0230 - Dr. Tods Rache
nicht. Es wird so weitergehen, als würde Dr. Tod noch leben. Du unterstehst mir voll und wirst das tun, was ich dir sage. Hast du verstanden?«
»Ja…«
»Dann ist es gut.«
»Ich begreife es trotzdem nicht«, flüsterte der Mafioso, »ich kann es einfach nicht fassen.«
Die Scott lachte. »Kann ich mir vorstellen, mein Lieber. Es ist auch schwer zu begreifen, und ich habe das Gefühl, als würdest du mir noch immer nicht trauen. Das wird sich ändern. Du steigst jetzt aus deiner Wanne und kommst mit.«
»Wohin?«
»Ich werde dir Morassos Leiche zeigen!«
Für einen Moment schien der Blick des Mafioso zu erstarren. Auch sein Gesicht fror ein, danach nickte er, und es war nicht einmal klar, ob er es überhaupt merkte.
»Raus aus der Wanne!« kommandierte die Vampirin.
Nie wäre es Costello früher in den Sinn gekommen, vor den Augen einer Fremden aus der Wanne zu steigen. Aber hier waren die Vorzeichen andere. Auf irgendwelche Regeln konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Lady X hatte die Hand am Drücker, er mußte sich fügen.
Die Vampirin interessierte sich nicht für den nackten Mafioso. Sie war ein geschlechtliches Neutrum. Was kümmerte es sie, ob ein Mann nackt oder angezogen war?
Sie sah in ihm entweder ein Opfer oder einen Diener. Costello war das letztere. Und sollte er sich nicht fügen, wurde er sehr leicht zum Opfer.
Sein Badetuch lag bereit. Ein großer, viereckiger, flauschiger Gegenstand, in den Logan Costello sich einwickelte. Er wagte Lady X nicht anzusehen, während er sich abtrocknete.
Die Blutsaugerin war nicht auf dem Hocker sitzengeblieben. Sie wanderte in dem großen Bad auf und ab. Dabei passierte sie die Spiegelwand.
Costello, der sie aus den Augenwinkeln beobachtete, machte eine seltsame Entdeckung.
Die Scott warf kein Spiegelbild!
Der Mafioso wußte, daß man sich über Vampire Geschichten erzählte, die seit langen Zeiten überliefert waren. Unter anderem hieß es dort, daß die Blutsauger Knoblauch hassen, Angst vor fließendem Wasser hätten und tagsüber die Zeit in finsteren Grüften oder Särgen verbrachten.
Bei Lady X war das anders. Auf sie traf nur das Nichtwerfen eines Spiegelbildes zu, ansonsten konnte sie sich auch bei Tageslicht bewegen, und sie gehörte gewissermaßen zu einer modernen Generation von Vampiren. Trotzdem hatte sie Angst vor geweihtem Silber. Das also war geblieben. »Beeil dich!« fuhr die Scott ihn an.
»Ja, ja, aber meine Kleidung befindet sich im Schlafzimmer.«
»Hol sie!«
Costello ging an der Scott vorbei auf die Tür zu. Mit zitternden Knien betrat er das Schlafzimmer, wo nicht nur das Bett stand, sondern auch der große mehrtürige Schrank in die Wand eingelassen war. Er nahm die gesamte Breite ein.
Die linke äußere Tür öffnete Costello. Dort hingen seine Anzüge.
Darüber lagen Hemden in den Fächern.
Seine Hände zitterten, als er ein blaues hervornahm, denn immer wieder fiel sein Blick auf die am Boden und vor dem Bett liegende La Mama.
Sie war bleich im Gesicht, und aus einer Wunde am Hals sickerte Blut.
Dort hatte Lady X eine Wunde gerissen.
Lebte La Mama überhaupt noch? Oder war sie zu einem Vampir geworden, weil Lady X geblufft hatte?
»Ich habe nicht ewig Zeit!«
Costello erschrak, als er die Stimme in seinem Rücken hörte. Die ehemalige Terroristin stand in der offenen Tür und beobachtete ihn mit Argusaugen.
Hastig zog sich Costello an. Dabei verfehlte er zweimal sein Hosenbein, weil er zu nervös war. Sein Gesicht zuckte, und eine Krawatte konnte er sich wegen seiner zitternden Finger erst gar nicht binden.
»Was — was ist mit ihr?« fragte er flüsternd.
»Ich habe dir gesagt, daß mir ihr Blut nicht schmeckte«, erwiderte die Scott kalt. »Ich bin in der letzten Zeit anspruchsvoll geworden, mein Lieber.«
»Das habe ich gesehen.«
»Na also.«
Costello streifte seine Jacke über und war fertig.
»Gehen wir«, sagte die Scott.
»Und wohin?«
»Das wirst du schon sehen. Ich möchte dir nur die Leiche eines guten Freundes zeigen.«
Costello schüttelte sich, als er daran dachte, den toten Solo Morasso zu sehen. Aber die Scott hatte hier das Sagen, er konnte sich nur fügen, das war alles.
Costello verließ als erster das Zimmer. Sein Gesicht war unbewegt, als er über die breite Treppe nach unten schritt. Von seinen Leibwächtern war niemand zu sehen. Sie hielten sich im Nebentrakt auf. Costello konnte sie rufen, wenn er sie brauchte.
»Müssen wir weit?« fragte er.
»Mein Wagen steht in der
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