd dort unten zu sehen, doch sie waren noch nicht eingetroffen.
Okay, dachte ich, dann gehen wir’s eben allein an.
***
Sein Hunger war einigermaßen gestillt, aber die Wut machte ihn rasend, denn der Kampf mit diesem Mann hatte Torack gezeigt, daß er einen gefährlichen Dämonenjäger auf den Fersen hatte.
Torack wußte von Elias McCleary, aber wie kam dieser andere in diese Gegend? War es Zufall, oder hatte ihn eine Spur hierher geführt? Der Vampir überlegte, ob er irgendwann mal zu unvorsichtig gewesen war.
Verdammt, was für einen Ring besaß dieser Kerl? Torack machte der Treffer immer noch zu schaffen. Magie mußte sich in diesem schwarzen, zu einem Pentagramm geschliffenen Stein befinden.
Eine starke, gefährliche Magie, vor der sich ein Vampir in acht nehmen mußte. Torack fletschte sein Gebiß. Wie Elfenbeindolche sahen seine Eckzähne aus.
Dieser Kerl sollte ihn nicht ungestraft angegriffen haben. Torack wollte sich das Gesicht des Mannes merken und schon bald sein Blut trinken. Doch im Moment war es ihm zu unruhig in der Klinik.
Die Aufregung schlug zu hohe Wellen, das gefiel Torack nicht. Er liebte die Stille, den Frieden der Nacht. Er liebte kein Aufsehen, ging lieber unbemerkt ans blutige Werk.
Deshalb beschloß er, sich vorläufig zurückzuziehen. Er würde eventuell später wiederkommen. Auf jeden Fall aber würde er alles daransetzen, um den Namen dieses verdammten Kerls zu erfahren, der ihn so furchtlos angegriffen hatte.
Immer noch konnte Torack es nicht verwinden, daß er fliehen mußte. Das wollte er nicht auf sich sitzenlassen. Die Revanche dafür würde schrecklich sein.
Lautlos schlich das Schattenwesen durch den düsteren Keller. Irgendwo bullerte die Ölzentralheizungsanlage. Der Vampir schlich einen breiten Gang mit nüchternen Betonwänden entlang, erreichte eine Treppe und stieg die eisernen Stufen hinauf.
Er gelangte an eine Metalltür und legte seine kalte Hand auf den Griff. Vorsichtig zog er den Riegel auf, und Sekunden später warf er durch einen dünnen Spalt einen Blick nach draußen.
Ein zorniges Fauchen entfuhr der Bestie, als sie die beiden stämmigen Männer sah, die vor der Tür postiert waren. Rasch schloß der Vampir die Tür wieder, und er verriegelte sie auch.
Wütend zog er sich zurück. Er eilte durch den Keller und suchte einen anderen Ausgang, doch auch dieser wurde bewacht. Toracks Zorn drohte ihn zu einer Unvorsichtigkeit zu verleiten.
Mühsam beherrschte er sich, verbarg sich in einem finsteren Winkel und dachte eingehend über seine Situation nach. Es würde nicht verborgen bleiben, wenn er den Keller verließ.
Es sei denn, es gelang ihm, die Posten zu überrumpeln, ehe sie Alarm schlagen konnten…
***
Melusine fühlte sich wesentlich besser, seit sie das Blut ihres Mannes getrunken hatte. Der eisige Schmerz in ihrer Brust tobte nicht mehr gar so heftig, sie war auch nicht mehr so schwach. Bestimmt würde der Schmerz irgendwann ganz vergehen, und nur das häßliche Loch in der Brust würde daran erinnern, was Charlton ihr antun wollte.
Sie grinste schadenfroh. Charlton hatte seine Strafe umgehend erhalten. Nun war auch er ein Vampir und würde Nacht für Nacht die Gegend unsicher machen.
Melusine wußte nicht genau, warum sie die Flucht ergriffen hatte, als Elias McCleary das Haus betreten wollte. Sie dachte wohl, es wäre besser für sie.
Charlton mußte sowieso allein sehen, wie er zurechtkam. Sie hatte ihn zwar zu ihrem Komplizen gemacht, aber Hilfe und Unterstützung durfte er deshalb von ihr noch lange nicht erwarten.
Vampire sind Einzelgänger der Nacht. Jeder ist nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Rücksichtslos jagen sie ihre Opfer, und sie wollen sie allein haben, mit niemandem teilen müssen.
Es war Melusine egal, was Charlton mit diesem Mann machte.
Sie wollte sich nun endlich den kleinen Timmy Crocker holen, nach dessen jungem Blut sie schon so lange lechzte.
Die Gier beflügelte ihren Schritt. Sie schlug nicht denselben Weg wie in der vergangenen Nacht ein, sondern beschrieb einen großen Bogen, um sich aus einer anderen Richtung dem Haus der Crockers zu nähern.
Und es war nicht mehr weit bis zum Ziel!
***
Er hatte die wilden Jahre hinter sich. Heute war er fast vierzig und hatte sich die Hörner gehörig abgestoßen, wie man so schön sagt.
Früher hatte er keine Party ausgelassen, und kein Mädchen zwischen 17 und 70 war vor ihm sicher gewesen, doch damit war’s vorbei.
Pat
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