Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
023 - Reise ohne Wiederkehr

023 - Reise ohne Wiederkehr

Titel: 023 - Reise ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
zu Ende! Jetzt wird wieder geschuftet! Hier gilt nur der etwas, der Leistung bringt!«
    Matt verbiss sich jeden Kommentar. Er wusste natürlich, dass Jochim sich vor dem Kapitän so aufspielen musste, um zu zeigen, dass er seine Heuer wert war. Er wusste auch, dass die Santanna kein Kreuzfahrtschiff war.
    Er brauchte sich nur die narbigen und tätowierten Kerle anzuschauen, zwischen denen er stand, um zu wissen, dass sie nicht aus Pensionaten für höhere Töchter stammten.
    Bei der Air Force hätte Lytnant Jochim es freilich nicht mal bis zum Gefreiten gebracht: Sein ungestümer Charakter hätte ihm jede Aufstiegsmöglichkeit gründlich verhagelt. Er hatte für jedermann nur missgünstige Blicke übrig, als sei er sich seiner Mängel bewusst und befürchtete von anderen Kräften verdrängt zu werden.
    Kapitaan Colomb nickte Tuman zu. Tuman trat vor die Matrosen hin und rief: »Alles hört auf mein Kommando!«
    Die Blicke der Matrosen richteten sich auf ihn. Tuman reckte seine breiten Schultern.
    »Männer!«, schrie er. »Der Mann, der für die Kraftmaschine verantwortlich ist, hat seinen Posten verlassen! Wenn er sich besoffen hat und in irgendeiner Ecke liegt, wird er den Rest der Reise im Krähennest verbringen! Schwärmt aus und sucht ihn! Stellt das ganze Schiff auf den Kopf!«
    »Aye, Lytnant!«, brüllten die Matrosen im Chor. Sie tauschten verwunderte Blicke, dann strömten sie auseinander und eilten durch die Luken in die Leiber des Katamarans hinunter. Matt wurde mitgerissen und fand sich bald inmitten einer Meute sich gegenseitig behindernder übelriechender Kerle in dem dunklen und öligen Maschinenraum wieder.
    Als 1980 zur Welt gekommener Mensch hatte er zu seinem Bedauern mehr Ahnung von Computern als von vorsintflutlichen Techniken.
    Eine Dampfmaschine aber hatte er schon auf einem gekaperten Schiff der Nordmänner begutachten können. [3]
    Er wusste, dass sie Wärmekraft erzeugten, die die Spannung des von Kesseln gelieferten Dampfes in mechanische Arbeit umwandelten.
    Bei Kolbendampfmaschinen bestanden die Hauptteile aus einem Zylinder mit hin- und hergehendem Kolben, der seine Bewegung über eine Kolbenstange, einen Kreuzkopf und eine Schub- bzw. Pleuelstange an den Kurbeltrieb weitergab.
    Da der Kolben sich nur geradlinig bewegte, musste der Dampf abwechselnd vor und hinter den Kolben geleitet werden. Das Schwungrad sorgte für eine regelmäßige Drehung der Kurbelwelle.
    Die Maschine, auf die sein Blick fiel, erinnerte an ein urzeitliches Eisenmonster. Während die Anderen polternd durch die Gänge und Laderäume stoben und den Namen des Vermissten riefen, krauchte Matt im Gestänge der Maschine umher, bis er einen blutverschmierten Schraubenschlüssel fand. Er hielt die Wahrscheinlichkeit für ziemlich hoch, dass das Werkzeug mit einer menschlichen Schädeldecke in Kontakt getreten war.
    War der Techniker tot? Wenn ja, wo hatte der Mörder die Leiche versteckt? Befand sie sich überhaupt noch an Bord?
    Matt schlug den Schraubenschlüssel als Beweismaterial in einen sauberen Putzlappen ein und schob ihn in seine Beintasche. Dann dehnte er die detektivische Kleinarbeit auf die finsteren Räume aus, die den Maschinenraum umgaben. Die anderen Matrosen waren alle wieder fort, und so kam er sich vor wie Philip Marlowe, der einsam und allein durch die regennassen nächtlichen Straßen von Los Angeles tigerte.
    Dieses Gefühl änderte sich freilich, als er mit einer Laterne in der Hand, die jemand irgendwo abgestellt und vergessen hatte, einen tiefliegenden Laderaum betrat. Urplötzlich wuchs eine dunkle Gestalt, die eine blitzende breite Klinge schwang, vor ihm aus dem Boden.
    Matt reagierte rein instinktiv - und um keine Zehntelsekunde zu spät. Er ließ die Laterne fallen und hechtete zur Seite. Das Messer verfehlte ihn nur knapp.
    Er hatte keine Ahnung, wer der Mann war, der ihm ans Leder wollte, doch offenbar hatte er den Mörder des Technikers gefunden.
    Krach! Eine massige Gestalt landete neben Matt auf den Holzbohlen und trat nach ihm. Eine Stiefelspitze erwischte seine linke Hüfte.
    Matt fuhr der Schmerz hoch bis ins Gehirn. Für Sekunden sah er nichts als Sterne, blieb aber trotzdem nicht schmerzverkrümmt liegen, sondern rollte weiter herum, um aus der Reichweite des Angreifers zu gelangen.
    Der unbekannte Feind setzte nach, holte im käsigen Schein der Laterne mit dem rechten Arm aus und warf sein Messer.
    Twäng! Die Klinge bohrte sich neben Matts Kopf in eine Holzkiste, kaum dass sich

Weitere Kostenlose Bücher