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0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

Titel: 0231 - Wenn es Nacht wird in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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waren es doch, die sich ängstigen mußten, wenn plötzlich eine dunkle Gestalt aus dem Schatten eines Baumes trat und davoneilte!
    Cavendish war halb entschlossen, endlich nach Hause zu gehen, als etwas passierte, was er sich nicht erklären konnte.
    Nur wenige Meter von ihm entfernt entstand ein schriller, von Entsetzen gefärbter Schrei, der rasiermesserscharf in die Stille der Nacht schnitt.
    Das Mädchen!
    Und gleich darauf folgte ein zweiter, etwas heiserer Schrei, der in den ersten einstimmte.
    Der Junge!
    Cavendishs Kopf schoß hinter dem Baum hervor, nachdem er sich kurz vorher zurückgezogen hatte.
    Unwillkürlich stöhnte er auf. Er traute seinen Augen nicht. Deutlicher denn je sah er den Jungen und das Mädchen, jetzt aber nicht mehr nur als Silhouetten, sondern erleuchtet.
    Blaues, unnatürliches Licht, das Kälte verstrahlte, hüllte sie ein, und rund um dieses Licht bewegten sich geisterhafte Wesen…
    Bewegten sich?
    Nein! Sie standen starr! Reglos wie Statuen. Nur eine einzige Gestalt bewegte sich. Mike Cavendish zählte die anderen durch und kam auf dreizehn.
    Was bedeutete das?
    Wo kamen sie her? Wie entstand dieses eigentümliche Leuchten?
    Das Schreien des jungen Pärchens verstummte jäh. Die beiden Körper sanken reglos ins feuchte Gras. Ein schriller, durch Mark und Bein gehender Laut erklang. Erst nach einer Weile erkannte Cavendish ihn als Lachen.
    Das Lachen eines Wahnsinnigen?
    »Das waren die ersten«, hörte er die Stimme des tanzenden Derwischs, und dann war dieser mit seinen dreizehn starren Gestalten von einem Augenblick zum anderen wieder verschwunden.
    Die Dunkelheit blieb.
    Und zwei Tote.
    Wie von Furien gehetzt jagte der coole Mike davon…
    ***
    »Paß auf dich auf, Babs«, mahnte Nicole. »Kerr ist nicht mehr wie früher. Es kommt mir fast vor, als sei er besessen.«
    Barbara Crawford fuhr sich in einer blitzschnellen Bewegung mit der Zungenspitze über die spröde werdenden Lippen. »Besessen«, wiederholte sie. »Von einem Dämon besessen… ja…«
    Ihr Ja verwehte wie in unendlichen Femen.
    Nicole schlug die Beine übereinander und sah durch die großen Glasflächen in die Hotelhalle hinüber, an die die Bar sich anschloß. Dort war alles ruhig. Um diese Zeit war kein Betrieb. Entweder waren die Hotelgäste alle zum Dinner oder noch nicht eingetroffen. Von draußen kam die Dunkelheit der Nacht, unterbrochen durch die zuckenden Reklamelichter von Geschäften und Geschäftchen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite parkte der gemietete Mercedes, jederzeit startbereit.
    Nicole hatte sich etwas verspätet. Sie war doch länger bei Zamorra geblieben als erst geplant. Dann aber ging sie doch; es war sinnlos, die ganze Nacht neben ihm zu hocken. Er war bei den Ärzten in besten Händen. Und Babs wartete ja auch…
    Unwillkürlich dachte Nicole an die Schußverletzung. Das Röntgenbild zeigte, daß die Kugel sich nicht mehr in seinem Körper befand. Entweder hatte er sie ausgestoßen - wie ein Werwolf! durchfuhr es Nicole -, oder die Einwirkung des Amuletts löste sie vollständig auf.
    Mit wenigen Worten umriß sie Babs gegenüber die ihr aufgefallenen Veränderungen im Wesen Kerrs. »Aber du«, schloß sie, »müßtest ihn doch noch besser kennen. Was sagst du dazu?«
    Babs kroch förmlich in sich zusammen. Nicole sah eine Gänsehaut auf ihren Unterarmen.
    »Ich habe Angst«, flüsterte Babs. »Angst um ihn… was kann nur mit ihm geschehen sein?«
    »Dieser alte Zauberer, der mir den Schatten anhexte«, sagte Nicole. »Er muß an allem schuld sein. Er hat etwas mit Kerr gemacht. Dort müssen wir einhaken. Aber wie sollen wir das tun? Er ist aus der Wohnung verschwunden. Ich kann doch nicht ganz London mit seinen unzähligen Einwohnern abklappern…«
    »Uber eine Million«, sagte Babs trocken. »Nein, ich werde Kerr heute darauf ansprechen. Weißt du was? Laß dein Hotelzimmer heute leer, komm zu uns. Wir haben noch einen Platz für dich frei.«
    Nocole zögerte. »Aber im Krankenhaus gab ich die Hoteladresse an…«
    »Das läßt sich doch regeln«, erwiderte Babs. »Eingehende Gespräche laufen hier über die Vermittlung. Dort wird man den Leuten im Krankenhaus meine Telefonnummer geben, und damit bist du aus dem Schneider. Hier.« Sie zog eine schmale Karte aus ihrer Handtasche, auf der Adresse und Telefonnummer aufgedruckt waren.
    Nicole nickte dankend und erhob sich. »Ich packe nur eben ein paar Sachen zusammen und komme dann direkt mit«, beschloß sie. »Warte einen

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