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0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

Titel: 0231 - Wenn es Nacht wird in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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als eine normale Schußwunde. Sein Brustkorb hob und senkte sich langsam, gleichmäßig.
    Nicole erlebte eine innere Wiedergeburt. Ihre Erleichterung ließ sich nicht mit Worten beschreiben.
    Zamorra lebte!
    Sie bückte sich und küßte seine absolut trockene, lebendig warme Stirn.
    Sie hörte seinen Atem dicht am Ohr.
    »Liebling«, flüsterte sie kaum hörbar. Dann blickte sie wieder auf die Schußwunde, die aussah, als sei sie jahrealt und längst verheilt, nicht als ob sie erst vor rund einer Stunde verursacht worden wäre, wie es der Wahrheit entsprach!
    Dann wanderte Nicoles Blick noch weiter, zur Brustmitte.
    Dort lag Zamorras Amulett.
    Sie blickte es an und wußte plötzlich, wieso die Wunde so rasch verheilt war… zumindest glaubte sie, es zu wissen.
    Herlins Stern…
    Der Gedanke war fantastisch, fast absurd, aber Nicole spürte, daß nur das Amulett auf geheimnisvolle Weise Zamorras Leben geschützt hatte. Wie war nebensächlich und wahrscheinlich nie zu erklären.
    »Die Kugel müßte, wenn es wirklich eine gegeben hat, noch im Körpêr stecken«, hörte sie den Arzt sagen. »Einfach unglaublich.«
    Unglaublich…
    Nicole lächelte. Sie konnte plötzlich wieder lächeln. Ein Alpdruck war von ihrer Seele gewichen. Doch dann erlosch dieses Lächeln ebenso jäh.
    Ihr Blick traf die Silberkette, mit der das Amulett normalerweise um Zamorras Hals hing.
    Es war - zerrissen.
    »Wer hat die Kette zerrissen?« fuhr sie hoch und schleuderte die Frage in die Runde.
    Allgemeines Achselzucken.
    »Wir haben an dem Verletzten nichts verändert«, antwortete einer der Polizisten. »Als wir das Zimmer betraten, war die Kette bereits zerrissen und dieser komische Schmuck lag auf der Brust des Mannes.«
    »Er lag auch schon auf dem Rücken?« Nicoles Stimme zitterte leicht.
    Nicken.
    »Das verstehe ich nicht…«
    Wenn Zamorra, von der Kugel des Alten getroffen, hingestürzt war, konnte es durchaus möglich sein, daß bei dieser Gelegenheit das Silberkettchen entzwei gerissen worden war. Daran war nichts Außergewöhnliches.
    Die eigentliche Frage, die Nicole beschäftigte, war jedoch, wer Zamorra dann das Amulett auf die Brust gelegt hatte!
    Zamorra selbst? Dann hätte er, nachdem er getroffen wurde, noch einmal bei Bewußtsein gewesen sein müssen.
    Oder hatte es der schießwütige Alte getan?
    Dieser Gedanke war noch abwegiger.
    Nicole entschloß sich, Zamorra danach zu fragen, sobald er das Bewußtsein wiedererlangte.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter.
    Sie drehte den Kopf.
    Kerr stand hinter ihr. Ihr Freund Kerr.
    »Wo warst du denn so lange?« Nicole erhob sich und gab dem Druiden den Blick auf Zamorra frei. »Babs sagte, sie würde dir sofort Bescheid geben…«
    »Tut mir leid«, winkte Kerr ab. »Schneller ging’s nicht. Der verdammte Verkehr. Ich mußte streckenweise im Kriechtempo fahren. Was ist eigentlich passiert?« Er blickte auf Zamorra. »Schlimm?« fragte er. »Weshalb seit ihr überhaupt alleine hierher gekommen? Das mußte ja ins Auge gehen.«
    »Willst du zuerst wissen, wie es Zamorra geht, oder ist es dir wichtiger zu erfahren, warum wir auf eigene Faust etwas unternahmen, während du dich ausgeschlafen hast?« erkundigte sich Nicole gereizt.
    Sie starrte Kerr wütend an. Er wich ihren Augen aus.
    Seltsam, durchzuckte es Nicole. Täuschte sie sich, oder waren Kerrs Augen gar nicht mehr grün?
    Sie wollte sich vergewissern, aber er wandte sich von ihr weg, machte zwei Schritte auf den Arzt zu und fragte ihn etwas, was Nicole nicht verstand, weil er sehr leise sprach. Der Arzt antwortete ebenso leise. Kurz darauf kehrte Kerr zurück.
    Seine Augen strahlten schockgrün.
    Nicole atmete tief durch. Ihre Nerven spielten ihr immer noch Streiche.
    »Sie wollen Zamorra ins Krankenhaus bringen«, sagte er. »Sein Zustand ist nach Aussage des Arztes nicht lebensbedrohend, wenngleich der Quacksalber ziemlich mit seinem Latein am Ende ist. Sie wollen die Erlaubnis zur Einweisung von dir.«
    Nicole fror mit einem Mal. Unter anderen Umständen hätte sie an der lässigen Redeweise Kerrs nichts Anstößiges gefunden - hier ging es aber um Zamorras Gesundheit. Kerr und Zamorra waren Freunde. Wie konnte er nur so unbekümmert und ohne spürbare Anteilnahme sprechen?
    »Kerr«, sagte sie in mühsam beherrschtem Tonfall, ohne auf die Worte des Silbermond-Druiden einzugehen, »beantworte mir eine Frage. Eine einzige!«
    Kerr lächelte. »Gem.«
    »Was, zum Teufel, ist los mit dir?!« schrie sie.
    ***
    Das

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