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0231 - Meer der weißen Särge

0231 - Meer der weißen Särge

Titel: 0231 - Meer der weißen Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihn innehalten.
    »Was ist denn?« fragte der Beamte.
    Eine akustische Antwort bekam er von dem Chinesen nicht. Suko deutete nur nach vorn, wo sich plötzlich ein Schatten über das Wasser schob. Der Schatten wurde größer, wir konnten ihn jetzt besser erkennen und identifizierten ihn als eine Gondel.
    Sie schob sich aus einem kleinen Seitenkanal. Zur Hälfte war sie schon zu sehen, und sie schien lautlos und von unsichtbaren Händen gesteuert zu werden.
    Als das letzte Drittel der Gondel in unser Sichtfeld geriet, da sahen wir auch den Mann, der sie lenkte. Sein schmaler Körper hob sich wie ein Scherenschnitt von der grauen Dunkelheit ab.
    Franca stieß einen Schrei aus und klammerte sich im nächsten Augenblick an mir fest.
    »Was ist denn?«
    »Der… Mann dort …« Ihre Stimme bebte. »Das ist Marco!«
    ***
    Verdammt, damit hatten wir wohl alle nicht gerechnet. Ich hörte es an den Geräuschen, die Tolini ausstieß, und auch Suko zeigte ein betroffenes Gesicht.
    Es stellte sich eine Frage. Lebte Marco noch, oder wurde die Gondel von einem Untoten, vielleicht einem Vampir, gesteuert? Das mußten wir herausfinden.
    Ich gab Tolini ein Zeichen. »Fahren Sie auf die Gondel zu!« flüsterte ich, »aber vorsichtig.«
    Tolinis Augenbrauen zuckten. Seine Hände spielten nervös.
    »Glauben Sie denn…«
    »Fahren Sie erst mal.«
    Er ließ den Motor an. Ich drückte Franca Patelli zur Seite und befahl ihr, sich auf den Boden zu legen, was sie auch tat, wobei mir ihr Gesichtsausdruck zeigte, daß sie nicht so recht verstanden hatte.
    Der Motor unseres Bootes kam mir in der Stille unnatürlich laut vor. Den seltsamen Gondoliere schien das überhaupt nicht zu stören. Er behielt seinen einmal eingeschlagenen Kurs bei und lenkte die Gondel in den etwas breiteren Kanal.
    Wieder einmal wurde ich an das Abenteuer mit der Todesgondel erinnert. Nur stand damals ein Sarg auf der Gondel, was hier nicht der Fall war.
    Die Vampire hatten ebenfalls bemerkt, daß sich etwas anbahnte.
    Sie zogen zwar nach wie vor ihre Kreise, waren jedoch tiefer gegangen und ließen, so schien es mir, das Boot nicht aus den Augen.
    Wahrscheinlich befand sich dort ein Diener von ihnen.
    Wir näherten uns der Gondel im rechten Winkel. Wenn wir so weiterfuhren mußten wir irgendwann kollidieren.
    Die Spannung wuchs.
    Suko und ich hatten unsere Waffen gezogen, während der Kommissar gespannt am Ruder stand und ebenfalls das fremde Boot nicht aus den Augen ließ.
    Der Gondoliere tat, als hätte er uns überhaupt nicht bemerkt. Er stand wie eine Statue am Heck des Bootes, tauchte die Stange ins Wasser, bewegte seine Arme dabei rhythmisch vor und zurück, und es sah so aus, als würde ihn niemand stoppen können.
    »Marco… mein Marco …« Franca hauchte den Namen ihres Freundes mit tränenerstickter Stimme. Sie kniete jetzt, hatte die Arme hoch erhoben und die Hände zusammengepreßt. Auch sie schien zu ahnen, daß mit Marco nicht mehr alles so war wie früher, und wir glitten mit unserem Boot noch näher an ihn heran.
    Mittlerweile konnten wir sein Gesicht erkennen. Zwar nur als einen bleichen Fleck, aber wir machten aus, daß er stur geradeaus schaute, uns wollte er anscheinend nicht bemerken.
    Bevor es soweit kam, daß wir die Gondel rammten, flüsterte ich dem Chinesen zu: »Achte du bitte auf die Vampire, ich kümmere mich schon um Marco.«
    »All right.«
    Rasch drehte ich mich um, denn für meinen Geschmack hatte das Boot noch zuviel Tempo. »Können Sie etwas Fahrt wegnehmen?« fragte ich den Commissario.
    »Dann muß ich den Motor abstellen!«
    »Tun Sie das!«
    Das Tuckern verstummte. Wir hatten noch soviel Schub, daß wir auch ohne Motor die Gondel erreichen konnten. Schwankend näherten wir uns dem Gefährt, die Wellen trugen uns weiter, die Entfernung schmolz zusammen, jetzt waren es nur wenige Yards, und der unheimliche Gondoliere kümmerte sich noch immer nicht um uns. Er mußte sich seiner Sache sehr sicher sein.
    Einen Plan hatte ich längst gefaßt. Natürlich hätte ich schießen können, aber ich war mir meiner Sache nicht hundertprozentig sicher, aus diesem Grunde wollte ich eine andere Möglichkeit ergreifen und auf das andere Boot springen.
    Ich duckte mich. Dabei federte ich leicht in den Knien, um einen guten Absprung zu bekommen.
    Drei Yards noch…
    »Die Vampire kommen!« vernahm ich Sukos Stimme.
    Darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern. Für mich war der Mann auf der Gondel wichtiger.
    Zwei Yards…
    »Spring, John!«
    Als

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