0230a - Tödliche Gier
nach vorn und sah zu spät die Waffe.
Er wollte in Deckung gehen, aber es war zu spät.
Die erste Kugel fuhr über den Kopf des Mexikaners und schlug gegen das Metall eines Aktenschranks. Noch bevor sich der Mexikaner von seinem ersten Schrecken erholt hatte, schoß Jock Henderson zum zweiten Male. Dieser Schuß traf Pedro Ayala genau zwischen die Schulterblätter, bevor er die rettende Tür zu erreichen vermochte.
Jock Henderson blickte mit kalten Augen auf den toten Mexikaner.
»Pedro war ein Risiko«, meinte er erklärend. »Der Boß forderte für unsere Sicherheit seinen Tod.«
Dann legte er die Waffe vorsichtig in den Schreibtisch zurück und steckte den Briefumschlag in die Brusttasche.
Die beiden Männer starrten ihn noch immer ungläubig an.
»Hättest ihn nicht gleich zu erschießen brauchen«, murrte Chet Pallo schließlich. »Es wäre auch auf andere Art gegangen.«
»Beschwere dich beim Chef«, verteidigte sich Jock Henderson. »Aber vergiß nicht, daß dieser Mord auch in deinem Interesse geschah. Pedro war ein guter Kurier, aber ich bezweifle, daß er bei den Cops den Mund gehalten hätte, wenn sie ihn erst einmal geschnappt hätten. Ich knalle ja schließlich nicht zu meinem eigenen Vergnügen.«
»Was machen wir jetzt mit ihm?« fragte Louis Fisher kleinlaut.
»Bringt ihn ’raus in seinen Wagen«, schlug Henderson vor. »Chet fährt den Buick irgendwohin in die Gegend, und ein Streichholz löst dann das Problem.«
»Und was geschieht, wenn die Cops diesen Schwindel entdecken?« knurrte Chet Pallo. Er ärgerte sich, weil es jetzt so aussah, als müßte er seine Pläne wieder einmal ändern. »Es wird nicht lange dauern, bis sie wissen, daß der Tote Pedro war.«
»Na, und wenn schon?« meinte Henderson beruhigend. »Sie wissen aber noch lange nichts von uns. Los, schafft ihn schon ’raus!«
Chet Pallo und Louis Fisher trugen den Mexikaner hinaus.
Als sie wieder in das Büro zurückkehrten, starrte Jock Henderson mißmutig auf den dunklen Fleck am Boden. »Erledigt?« fragte er.
Chet Pallo nickte.
»Ich bringe ihn gleich weg«, knurrte er. »Vorher brauche ich aber noch zwei Kanister Benzin.«
Jock Henderson nickte.
»Ich habe einen Reservekanister in meinem Wagen«, sagte er. Dann wandte er sich an den Kleinen. »Louis! Du gehst ’rüber zum Drugstore und kaufst ein Reinigungsmittel. Beeile dich.«
Chet Pallo starrte hinter Fisher her, der mit einem mürrischen Gesicht verschwand.
»Ich verschwinde jetzt«, meinte er und steckte sich eine Zigarette an. »Wenn du den Chef siehst, sag ihm, ich erwartete für diese Extraarbeit eine Sonderbezahlung. Schließlich riskiere ich ja meinen Kragen dabei.«
Jock Henderson antwortete nicht, sondern starrte finster hinter ihm her, als Pallo das Büro verließ.
Bevor Louis Fisher in den Drugstore ging, telefonierte er. Sein Gesicht wurde noch mürrischer. Dann kaufte er ein Teppichreinigungsmittel.
Fünf Minuten später war er wieder im Büro des Lagerschuppens. Er atmete erleichtert auf, als er sah, daß der Buick mit dem Toten verschwunden war.
***
Chet-Pallo hielt in der dunklen Nebenstraße gegenüber der Garage an und angelte sich den leeren Benzinkanister vom Hintersitz des Buick. Mit langen Schritten ging Palla zu der Garage und drückte dem Tankwart den Kanister in die Hand.
»Voll machen«, knurrte er. »Habt ihr auch ein Telefon hier?«
Der Bursche deutete mit dem Daumen über die Schulter.
»Im Büro«, sagte er. »Bedienen Sie sich und lassen Sie den Nickel beim Apparat liegen.«
Chet Pallo nickte und ging in das Büro. Von hier aus konnte er den Jungen und den Buick auf der anderen Straßenseite sehen.
Er wählte eine Nummer, knurrte ein paar Worte in die Muschel und hängte sofort wieder auf. Dann suchte er in seinen Taschen die richtige Münze und legte sie auf den kleinen Tisch.
Als er das Büro verließ, schäumte das Benzin schon ein wenig über den Kanister.
Chet-Pallo zog eine Note aus der Brieftasche, gab sie dem Burschen und griff nach dem Kanister.
»Das Wechselgeld kannst du behalten«, brummte er und ging zu dem Buick hinüber. Sekunden später brauste er ab nach Norden, zum Hudson und den Palisades an seinem westlichen Ufer.
***
Wir fuhren mit Rotlicht und heulender Sirene durch die dunklen Straßen von New York. Wir, das waren mein Freund Phil Decker und ich, Jerry Cotton.
Als wir in die Nähe der Hafengegend kamen, schaltete ich Sirene und Rotlicht aus. Wir wollten die Leute nicht auf uns aufmerksam
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