0230 - Dr. Tods Rache
schaffen«, erwiderte ich.
Suko nickte. Ihm war anzusehen, daß ihm der Anblick des Toten ebenfalls zusetzte.
Ich deutete auf den Deckel. »Faß mal mit an.«
Gemeinsam hievten wir den Sargdeckel in die Höhe. »Wegen dieses Satans muß man noch arbeiten«, beschwerte sich Suko und schüttelte den Kopf. »Wirklich, ich habe keinen Bock.«
Ich grinste schief. »Arbeit adelt, mein Lieber.«
»Jawohl, Sir John.«
Trotz meiner leichten Sprüche war ich froh, den Deckel endlich auf dem Unterteil zu haben. Der gräßliche Anblick des Solo Morasso schlug mir irgendwie auf den Magen. Vor allen Dingen vielleicht deshalb, weil ich daran nicht ganz unschuldig war.
Während ich zum Telefon ging, schraubte Suko den Sargdeckel fest. »Der sitzt«, sagte er zufrieden.
Ich hatte schon eine bestimmte Nummer gewählt. Und zwar die Mordkommission. Als der zuständige Leiter meine Stimme hörte, ahnte er Schlimmes und wurde schon unruhig. Ich besänftigte ihn mit wenigen Worten und machte ihm nur klar, daß er einige Männer und einen Wagen schicken sollte. »Reichen zwei Leute?«
»Natürlich.«
»Die kann ich gerade entbehren.«
Ich klärte ihn noch darüber auf, daß er die Leiche in die Pathologie schaffen lassen sollte. »Aber das sage ich Ihren Leuten sicherheitshalber selber.«
»Geht klar.«
Froh, diesen Anruf hinter mich gebracht zu haben, drehte ich mich wieder um. Suko hatte in einem Sessel Platz genommen und beide Hände auf die Lehnen gelegt. »Was machen wir?«
»Kriminalistenarbeit.«
»Wie in den Fernsehfilmen.«
Ich setzte mich und streckte ebenfalls die Beine aus. »So ungefähr, mein Lieber. Wir warten das Ergebnis ab.«
»Glaubst du nicht daran, daß Morasso erledigt ist?«
Ich hob die Schultern und wiegte zudem zweifelnd meinen Kopf.
»So recht kann ich es nicht glauben, auch wenn ich den Gegenbeweis mit eigenen Augen gesehen habe. Aber es will mir einfach nicht in den Sinn, daß es ihn nicht mehr geben soll. All die Jahre…«
»Irgendwann ist Schluß.«
Ich klatschte in die Hände. »Aber er ist schon einmal zurückgekehrt. Denk daran.«
»Da waren die Vorzeichen auch andere.«
»Stimmt.«
Suko lachte. »Ich kann dich verstehen. Leider ist mit seinem Ausscheiden das Kapitel Mordliga nicht beendet, und das ärgert mich noch mehr. Zum Glück sind es nur noch drei.«
»Ein angeschlagener Boxer ist oft gefährlicher als ein topfiter«, gab ich zu bedenken. »Bei Morasso wußten wir, was er vorhatte. Dr. Tod wollte nach der Weltherrschaft greifen. Wie sieht es aber bei Lady X aus? Was hat sie sich alles ausgedacht? Wie wird sie reagieren? Das ist es, was mir Sorgen bereitet.«
»Vampiro-del-mar«, sagte Suko.
Sofort wußte ich, worauf er anspielte. Dieser Uralt-Vampir und Lady X vertrugen sich nicht. Zwischen ihnen bestand keine Partnerschaft, sondern mehr ein Waffenstillstand. Bisher hatte Dr. Tod dafür gesorgt, daß es zwischen ihnen nicht zur offenen Feindschaft oder Eskalation kam. Die Frage stellte sich nun, ob sich daran etwas geändert hatte und wir vielleicht die lachenden Dritten sein konnten.
Es waren Spekulationen, und wir mußten erst einmal abwarten, wie sich die Dinge überhaupt entwickelten.
In die Zukunft brauchten wir vorerst nicht gedanklich hineinzusteigen, denn die Türglocke erinnerte uns wieder an die Gegenwart. Ich stand auf.
»Das sind die beiden«, meinte Suko, als ich mich auf dem Weg zur Tür befand.
Über Lautsprecher redete ich mit den Männern, erklärte ihnen, daß sie ihren Plastikbehälter, der sargähnliche Formen hatte, ruhig unten lassen konnten.
»Machen wir, Sir.«
Wenig später standen die Männer in meiner Wohnung. Sie trugen graublaue Kittel. Es waren kräftige Burschen, die ich vom Ansehen her kannte. Jetzt erfuhr ich auch ihre Namen. Der dunkelhaarige hieß Spirea, der andere Burland. Burland war der kräftigere und grinste breit, als sein Blick auf den Sarg fiel. »Wie ist der denn in Ihre Wohnung gelangt, Sir?«
»Geflogen ist er nicht«, erwiderte ich.
»Sorry, Sir.«
Ich winkte ab. »Schon gut.«
Burland gab Spirea eine knappe Aufforderung. Die beiden bückten sich und hoben den Sarg an. Durch die schmale Diele schleppten sie ihn. Da die Wohnungstür offenstand, konnten sie in den Flur gehen, wo sie sich sofort nach links zu den Fahrstühlen hinwandten.
Ich ging neben ihnen her.
Burland fragte: »Haben Sie besondere Anweisungen, Sir?«
»Nein, fahren Sie nur auf schnellstem Wege in die Pathologie. Ich werde ebenfalls bald da sein.«
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