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0231 - Meer der weißen Särge

0231 - Meer der weißen Särge

Titel: 0231 - Meer der weißen Särge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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suchen, und nahmen die Treppe.
    Breit schwang sich das Treppenhaus durch die gewaltigen Flure.
    Auch die Stufen waren sehr bequem, man konnte sie leicht nehmen, nur in den Gängen fand man sich nur schwer zurecht. Zum Glück wußte ich noch Bescheid. Es roch nach Bohnerwachs und anderen Putzmitteln. Als wir schließlich vor Tolinis Tür standen, öffnete sich die zum Nebenraum, und ein junges Mädchen mit einer Kaffeekanne trat auf den Gang.
    »Sie können uns einen mitkochen«, sagte ich zu ihr.
    Eine Antwort bekamen wir nicht. Die Kleine schaute uns nur hochnäsig von oben bis unten an und ging mit wackelndem Po davon. Er zeichnete sich deutlich unter dem grünen engen Lederrock ab.
    Als ich zu lange schaute, stieß Suko mich an. »Los, du Lüstling, schau lieber dem Kommissar ins Auge.«
    Ich verdrehte den Blick. »Als ob ich davon etwas hätte.«
    »Vielleicht Informationen. Die Frauen machen nur Ärger.«
    »Du mußt es ja wissen.«
    »Weiß ich auch.« Suko grinste, klopfte und öffnete die Tür. Es roch nach Kaffee und kaltem Zigarrenrauch. Der Kommissar hockte hinter dem alten Holzschreibtisch, hatte sein Kinn in beeide Handflächen gestützt, die Ärmel hochgekrempelt und schielte zur Tür.
    »Kommen Sie rein!«
    Tolini schaute uns mit einem traurigen Blick an. Geschlafen hatte er wohl wieder nicht, und ich fragte: »Kennen Sie eigentlich noch Ihr Bett, Meister?«
    »Nein.«
    »Und was sagt die Frau?«
    »Hat sich den Gasmann genommen. Aber nur im Dunkeln. Als der meine Alte im Hellen sah, hat er sie wieder laufen lassen.« Tolini lachte glucksend, wurde jedoch schnell ernst, als er unsere Gesichter sah. »Ich habe mal nachgeforscht. Viel ist dabei nicht herausgekommen, das will ich Ihnen ehrlich sagen.«
    »Wobei nachgeforscht?«
    »Diese komischen Fledermäuse lagen mir im Magen. Venedig ist ja reich an Geschichte, ich bilde mir auch ein, mich da ein wenig auszukennen, habe auch geblättert, aber gefunden habe ich nichts. Da können Sie die Jahrhunderte durchgehen…«
    Wir hatten inzwischen auf Holzstühlen Platz genommen.
    »Auch nicht bei den Dogengräbern?« fragte Suko.
    Tolini hob die Arme. »Es gibt sie«, gab er zu. »Aber da ist nichts Außergewöhnliches bei, glauben Sie mir.«
    »Dann müssen wir uns voll und ganz auf die Aussage des Mädchens verlassen«, stellte ich fest.
    »So ist es.«
    »Wo steckt sie eigentlich?«
    »In unserer besten Zelle.« Tolinis Hand näherte sich dem Telefonhörer. »Soll ich Franca holen lassen?«
    »Wäre am besten, bevor wir noch mehr Zeit verlieren.«
    Da öffnete sich die Verbindungstür, und die Kleine mit dem Lederrock betrat das Büro. Sie bekam einen roten Kopf, als sie uns sah. Das Geschirr auf dem Tablett in ihren Händen begann zu wackeln, ich hatte Angst, daß es fallen würde, grinste sie an und sagte:
    »Stellen Sie es schnell ab, sonst gibt es Scherben.«
    Tolini zeigte ein überraschtes Gesicht. »Was ist los? So kenne ich Gina gar nicht.«
    »Wir haben uns auf dem Gang kennengelernt.«
    »Und?«
    »Die junge Dame wollte uns keinen Kaffee mitkochen.«
    Gina schaute auf, noch immer rot im Gesicht. »Einen Moment, Signores, ich hole sofort zwei Tassen.«
    Als sie verschwunden war, lachten wir alle drei. Tolini meinte:
    »Manchmal hat sie ihre Launen, ansonsten ist sie brauchbar.«
    Wir warteten ab, bis Gina mit zwei leeren Tassen kam. »Und holen Sie noch eine dritte.« Tolini schickte sie noch einmal weg. »Für das Mädchen.« Danach gab er Bescheid.
    Etwa fünf Minuten später erschien Franca. Zum erstenmal sahen wir sie im Hellen. Sie machte einen bedauernswerten Eindruck. Unter ihren Augen lagen tiefe Ringe, die Lippen zuckten, die Hände spielten nervös, und die langen Haare hingen wirr bis auf die Schultern. Mit der Zungenspitze fuhr sie über die Lippen, das Lächeln fiel schwach aus, als sie uns begrüßte. Man hatte ihr andere Kleidung gegeben. Trockene Sachen. Eine verwaschene Jeans, einen Pullover mit V-Ausschnitt, darunter eine helle Bluse.
    Der Commissario holte ihr einen Stuhl aus dem Nebenraum. Kaffee bekam sie auch. Wir als Gäste ließen dem Kommissar den Vortritt, damit er die Fragen stellen konnte.
    Tolini bewies Einfühlungsvermögen und ließ es deshalb behutsam angehen. »Wie fühlen Sie sich, Franca?« erkundigte er sich.
    »Schlecht. Ich habe kaum geschlafen.« Ihre Stimme klang leise und auch tonlos.
    »Das kann ich verstehen, aber Sie werden sicherlich einsehen, daß wir an dem Fall arbeiten

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