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023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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mitgemacht als er ertragen konnte. »Wie glücklich waren die, die er auf den Scheiterhaufen geworfen hat. Den meisten wurde die Haut vom Leib gezogen. Seine Halunken sind im Blut gewatet.«
    Matt griff sich unwillkürlich an den Hals. Kuki deutete mit der Kiffette über seine Schulter. »Später, wir hatten auf Ila reiche Beute gemacht 'und waren aufm Rückweg nach Eyland, liefen wir 'ne Insel an, die wir noch nie gesehen hatten, 'n heftiger Sturm war im Anmarsch. Wir liefen in 'ne Bucht ein und schickten vier Mann mit 'nem Boot an Land, um die Lage zu peilen. Sie kamen nicht zurück. Am nächsten Morgen sahen wir 'n Kerl auf den Felsen, der wie 'n Irrer winkte. Die Schwarze Natter, ich und 'n paar andere sind mit 'nem zweiten Boot an Land gerudert. Unsere Leute waren von 'ner Horde überfallen worden, 'ner verkommenen, gemeinen Brut. Sie hatten nicht nur alle umgebracht, sondern sie auch gefressen. Und als wir wieder abziehen wollten, fiel 'ne sabbernde Horde über uns her und metzelte die Natter und fast alle anderen nieder. Nur Clegg und ich konnten fliehen. Ich sag dir, 'n solches Schicksal hat nicht mal die Natter verdient!«
    »Clegg?« Matt spitzte die Ohren. Dann deutete er mit dem Kinn an Deck, wo Clegg gerade an der Reling stand und sich mit einem pickligen Schmalhans unterhielt. »Meinst du etwa den Clegg?«
    Kuki nickte. »Ja, der Rothaarige. Nachdem wir unseren Kahn mit Müh und Not nach Eyland zurückgebracht hatten, hab ich abgemustert und bin nach Britana rüber. Hätte nie gedacht, dass ich den noch mal wiederseh.« Matts freie Tage vergingen wie im Flug.
    Das Wetter blieb zwar angenehm, aber die Kälte nahm zu. Während die Santanna über die spiegelglatte See dahin flog, blieb der Himmel blau. Eine anhaltende Brise vertrieb die Wolken, sodass die Sonne immer sichtbar war.
    ***
    Als Matt in den Morgenstunden des vierten Tages ausgeschlafen zu Kuki in die Kombüse gehen wollte, spürte er, dass irgendetwas anders war als sonst. Er blieb stehen und lauschte. Er brauchte nicht lange, um zu bemerken, dass es die eigenartige Stille war, die an Bord herrschte. Zwar knarzte die Takelage wie üblich, aber das allgegenwärtige dumpfe Stampfen der Dampfmaschine war verstummt.
    Auf der Brücke herrschte Aufregung: Jochim redete wild auf den Rudergänger ein.
    Tuman kam aus dem Niedergang geflitzt, der zum Maschinenraum führte, und lief aufgeregt und mit wehendem Haar zu Colombs Kabinentür. Seine Faust donnerte gegen das Holz, und es dauerte keine drei Sekunden, da wurde die Tür aufgerissen.
    Tuman stürmte hinein, die Tür knallte hinter ihm zu. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte Matt im Türrahmen ein dunkelhäutiges Gesicht mit langem schwarzen Kraushaar zu sehen geglaubt. War noch jemand an Bord, von dem er nichts wusste? Eine Frau?
    »Ist etwas passiert, mein Freund?« Cosimus tauchte plötzlich neben Matt auf und fingerte nervös an den Saiten seiner Laute.
    »Die Maschine ist wohl ausgefallen«, erwiderte Matt. Seine Stirn legte sich in Falten.
    Ihm fiel das belauschte Gespräch zwischen Clegg und dem anderen ein. Und schon ging ihm ein Licht auf. Welches Mittel war das Beste, um das Vorankommen der Santanna zu behindern? Die Sache war klar: Man hatte die Maschine manipuliert, vielleicht sogar unbrauchbar gemacht. Doch wurde sie nicht bewacht? Wieso hatte der diensthabende Maschinist keinen Alarm geschlagen? Lebte er überhaupt noch? Hatte Clegg ihn gemeint, als er »den machen wir zuerst kalt« gesagt hatte?
    Colomb und Tuman stürzten an Deck. Colomb blickte sich ungehalten um und winkte Jochim, der die Brücke eilig verließ und sich zu ihm gesellte.
    »Alle Mann an Deck!«, fauchte der Kapitaan in ungehaltenem Ton. »Die Kraftmaschine ist ausgefallen, der Techniker verschwunden. Weck sofort die Mannschaft und lass das ganze Schiff auf den Kopf stellen!«
    »Aye, Kapitaan.«
    Jochim setzte eine Trillerpfeife an die Lippen. Ein anhaltendes Schrillen ertönte, das Matt und Cosimus durch Mark und Bein ging. Der grelle Laut weckte die schlafende Besatzung der Santanna sofort. Aus dem Luk des vorderen Niedergangs strömten zahlreiche unrasierte Kerle an Deck und nahmen flink an der Reling Aufstellung.
    Matt, der noch seinen Gedanken nachhing, erhielt unversehens einen Stoß zwischen die Schulterblätter.
    »Heda, Nichtsnutz!«, brüllte Jochim.
    »Glaubst du etwa, dein Urlaub endet nie?« Er versetzte Matt einen weiteren Stoß, der ihn zu den anderen Matrosen taumeln ließ. »Deine freien Tage sind

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