0230 - Dr. Tods Rache
durch, und schon bald schaukelte der Wagen unter dem grünen Dach der Bäume weiter und tiefer in den Forest hinein. Es machte der Vampirin nichts aus, daß die Zweige über die Karosserie kratzten oder an den Scheiben schabten, sie wollte nur so rasch wie möglich ihr Ziel erreichen.
»Wo liegt er denn?«
»Das wirst du schon sehen.«
»Sieht er schlimm aus?«
Die Scott lachte nur.
Da wußte Logan Costello, daß er sich auf einiges gefaßt machen konnte, und er wurde auf dem Beifahrersitz noch kleiner, als er sowieso schon war.
Ein paarmal hatte die Scott der Weg bereits in diese Gegend geführt. Sie erinnerte sich noch daran, wie sie mit einem Hubschrauber gelandet war, um Sinclair zu töten. Es war ihr damals nicht gelungen, aber irgendwann würde sie ihn vernichten.
Der Wagen schaukelte auf dem unebenen Weg wie ein Schiff bei starkem Seegang. Zum Glück lief der Weg in eine Lichtung aus, und dort stand auch der Bunker.
Ein Klotz.
Grau in der Farbe und irgendwie düster aussehend. Logan Costello hatte ihn gemietet, von der Mordliga wurde er benutzt.
Das Eisentor zeigte schon wieder Rost, die schweren Riegel und auch das Schloß sorgten dafür, daß niemand den Bunker betreten konnte.
Die Vampirin stoppte. Sie lachte und zeigte dabei ihre spitzen Hauer. »Bald wirst du den sehen können, für den du alles getan hast«, erklärte sie dem Mafioso.
Costello nickte nur. Sprechen konnte er nicht. Seine Kehle war zu.
Er ahnte, daß ihn eine grauenvolle Überraschung erwartete, und der Gedanke daran war ihm unerträglich. »Aussteigen!«
Lady X hatte den Befehl gegeben. Sie verließ als erste den Wagen. Costello sollte ihr folgen, während Vampiro-del-mar und Xorron zurückbleiben mußten.
Mit schnellen, sicheren Schritten ging die Scott auf die Bunkertür zu. Costello folgte ihr langsamer, als hätte er Angst vor den nächsten schlimmen Minuten.
Die Scott hatte den Schlüssel. Sie spielte sich als Chefin auf, Costello kam sich vor wie ein Statist. Es war schwer, das Tor zur Seite zu schieben. Der Mafioso mußte mithelfen und geriet durch die ungewohnte Anstrengung ins Schwitzen. Endlich stand das Tor offen. Freier Blick in den Bunker!
Ein unheimliches Bild bot sich den Ankömmlingen. Während ein normaler Mensch vielleicht Angst bekommen hätte, war das bei Lady X nicht der Fall.
Sie freute sich, wenn sie Särge sah, und sie stellte sich vor, daß einmal alle mit Vampiren belegt waren. Das war ihr großer Traum, für den sie lebte.
Die Särge standen in zwei Reihen. Links und rechts der Bunkerwände waren sie aufgebaut worden, so daß sich zwischen ihnen ein Gang befand. Es waren prunkvolle und schlichte Totenkisten darunter, schwarze, braune und auch helle Särge.
Costello hatte damals gekauft, was er in die Finger bekam. Und er spürte auch die unheimliche Atmosphäre, die dieses Sarglager ausströmte.
Er konnte sie kaum beschreiben, denn sie war einfach da, und sie zerrte an den Nerven des Mafioso.
Bisher hatte sich Logan Costello immer im Hintergrund gehalten und die Aktionen entweder nur befohlen oder als Organisator geleitet. Nun wurde er selbst mit dem Schrecken konfrontiert, und er hatte das Gefühl, als würden Eisfinger über seinen Rücken streichen. Sehr vorsichtig bewegte er sich voran, achtete darauf, daß er auf Zehenspitzen ging. Die Distanz zwischen ihm und Lady X wurde größer.
Die Vampirin blieb stehen. Sie schaute schräg über die Schulter, ihre Mundwinkel verzogen sich. »Los, komm, du Feigling!«
Costello nickte heftig. Er schwitzte wieder, wagte aber nicht, sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. Er wollte sich nicht noch mehr Blößen geben.
Am Ende des Mittelganges blieb Lady X stehen. Sie hatte schon bei ihrem Eintritt Licht gemacht. Die trüben Birnen an der Decke verbreiteten nur soviel Helligkeit, daß man sich innerhalb des Bunkers orientieren konnte.
Rechts und links führten zwei Gänge tiefer in die Seitenteile des Bunkers.
Und links stand auch der Sarg!
Er war offen.
Lady X hielt sich dicht neben ihm auf, daß ihre Beine fast das dunkle Holz berührten.
Costello zögerte noch. Er hatte plötzlich schreckliche Furcht, seinen ehemaligen Chef zu sehen. Er spürte das Grauen, wie es unsichtbar einen Ring um ihn schloß. »Komm schon näher!« flüsterte die Scott. Im müden Schein der Lampe wirkte ihr Gesicht seltsam verzerrt und verschwommen zugleich. Eine widerliche Fratze.
Costello zog den Kopf ein. Es gab kein Zurück. Er mußte sich den Tatsachen
Weitere Kostenlose Bücher