Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0231 - Meer der weißen Särge

0231 - Meer der weißen Särge

Titel: 0231 - Meer der weißen Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auch nichts getan. Aber er hätte es. Aus ihm wäre sicherlich noch eine Fledermaus geworden, die Blut brauchte. So sahen die Tatsachen aus. Ich versuchte, dieses Franca mit behutsamen Worten beizubringen, es war fast unmöglich, denn sie wollte es nicht so recht begreifen.
    »Hätte man ihn denn nicht retten können?«
    »Nein, nur auf diese Art und Weise, wie ich es getan habe. Das war die Rettung – sein Tod.«
    »Ich begreife es nicht…«
    »Sollten wir nicht lieber zurückfahren?« schlug Commissario Tolini vor.
    Ich dachte an das Grab, das Franca und Marco entdeckt hatten.
    Dann schaute ich wieder auf das Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren. Nein, Franca würde wohl kaum in der Lage sein, uns zu dem Grab hinzuführen. Nicht in ihrer jetzigen Verfassung, wir mußten ihr einfach Zeit geben, nicht der Kommissar stimmte mich um, sondern sie in ihrem Zustand. Deshalb nickte ich.
    »Es ist gut, wir fahren zurück.«
    »Ich will nicht nach Hause«, flüsterte Franca. »Nicht in meine Wohnung, da habe ich Angst.«
    »Das brauchen Sie auch nicht. Der Kommissar weiß sicherlich einen guten Platz für Sie, an dem Sie sicher sind.«
    »Bei der Polizei?«
    »Warum nicht?«
    »Aber ich…«
    »Keine Bange, dort kommt niemand hin. Und trockene Kleidungsstücke wird es dort sicherlich auch geben?« Dabei schaute ich Tolini fragend an. Er nickte.
    Franca Patelli hob die schmalen Schultern. »Wenn Sie meinen.«
    Ich gab Tolini ein Zeichen. Der Kommissar drehte auf, und mit schäumender Bugwelle rauschten wir durch den Kanal unserem neuen Ziel entgegen.
    Meinen Platz hatte ich am Heck gefunden, und hinter meiner Stirn wirbelten schwere Gedanken, denn die nahe Zukunft sah ziemlich grau aus…
    ***
    Nicht nur in der Lagunenstadt Venedig stürmten Jahr für Jahr Tausende von Touristen, auch der herrliche Strand war ein ebenso begehrtes Ziel. Hier lagen sie dann in der prallen Sonne wie die Ölsardinen, schauten auf die vor ihnen wogende Adria und ließen ihre Haut bräunen.
    Es gab nicht nur die Touristenstrände. Exklusive Hotels hatten sich ebenfalls etabliert. Aber nicht dort, wo sich der Touristenstrand befand, sondern auf den Inseln, die wie kleine Flecken im Blau des Golfes lagen. Wer in diesen Hotels wohnte, der wurde mit Booten herangefahren, erlebte ein Höchstmaß an Komfort und blieb von dem normalen Touristen getrennt.
    War die Personaldecke in den üblichen Hotels ziemlich dünn, so traf das für die exklusiven Schuppen nicht zu. Hier wurde die feine Gesellschaft von vorn bis hinten bedient, man trug ihnen die Liegestühle an den Strand brachte die Drinks und blies den Gästen Zucker wer weiß wohin.
    Natürlich hatte dies alles seinen Preis, doch wer die Millionen besaß, der schaute nicht auf Kleingeld.
    Noch bevor die Sonne aufging, waren die ersten Helfer unterwegs. Zu ihnen gehörte auch Pablito, ein Spanier, der irgendwann einmal in Venedig hängengeblieben war. Pablito, der kleine Pablo, wie er eigentlich hieß, war in Wirklichkeit nicht so klein, sondern ein stämmiger Bursche mit grauschwarzen Haaren, die ein wirres Lockenmuster auf seinem Kopf bildeten.
    Pablito war immer einer der ersten, die das Hotel verließen und zum Strand gingen. Den Wetterbericht hatte er genau im Kopf, deshalb wußte er, daß mit Anbrechen des neuen Tages strahlender Sonnenschein über Venedig liegen würde. In der vergangenen Nacht war es etwas bewölkt gewesen, doch der frische Morgenwind hatte die dicken Wolken vertrieben. Es würde wirklich ein schöner Tag werden, Pablito hatte da so seine Erfahrungen.
    Seine Aufgabe war es, die Liegestühle zu richten und den Strand von irgendwelchem Unrat zu reinigen. Zwar lag kaum etwas herum, des abends wurde auch gesäubert, aber über Nacht konnte ja etwas angeschwemmt sein, was den Augen der Gäste nicht genehm war. Das würde Pablito sofort entfernen.
    Er verließ das Hotel durch einen Seiteneingang. Der gewaltige Bau war im viktorianischen Stil errichtet, dicke Mauern, die in der Sonne oft braungold leuchteten.
    Das Portal wurde von zwei gewaltigen Säulen gestützt, die zur Hälfte die Umrisse von steinernen Löwen zeigten. Eine breite Treppe führte hoch zu der großen Glastür, hinter der die vollklimatisierte Halle begann.
    Mit seinem kleinen Wagen zog Pablito in Richtung Strand. Noch sah die Luft irgendwie schmutzig aus. Die Nacht konnte sich nicht entscheiden zu fliehen, und der Tag war nicht nah genug herbeigeeilt, um das Grau abzulösen.
    Das Morgengrauen würde Schnell

Weitere Kostenlose Bücher