0230 - Dr. Tods Rache
zurückgeben?
Bevor ich mich zu einer Antwort entschließen konnte, griffen die beiden Männer ein.
»Können wir ihn hineinbringen?«
»Ja, bitte.« Ich trat zur Seite. »Lassen Sie ihn in der Diele stehen.«
»Sehr wohl, Sir.« Die beiden Männer hoben den Sarg an. Auf ihren Mützenschirmen stand der Name des Beerdigungsinstituts.
Ewiger Friede hieß der Laden. Ich kannte ihn, denn das Geschäft hatte einmal Logan Costellos Bruder gehört, wurde jetzt allerdings von einem anderen Mann betrieben, der sicherlich in Logan Costellos Diensten stand. Allerdings fehlten uns die Beweise.
»Das war's dann, Sir«, sagte der Sprecher und nickte mir zu, bevor er und sein Partner sich verzogen.
Ich entfaltete eine fieberhafte Aktivität. Sofort lief ich in den Wohnraum und wäre fast über den Sarg gestolpert.
Den rechten großen Zeh stieß ich mir und unterdrückte nur mühsam einen Fluch.
Die Nummer des Beerdigungsinstituts hatte ich schnell gefunden.
Ich rief an, doch keiner ging ans Telefon. Die wußten Bescheid und hielten sich zurück.
Suko!
Er mußte rüberkommen, und ich läutete nach nebenan durch.
Shao hob ab. Sie begann zu lachen. »Hast du dich auch verschlafen, John?«
»Ein wenig. Ist Suko fertig?«
»Ja, er wollte…«
»Er soll sofort zu mir kommen.«
»Ist was passiert?« Shao hatte schon fast das mißtrauische Wesen der Sheila Conolly entwickelt.
»Noch nicht, aber ich muß ihn sprechen.«
»Ich sage ihm Bescheid.«
Ich zündete mir eine Zigarette an und ging in die Diele. Noch einmal betrachtete ich mir die wirklich gut gefertigte Totenkiste.
Dabei fiel mir ein weißer Streifen auf, der aus dem Schlitz zwischen Unter- und Oberteil hervorlugte.
Ich bückte mich, faßte mit spitzen Fingern zu und zog einen weißen Zettel hervor. Er war beschriftet.
Dr. Tod schickt seine Leiche, las ich.
Ich kam nicht dazu, mir näher darüber Gedanken zu machen, denn ich hörte Suko vor der Wohnungstür. Rasch öffnete ich.
»Was ist denn los?« fragte der Chinese.
»Komm rein!«
Kaum hatte Suko die Schwelle überschritten, als er wie angewurzelt stehenblieb. Er schluckte, und seine Augen wurden groß. »Das — kann doch nicht wahr sein. Ein Sarg?«
»Siehst du doch.«
»Vielleicht ein Scherz?«
»Nein, das nicht.« Ich schüttelte den Kopf und reichte Suko gleichzeitig den Zettel. »Noch nie habe ich gehört, daß Dr. Tod oder die Mordliga scherzen.«
»Stimmt auch wieder.« Suko las den Text und murmelte ihn mit.
»Das verstehe, wer will, ich nicht.«
»Es bleibt uns nur eine Möglichkeit. Wir öffnen den Sarg, dann sehen wir ja, wer darin liegt, falls überhaupt.«
»Hast du da schon einmal einen Blick hineingeworfen?«
»Noch nicht.«
»Dann los.«
»Augenblick noch.« Ich holte mein Kreuz hervor, hängte es vor meine Brust. Auch die Beretta war griffbereit. Sollten wir irgendwie überrascht werden, dann wollte ich in der Lage sein, schnell zu reagieren. Als wir uns bückten, da erkannten wir sofort, daß der Deckel nicht festgeschraubt war. Suko faßte an einem, ich am anderen Ende an.
Es war ein Klacks. Wir hoben den Deckel gemeinsam hoch und ließen ihn fast vor Schreck fallen, als wir den Inhalt sahen.
Vor uns lag Solo Morasso!
Ich stand wie ein Denkmal und rührte mich erst, als die Zigarettenglut meine Lippen anwärmte. Hastig riß ich die Kippe aus dem Mund und warf sie in einen Ascher.
»Solo Morasso!« stöhnte Suko. »Verdammt, damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.«
Ich auch nicht, wenn ich ehrlich sein sollte. Sein Anblick war furchtbar.
Halb Mensch — halb Skelett!
Die Piranhas hatten ihre teuflische Arbeit ausgezeichnet verrichtet. Und wieder dachte ich an die Szene, wie Morasso, von meiner Kugel getroffen, in das Becken gestürzt war und die Fische ihn als willkommenes Opfer ansahen.
»Die Kugel muß aus dem Kopf wieder ausgetreten sein«, sagte Suko leise. »Nur noch das Loch ist zu sehen.«
Ich nickte. Sprechen konnte ich nicht. Dieser fürchterliche Anblick schnürte mir einfach die Kehle zu. Gleichzeitig merkte ich, daß sich in meinem Magen etwas tat. Ich mußte aufstoßen und brachte noch ein wenig Kaffee mit hoch. Suko hatte sich gebückt.
Er streckte seine Hand aus und berührte die Knochen. »Kalt«, sagte er. »Kalt…«
»Und der grüne Schleim?« Er war mir erst beim zweiten Hinsehen aufgefallen, denn er befand sich unter dem Toten, wo er eine dünne Schicht bildete.
Suko hob die Schultern. »Keine Ahnung. Ob die Leiche ihn abgesondert
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