0230 - Dr. Tods Rache
stellen.
Und die lagen in dem offenen Sarg!
Wäre Logan Costello allein gewesen, so hätte er vielleicht geschrien, aber er beherrschte sich mit großer Mühe und starrte auf das, was in dem Sarg lag.
Ein Mann?
Nein, ein Monstrum. Halb Mensch, halb Skelett, mit einem Kugelloch in der Stirn.
Man konnte noch erkennen, daß es Solo Morasso gewesen war, da die rechte Seite sich fast in einem normalen Zustand befand.
Doch die andere, die linke, war völlig zerfressen. Da hatten die Piranhas wirklich ganze Arbeit geleistet und das Fleisch von den Knochen des Mannes restlos abgenagt. Kein Fetzen hing mehr daran.
Wie mit Feuer verstärkt, brannte sich das Bild dieses Monstrums in Logan Costellos Gehirn, und er schüttelte den Kopf, während er unfähig war, ein Wort zu reden.
»Nun?« fragte die Blutsaugerin.
Stöhnend holte Costello Atem. Es fiel ihm schwer, den Kopf zu heben und Lady X anzuschauen. Sein Blick flackerte, er stand wie unter Strom und zitterte auch so.
»Erkennst du ihn?« fragte die Scott.
Das gehauchte »Ja« war kaum zu verstehen.
»Und was sagst du dazu?«
Es sah hilflos aus, wie Costello seine Schultern hob. »Er — er ist es tatsächlich?«
»Glaubst du, daß ich dich angelogen hätte?« Scharf und peitschend klang die Stimme der Untoten. »Nein, diese Figur in dem Sarg ist Dr. Tod. Das kannst du sehen.«
Costello nickte. Es war schwer für ihn, sich zu fassen, deshalb fragte er: »Was soll weiter geschehen?«
Da lächelte Lady X, hob einen Fuß an und stellte ihn auf den Sargrand. »Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Wir können ihn vollends vernichten, indem wir ihn verbrennen, wir können aber auch etwas anderes mit ihm machen.«
»Und was?« erkundigte sich Costello zögernd.
»Er und Sinclair waren Todfeinde. Wir werden ihm seine Leiche schicken. Dr. Tod schickt seine Leiche. Hört sich doch gut an oder nicht?« Sie lachte bellend.
»Ich — ich weiß nicht.«
»Hör auf zu jammern, du Waschlappen!« fuhr Lady X den Mann an. »Ich habe es beschlossen, und so wird es auch gemacht. Fertig und basta. Keine Widerrede.«
»Und wie soll es geschehen?« fragte Costello nach einer Weile.
»Das laß mal meine Sorge sein. Ich werde zuerst einen Versuch unternehmen, über den ich schon lange nachgedacht habe.«
»Und was ist es?« fragte der Mafioso.
»Kennst du den Würfel des Unheils?«
Costello nickte. »Ja, den kenne ich.«
»Dann wirst du dich bald sehr wundern«, versprach Lady X und lächelte teuflisch…
***
London hatte uns wieder!
Und wir hatten das getan, was jeder vernünftige Mensch einmal in 24 Stunden tun sollte.
Schlafen!
Die Nacht war schnell herum, und kaum hatte ich die Augen aufgeschlagen, da beschäftigten sich meine Gedanken schon wieder mit Solo Morasso und dessen Ende.
War er wirklich tot?
Hatte dieser Mensch-Dämon tatsächlich alles hinter sich? Gab es ihn nicht mehr? Brauchte ich ihn und seine schrecklichen Vasallen nicht mehr zu fürchten? Seine Vasallen schon, denn auf der Insel hatten wir Lady X, Xorron und Vampiro-del-mar ziemlich deutlich gesehen. Auch hatten sie uns entdeckt, und ich konnte mir vorstellen, welche Rachegedanken sich in ihren untoten Hirnen formierten.
Während ich mir mein Frühstück zubereitete, drehten sich meine Gedanken nur um Dr. Tod. Sir James Powell, unser Chef, wußte noch nichts davon. Ich war gespannt, wie er die Nachricht aufnehmen würde.
Als ich meinen Kaffee aufbrühte, schellte schon das Telefon. Ich ließ die Maschine laufen und hob ab.
Es war Sir James.
»Sie sind noch zu Hause?« begrüßte er mich.
»Ja, wo sonst?«
»Im Büro sollten Sie sein. Mir sind Gerüchte zu Ohren gekommen, daß sich etwas Entscheidendes verändert hat.«
»Das stimmt, Sir. Dr. Tod gibt es nicht mehr!«
Meinen Boß konnte man so gut wie gar nicht schocken. Diesmal jedoch schaffte ich es, denn es blieb ruhig im Hörer, so daß ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen konnte. »Sagen Sie das noch mal, John!«
Ich wiederholte den Satz.
»Und Sie sind sich sicher?«
»Fast, Sir.«
»Aha, schon wieder ein Pferdefuß. Mir dauert es zu lange, bis Sie sich endlich bequemt haben, ins Büro zu kommen. Berichten Sie mir am Telefon, was sich getan hat!«
Ich beschloß mich zu verteidigen. In knappen Worten legte ich meinem Chef dar, weshalb ich noch nicht im Büro war, doch er hatte diesmal kein Verständnis. »Außergewöhnliche Fälle erfordern eben außergewöhnliche Maßnahmen. Wenn Solo Morasso erledigt ist, was kommt
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