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0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

Titel: 0231 - Wenn es Nacht wird in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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eigentliche Mordinstrument montiert war.
    Nicole erreichte diese Treppe.
    Der Alte huschte eilfertig vor ihr die Stufen hinauf. Als er oben stand, vollführte er mit beiden Armen dirigierende Bewegungen und rief Nicole zu sich hinauf.
    Mein Gott, warum wehre ich mich nicht? Warum lehne ich mich nicht gegen ihn auf? dachte Nicole. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr, tat Dinge, die ihr absolut widerstrebten, vor denen sie eine Todesangst verspürte!
    Zwischen den beiden Balken, die das niedersausende Fallbeil führen sollten, war ein halbiertes Brett befestigt mit jeweils einer Halbrundung.
    Nicole erkannte die Bedeutung dieser Vorrichtung, noch ehe ihr Körper auf einen geheimen Befehl darauf zutrat und ihr schlanker Oberkörper sich nach vom beugte.
    Sie steckte den Kopf über die Halbrundung des unteren Brettes hinaus und fühlte im nächsten Augenblick, wie sich das obere Brett nach unten schob und ihren Hals einschloß.
    O nein! grellte es durch Nicoles Bewußtsein. Nein! Nein! Nein!
    Sie wollte nicht sterben!
    »Siehst du den Korb?« fragte der Alte neben ihr. »Gleich darfst du dich darin ausmhen…«
    Quirileinen griff nach dem eingehakten Seil, um es vom Haken zu lösen und niedersausen zu lassen. Er hatte das Spiel lange genug hinausgezögert und genossen. Er wollte es beenden.
    In diesem Augenblick öffnete sich eine Tür des Kellerraumes…
    ***
    Zamorra riß die Tür des Krankenzimmers auf und stürmte auf den Gang hinaus. Ihm war völlig gleichgültig, ob gerade Besuchszeit war oder nicht und überall mütterliche Personen mit Blumen in der Hand herumliefen, die bei seinem halbnackten, verwüsteten Aufzug hysterische Anfälle bekamen. Nach dem Verschwinden von Kerr-Sanguinus mit dem Amulett war er vorübergehend wieder ohnmächtig geworden.
    Jetzt hatte er genug Zeit verloren!
    Auf sein Sturmläuten hatte bisher weder eine Krankenschwester noch irgend jemand sonst reagiert. Nun nahm er die Sache selbst in die Hand. Schließlich mußte er irgendwie zurück in den Besitz seiner Kleidung kommen. Außerdem mußte er dringend telefonieren. Zuerst mit Nicole, dann mit Babs!
    Daß er sich den zweiten Anruf sparen konnte, merkte er, als er um eine Biegung des Korridors herumstürmte und dabei fast auf eine fahrbare Krankenbahre aufgelaufen wäre, die gerade aus einem der Bettenaufzüge herausgerollt wurde.
    Zamorra bremste seinen Lauf, stutzte, sah ein zweites Mal hin und war überzeugt, daß er träumte.
    Auf der Bahre lag Babs!
    ***
    Ihr Lächeln wirkte durch die mit Heftpflaster bedeckten Schnittwunden im Gesicht verzerrt. Aber sie lächelte.
    »Zamorra«, flüsterte sie.
    Mit einem Schritt war er bei ihr. Das Kopfschütteln der Krankenschwester, die die Bahre aus dem Lift geschoben hatte, übersah er geflissentlich. Das bezog sich ohnehin nur auf seine spärliche Bekleidung.
    »Babs!« rief der Parapsychologe. Seine Schwäche war augenblicklich wie weggeflogen. »Was ist passiert?«
    Sie unterbrach ihr Lächeln.
    Sie fing an zu weinen.
    »Nicole«, preßte sie schluchzend hervor. »Sie ist entführt worden. Von… Kerr… !«
    »Kerr?« echote Zamorra. Und begriff plötzlich. Kerrs Angriff auf ihn. Sein sonderbares Verhalten bereits zu Beginn ihres Aufenthalts in London. Und nun Nicoles Entführung.
    All das konnte nur unter dem Einfluß von Sanguinus geschehen sein, der ihn übernommen hatte!
    Wann diese Übernahme erfolgt war, konnte Zamorra sich an seinen zehn Fingern ausrechnen: In der letzten Nacht, als er Kerrs superstarken geistigen Hilferuf aufgefangen hatte!
    Nach Kerrs eigenen, schleppenden Erklärungen war er da auf einen Super-Magier in Soho gestoßen. Im selben Haus, in dem Zamorra von dem Alten die magische Kugel verpaßt bekommen hatte!
    Dieser heruntergekommene alte Mann sollte ein Magier sein, der sogar die Heilige Magie vom Silbermond überwinden konnte?
    Zamorra stoppte seinen Gedankenflug.
    Von Babs ließ er sich in groben Umrissen erzählen, was nach seiner »Erschießung« passiert war.
    Sie berichtete wacker, stand aber unter schwerem Schock, was besonders offensichtlich wurde, als sie auf die Verfolgung Kerrs zu sprechen kam, bei dem sich ihr schwerer Autounfall ereignet hatte.
    Zamorra verzichtete darauf, weiter ins Detail zu gehen. Gott sei Dank hatte Babs keine innere Verletzung.
    »Meine Kleidung«, wandte er sich an die rothaarige Krankenschwester, die die Bahre unbeeindruckt den Korridor entlangrollte und Zamorra dadurch gezwungen hatte, die ganze Zeit im Laufschritt

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