0231 - Der Tod spielt auf im Treppenhaus
gepresst, aus der Wohnung.
Sie erschossen ihn, bevor er das Geländer erreicht hatte. Die MP entglitt seinen Händen, sein Körper krümmte sich nach Vorn, und bevor irgendjemand ihn halten konnte, fiel er, den Kopf voran, über das Geländer.
Es war vorbei. Phil und ich traten auf das Podest hinaus, immer noch hustend und uns die Tränen aus den Augen wischend.
Einer der Männer kam uns entgegen, auch er in keinem besseren Zustand als wir.
Sein dunkles Puerto Ricaner-Gesicht verschwamm vor meinen tränenden Augen, aber dass er lächelte, konnte ich erkennen.
»Ich freue mich, dass wir rechtzeitig kamen«, sagte er.
»Wer sind Sie?«, krächzte ich.
Er zog die Augenbrauen hoch, hustete ein paarmal und antwortete: »G-men wie Sie, selbstverständlich.«
***
Sie waren FBI-Beamte puertoricanischer Herkunft vom Sonderdezernat in Washington. Mr. High, unser Chef, hatte sie angefordert, als wir unseren Einsatz begannen, ohne uns ein Wort zu sagen. Einzeln waren sie in die Umgebung des Hauses Nr. 162 in die Desbrosses Street eingeschleust worden. Sie unternahmen nichts gegen Rallaro. Sie schalteten sich nicht in die Nachforschungen ein, sondern sie standen nur bereit für den Fall, dass Rallaro versuchen sollte, auf massive Weise mit uns aufzuräumen. Sie wären sang- und klanglos, vielleicht sogar ohne uns zu sprechen, nach Washington zurückgekehrt, wenn der kritische Augenblick ausgeblieben wäre. Aber als er kam, traten sie an. Sie waren eine Art Schutzengel für uns. Ich denke, das kennzeichnet ihre Aufgabe am besten.
Wir machten Bilanz.
Der Mann, der die erste Garbe abgefeuert hatte, den Phils Kugel erwischt hatte, und der nun tot neben Floyd Bereira auf dem Pflaster des Flures lag, war Rino Galvarez, Juanas Bruder. Außer ihm und Bereira war nur noch Mad Bonrigas von einer Kugel am Knie erwischt worden. Die anderen Gangster, praktisch der Rest der Rallaro-Bande, waren unverletzt. Zwei Burschen war es gelungen, über die Feuerleiter zu türmen.
Rino Galvarez angeblicher Verrat war nur ein Täuschungsmanöver gewesen. Während Juana in der Hoffnung, ihren Bruder zu retten, zu uns eilte, stieg ein zweiter Gangster über die Feuerleiter in ihre Wohnung ein. Er brachte die MP für Galvarez mit, und die Gangster stellten sich in Bereitschaft.
Die Hauptgruppe unter Bereiras Führung drang von der Straße her ins Haus ein. Ursprünglich hatten sie den Überfall so geplant, dass Galvarez uns aus unserer Wohnung locken sollte. Sie nahmen als sicher an, dass einer von uns die Polizei alarmieren würde, und sie hatten damit schließlich auch richtig gerechnet. Sie hofften, mindestens einen von uns auf Anhieb erledigen zu können. Galvarez schoss zu früh. Wahrscheinlich glaubte er, ich gäbe im Licht aus unserer Wohnung ein gutes Ziel ab. Dadurch wurde Phil gewarnt, aber letzten Endes gaben die vier Kollegen aus Washington den Ausschlag.
Und Juan Rallaro? Er war nicht unter den Gefangenen. Er war auch nicht unter den beiden Männern, denen die Flucht gelungen war. Er hatte wieder einmal andere für sich kämpfen und sterben lassen.
Seine eigenen Leute sagten es uns. Er wartete in einem Haus in der Welfaire Avenue, jenseits des Harlem River auf die Meldung vom Gelingen des Überfalles. In diesem Haus hatte sich die Bande versteckt gehalten.
Keine Stunde später, nachdem die Gefangenen einer Gruppe von Cops übergeben worden waren, fuhren wir in zwei Wagen zur Welfaire Avenue hinaus.
Trotz ihres schönen Namens ist das nicht mehr als eine Vorstadtstraße voller biederer Einfamilienhäuser.
Das Haus Nr. 255 unterschied sich in nichts von den anderen. Ein kleiner Vorgarten trennte es von der Straße. Die Fensterläden waren geschlossen.
Wir stiegen aus den Wagen. Unsere puertoricanischen Kollegen hielten die Maschinenpistolen unter den Armen.
Die Tür war geschlossen. Fußtritte sprengten das Schloss.
Niemand von uns ging vorsichtig vor. Es war, als wüssten wir alle, dass keine Gefahr mehr bestand.
Wir fanden Juan Rallaro in einem Raum, der offenbar als Wohnraum diente. Der ehemalige Beherrscher der Slums lehnte mit dem Rücken an der Wand. Er hielt eine Pistole in den Händen, aber er richtete sie nicht gegen uns.
Ich ging auf ihn zu.
»Weg mit der Pistole, Rallaro!«, befahl ich.
Er öffnete die Finger. Die Waffe fiel auf den Boden.
Einer der G-man reichte mir ein paar Handschellen. Die Stahlbänder schlossen sich um Rallaros Gelenke.
»Juan Rallaro«, sagte ich leise, »ich verhafte Sie wegen Mordes,
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