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0231 - Meer der weißen Särge

0231 - Meer der weißen Särge

Titel: 0231 - Meer der weißen Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verließ, drehte er sich um und winkte seiner Freundin.
    Franca kam zögernd.
    »Mach schon«, drängte Marco. »Los, beeile dich. Sie wissen nicht, wo wir sind.«
    »Ja, ja…« Das Mädchen ging jetzt schneller. Es klammerte sich an Marco fest, als es ihn erreicht hatte. Einfach war es nicht, sich neben dem Kanal herzubewegen. Dort gab es nur einen schmalen Steg. Er schien an der Hauswand zu kleben. In der Breite konnte man ihn mit einem Sims vergleichen.
    Da mußten sie rüber!
    Franca hatte schreckliche Angst, daß sie abrutschen und in der schmutzigen Brühe landeten, aber es gab keinen anderen Weg für sie. Ewig konnten sie sich in dem verlassenen Haus nicht versteckt halten. Einmal schon waren sie gejagt worden und nur knapp entkommen, ein zweites mal würden sie sicherlich nicht mehr soviel Glück entwickeln.
    Über Francas Rücken rieselte es kalt, wenn sie an die unermeßliche Gefahr dachte, in der sie schwebten. Was sie gesehen und entdeckt hatten, war unbeschreiblich, unglaublich, und es gehörte in das Reich der Fabel und nicht in die Realität.
    Aber was war schon in Venedig Realität? In der Stadt, wo jeder nur mit der Vergangenheit lebte und irgendwie darauf zu warten schien, daß die Stadt endgültig versank.
    Von der Adria her blies ein landiger Wind. Er drang auch in die engen Gassen und kühlte die Gesichter der beiden jungen Menschen. Sie bewegten sich eng an der Hauswand entlang. Marco hatte die Spitze übernommen. Eigentlich hätte er zwei Hände gebraucht, um sich an der Wand entlangzutasten, aber er stützte sich nur mit einer ab. Die andere hatte er nach hinten gestreckt, so daß Franca seinen Arm umfassen konnte und ihr dieser Kontakt Sicherheit gab.
    Der Sims war ebenso bröcklig wie das gesamte Mauerwerk. An manchen Stellen waren Steine abgebrochen, und die beiden Flüchtlinge mußten ihre Schritte vergrößern, um die Lücken zu überqueren. Oft brach dicht vor Marco das Gestein weg. Mit einem dumpfen »Blupp« klatschten die Brocken jedesmal ins Wasser.
    Dieses Geräusch erzeugte bei Franca eine Gänsehaut. Es erinnerte sie daran, wie leicht auch sie abrutschen und nach unten fallen konnten.
    »Bitte… sei vorsichtig«, hauchte sie immer wieder.
    Marco hörte die Worte zwar, er kümmerte sich aber nicht darum.
    Er hatte genug mit sich selbst zu tun, preßte hart die Lippen auf einander und konzentrierte sich auf den Weg. Er war nur froh, daß sie nicht wieder angegriffen wurden, denn das war das schlimmste überhaupt.
    Marco wollte die Brücke erreichen. Sie war sein Ziel. Wenn sie dort ihren Fuß hingesetzt hatten, dann konnten sie zum ersten mal aufatmen, obwohl sie sich noch längst nicht in Sicherheit befanden, wie beide wußten.
    »Kannst du noch?« fragte Marco.
    »Geh weiter!« Die Stimme des Mädchens klang gepreßt. Sie zeigte ein wenig von der Angst, die Franca empfand.
    Der Weg zog sich in die Länge. Jeder Schritt kostete Nerven und Konzentration. Stoßweise ging der Atem des Mannes. Er spürte den Schweiß, der sich zu Tropfen sammelte und dann in langen Bahnen über sein Gesicht lief. Die Haare klebten auf der Haut. Manchmal verschwamm die Brücke auch vor seinen Augen, dann hielt er inne, konzentrierte sich aufs Neue, und weiter ging es.
    Die beiden schafften es. Vom Sims aus konnten sie sich, wenn sie die Arme hoben, an das Steingeländer festklammern und sich dann in die Höhe ziehen. Die Brücke verband zwei schmale Durchlässe, handtuchbreite Einfahrten, die ein kompakter Mensch kaum durchgehen konnte, weil er mit den Schultern an den Mauern schleifte.
    »Warte du!« sagte Marco und zog sich als erster in die Höhe.
    »Okay.«
    Marco streckte seinen Körper noch einmal, bekam die steinerne Umrandung zu fassen und zog sich in die Höhe. Mit den Knien und Füßen mußte er etwas nachhelfen, hatte es dann geschafft und stand auf der gebogenen Brücke.
    Er ruhte sich nicht erst aus, sondern beugte sich vor und streckte abermals seinen Arm aus, um seiner Freundin in die Höhe zu helfen.
    Obwohl Franca ein Leichtgewicht war, hatte Marco alle Mühe, sie auf die Brücke zu ziehen. Dort blieb sie erst einmal stehen, lehnte sich an die Brüstung und atmete tief durch.
    Franca brauchte die Erholungspause ebenso wie Marco. Beide zitterten am gesamten Leib. Die letzten Minuten waren einfach zu strapaziös gewesen.
    In ihren Augen schimmerte wieder Hoffnung und auch der Glaube daran, es doch noch schaffen zu können.
    An beiden Enden der Brücke begann der schlauchartige Weg. Er

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