023 - Die Vampir-Klinik
zurückschlagen, das kam so sicher wie das Amen in der Kirche.
Fystanat war aus der Welt des Guten nach London gekommen, um Mitglied des »Weißen Kreises« zu werden, den Daryl Crenna alias Pakka-dee gegründet hatte. Auch Crenna kam aus der Welt des Guten, und er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, auf der Erde die Mächte der Finsternis zu bekämpfen.
Leider würde ihm Fystanat in diesem Kampf keine Hilfe sein können, denn der Biß schwarzmagischer Ratten, die Arma schuf, hatte ihn gelähmt. Er konnte sich seither nicht mehr rühren.
Steif wie ein Brett hatten wir ihn bei Daryl Crenna abgeliefert, und so traf ich ihn heute, zwei Tage später, immer noch an. Ich war allein gekommen.
Mr. Silver verbrachte ein paar Tage mit Roxane auf dem Lande.
Ich war sicher, daß die beiden dort recht ernsthaft ein Problem wälzen würden, denn sowohl die Hexe aus dem Jenseits als auch dem Ex-Dämon war der Sarg der tausend Tode ein Dorn im Auge.
Aber nicht nur ihnen. Auch mir und einigen anderen Eingeweihten, denn der Silbersarg befand sich immer noch im Keller dieser Fabrikruine. Der Abgang war zwar von der Polizei auf meine Veranlassung hin mit einer schweren eisernen Gittertür gesichert worden, und Posten achteten darauf, daß kein Unbefugter den Keller betrat, aber das war keine Lösung auf Dauer.
Der Sarg war gefährlich. Er hatte Arma, die Zauberin, verschlungen und vernichtet. Sie hatte in der silbernen Totenkiste ein grauenvolles Ende gefunden.
Danach ließ sich der Deckel nicht mehr öffnen, aber Mr. Silver war der Meinung, daß der Deckel ganz von selbst wieder aufgehen könnte. Gewissermaßen dann, wenn es dem Sarg gefiel. Wenn er wieder Leben vernichten wollte. Niemand wußte, wann das sein würde.
Es hatte sich viel in den letzten Wochen getan. Wir hatten unseren Freund Frank Esslin verloren. Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, hatte sich, als ihn Mr. Silver auf dem Schiff der schwarzen Piraten in die Enge trieb, wieder einmal selbst zerstört, um zu entkommen, und Frank, der sich in seiner Gewalt befunden hatte, hatte er mitgenommen. [2]
Die freiwerdende schwarze Energie hatte den WHO-Arzt in ein Zwischenstadium gerissen. Er lebte nicht mehr, war jedoch auch noch nicht tot. Aus diesem Zustand holte ihn Rufus mit Hilfe der Totenuhr, einem gefährlichen Energie-Vampir, der auch mir zum Verhängnis werden sollte. [3]
Rufus und Mago, der Schwarzmagier, hatten sich zusammengetan. Sie wollten uns mit Frank Esslins Hilfe täuschen, denn Mago, der Jäger der abtrünnigen Hexen, war scharf auf Mr. Silvers Höllenschwert, eine Waffe, um die sich noch ein großes Geheimnis rankte.
Das Schwert lebte auf eine rätselhafte Weise und akzeptierte nicht jeden als Besitzer. Mein Wille zum Beispiel reichte nicht aus, um mir diese Waffe Untertan zu machen, deshalb war es für mich nicht ratsam, sie anzufassen, denn sie hätte mich unweigerlich getötet.
Damit sie nicht auch Frank Esslin tötete, wenn er sie für Mago aus meinem Haus holte, wollte Rufus den WHO-Arzt mit den Energien mehrerer Menschen stärken.
Das klappte jedoch nicht, denn Mr. Silver zerstörte die Totenuhr mit seinem Feuerblick, und Mago, Rufus und Frank Esslin hatten Mühe, zu entkommen. Vielleicht würden sie auf eine andere Weise versuchen, an das Höllenschwert zu gelangen. Diesmal hatten sie es jedenfalls nicht geschafft.
Aber wir freuten uns nicht über den Erfolg, denn der Wertmutstropfen war Frank Esslins Verlust. Es brannten einige Lunten, und ich hätte verdammt gern gewußt, was uns die Zukunft bringen würde.
Daryl Crenna führte mich in das geräumige Wohnzimmer seines Hauses. Auf einer Ledercouch lag Fystanat, bei dessen Anblick sich mein Herz zusammenkrampfte.
Ich beugte mich über ihn. »Ich dachte, ich muß mal wieder nach dir sehen.«
Fystanat, der sich entschlossen hatte, in unserer Welt den Namen Mason Marchand zu tragen, seufzte. »Es hat sich an meinem Zustand nichts verändert, Tony. Ich liege hier herum wie eine Leiche, die lebt, die sich wegen der Totenstarre jedoch nicht bewegen kann.«
»Das tut mir leid«, sagte ich ehrlich.
»Ich habe weiße Magie angewandt«, sagte Pakka-dee, »versuchte ihm mit Formeln und Sprüchen zu helfen, erreichte jedoch nichts.«
»Erfahrungsgemäß gibt es für jeden Zauber einen Gegenzauber, für jede Magie eine Gegenmagie«, meinte ich. »Eines kann das andere aufheben.«
»Ich bin davon überzeugt, daß es so etwas auch in Fystanats Fall gibt«, erwiderte Daryl Crenna. »Es ist
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