0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
halten können.«
»Völlig ausgeschlossen.«
»Okay, Lieutenant, dann schicken Sie Ihre Leute nach Hause.«
»Sollen wir irgendwelche Verstärkungen in die Desbrosses Street schicken?«
»Warum? Die Desbrosses Street ist nur eine Straße wie alle anderen.«
»Werden Sie heute Nacht nicht dort sein?«
»Doch, aber ich glaube, Phil und ich brauchen weniger Schutz als alle anderen. Wir sind schließlich Besitzer zweier gut funktionierender Pistolen und verstehen, damit umzugehen.«
Clay zuckte die Achseln.
»Wie Sie wünschen«, sagte er. »Je mehr ich von meinen Männern nach Hause schicken kann, desto lieber ist es mir. — Also los, fahren wir jetzt zu Ihrem Chef.«
***
Mr. High ließ für den Lieutenant Kaffee kommen. Für Phil und mich gab es einen Schluck Whisky.
Die Berichte und eingegangenen Meldungen stapelten sich auf dem Schreibtisch des Chefs.
»Ich bekam vor einigen Stunden einen Anruf von Richter Williams«, begann Mr. High die Konferenz. »Er wünschte die Vorlage weiteren Belastungsmaterials gegen Rallaro und Genossen. Er hat die Zeitungsberichte gelesen. Wahrscheinlich hat er auch unsere Berichte gründlicher studiert, als es heute Morgen der Fall gewesen ist. Bei ihm sind gewisse Bedenken aufgetaucht, ob die vorliegenden Beweise die Ausfertigung unbefristeter Haftbefehle rechtfertigen.«
»Um alles in der Welt!«, rief Phil. »Er will die Haftbefehle doch nicht aufheben?«
Mr. High lächelte ein wenig resignierend. »Zwischen Richter C. B. Douglass, der Republikaner ist, und Richter Williams, der mehr zu den Demokratien neigt, bestehen gewisse Meinungsverschiedenheiten in der Auslegung grundsätzlicher Verfassungsvorschriften. Ich glaube, in Richter Williams sind gewisse Bedenken aufgetaucht, dass unser Material nicht zur Verurteilung aller Mitglieder der Rallaro-Gang ausreichen könnte, und für Richter C. B. Douglass wäre es ein Triumph, wenn Männer, die aufgrund eines Williams-Haftbefehls festgehalten wurden, von den Gerichten freigesprochen oder zu geringen Strafen verurteilt werden. Sie wissen, dass es Zeitungen gibt, die diese Fälle mit Genuss ausschlachten, und kein Richter liest seinen Namen gern in einem solchen Zusammenhang. In unserem Land herrscht die Ansicht vor, dass es besser sei, einen Verbrecher nicht zu fangen, als die grundsätzlichen Menschenrechte zu verletzen.«
Mr. High nahm ein anderes Papier vom Schreibtisch. Er sah mich an.
»Richter Williams hat richtig erkannt, dass Sie, Jerry, im Augenblick der einzige Zeuge von wirklichem Wert sind. Er wünscht, Sie zu sprechen.«
»Einverstanden! Hoffentlich hat er nach der Unterredung nicht die Überzeugung gewonnen, dass ich auch nicht viel mehr gesehen habe, als dass ein Mann aus dem Dunkel heraus erschossen wurde, und dass ein paar Burschen wie wild um sich ballerten.«
Mr. Highs Lächeln vertiefte sich.
»Haben Sie mehr gesehen, Jerry?«
Phil mischte sich ein. »Hören Sie, Chef! Die Facts liegen doch klar auf der Hand. Es kann bewiesen werden, dass Maraz und Casta zur Rallaro-Gang gehörten. Sie schossen Montalban schwer an und versuchten, Jerry und mich auszulöschen. Niemand kann glauben, dass sie es zum Privatvergnügen taten.«
»Niemand glaubt es, Phil«, bestätigte der Chef, »aber ein Richter denkt nicht an die Wahrscheinlichkeit einer Situation, er denkt an den Prozess, der geführt werden muss, um die Gangster zu bestrafen. In dem Prozess stehen den Angeklagten Anwälte zur Verfügung, und jeder Anwalt wird die Schießerei in der Desbrosses Street mit einer Handbewegung unter den Tisch wischen. Die beiden Gangster, die schossen, sind tot. Rallaro wird behaupten, die Männer nicht zu der Tat veranlagt zu haben. Niemand kann das Gegenteil beweisen.« Wieder sah Mr. High mich an. »Ich habe das unangenehme Gefühl, im Hinblick auf den Mord auf dem Pier 29 liegt die Sache nicht viel anders.«
»Nicht ganz so schlecht«, knurrte ich. »Dass Rallaro und seine Leute dort waren, als Matthew Bender erschossen wurde, steht fest. Dafür haben Sie nicht nur mich als Zeugen, sondern auch den Kapitän der Dolores. Allerdings wird es schwierig werden, wenn wir eindeutig feststellen wollen, wer Matthew Bender erschoss.«
»Der Richter will Sie morgen früh sprechen, Jerry. Ich glaube nicht, dass er die Haftbefehle sofort löschen wird. Wahrscheinlich billigt er uns noch eine Frist von zwei oder drei Tagen zu. In dieser Frist müssen wir neues Material gegen Rallaro beschaffen. Lieutenant Clay, Sie kennen die
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