Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

0231 - Wenn es Nacht wird in Soho

Titel: 0231 - Wenn es Nacht wird in Soho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
Vom Netzwerk:
zu lösen.
    Kerr taumelte zwei Schritte zurück. Auf seinem Gesicht wurde ein ungläubiges Staunen sichtbar, das jedoch sofort wieder erlosch.
    Zamorra zerrte die hinderliche Bettdecke beiseite und schwang sich über die Bettkante. Etwas härter als berechnet landete er auf dem Linoleumboden des Krankenzimmers, fast auf Kerrs Füßen. Bei diesem hastigen Manöver glitt das Amulett von seiner Brust und blieb irgendwo im Bett zurück.
    Daß er bis auf ein weißes, sackähnliches Gewand nackt war, störte ihn absolut nicht. Ihm blieb nicht einmal die Zeit, es zu bemerken. Einzig die Tatsache, daß er die Bewegungsabläufe seines Körpers nach der Zwangspause fast perfekt koordinieren konnte, wunderte ihn etwas.
    Er nahm es als Geschenk Gottes.
    Kerrs Füße vor der Nase interessierten ihn weniger, die Beine dafür um so mehr!
    Zamorra fischte sich das Linke und legte seine ganze Wut in den nachfolgenden Ruck. Eine Sekunde später hatte er die Gesellschaft auf dem Boden.
    Das war auch der Augenblick, in dem sich Kerrs geöffnetem Mund ein raubtierhaftes, aggressives Fauchen entlockte.
    Pantherhaft rollte sich der Druide ab und warf sich gegen Zamorra, der indes versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Kurz darauf wälzten sich beide in verbessenem Kampf am Boden.
    »Kerr!« schrie Zamorra gurgelnd, als es dem Mann von Scotland Yard schon wieder irgendwie gelungen war, seine Kehle zu fassen. »Bist du wahnsinnig geworden? !«
    Das Lachen, das meckernd über Kerrs Lippen kam, schien der Teufel persönlich auszustoßen.
    Das ist nicht Kerr! schrie es in Zamorra. Niemals! Irgendwie bekam er die Handgelenke des anderen zu fassen und stemmte dessen Arme mit aller Gewalt auseinander. Der Würgegriff lockerte sich ein wenig.
    »Wer bist du?« keuchte Zamorra, hoffend, daß sich sein Verdacht bestätigte. »Sag mir deinen Namen!«
    Meckerndes Gelächter. Ein fauliger Luftzug, in dem etwas Süßliches mitschwang, streifte Zamorras Gesicht.
    Dann - völlig unerwartet für den Meister des Übersinnlichen - kamen die Bilder!
    Als würden vor seinem geistigen Auge die Cutterarbeiten für einen Spielfilm verrichtet, huschten plötzlich vertraute Szenen der Vergangenheit durch sein Bewußtsein.
    Ein halbzerfallenes, düsteres Gemäuer… Vollmond über dem Innenhof… Geisterhafte Gestalten in wallenden Kutten… Eine flirrende Kugel, die über allem schwebte und in der sich etwas Grauenhaftes regte… erwachte…
    Die Blutburg!
    SANGUINUS!
    Die Begriffe hämmerten auf Zamorra nieder. Etwas transportierte sie mühelos in sein Denken. Sanguinus…
    ICH BIN ES - JA! DU HAST NICHT MEHR MIT MIR GERECHNET. MEINE RACHE KOMMT SPÄT, ABER SIE KOMMT! DU WEISST, WARUM DU STERBEN MUSST!
    Zamorra glaubte, sein Gehirn würde in siedendes Öl getaucht. Seine Muskeln stellten die Gegenwehr ein. Er konnte sich nicht mehr darauf konzentrieren. Die Stimme des Dämons in seinem Innersten war übermächtig. Alles andere verlor seine realen Werte. Es war wie ein Alptraum. Einer, bei dem man das Erwachen vergaß.
    Das ist das Ende! dachte Zamorra. Er spürte kaum noch die Hände um seinen Hals, die unbarmherzig zudrückten, merkte nur, daß ihm alle Körperkräfte wie durch ein defektes Ventil entwichen. Wie sein Selbsterhaltungstrieb sich aufbäumte - aber nichts gegen die Übermacht des Dämons auszurichten vermochte.
    Seine Augen waren offen. Er sah alles ganz klar und wie von einer erhöhten Ebene aus. Das Gesicht des Inspektors, die Augen, in denen etwas Dämonisches leuchtete und ihn höhnisch anfunkelte!
    Zamorra konnte es nicht fassen. War es Ironie des Schicksals, daß er ausgerechnet durch die Hand eines seiner besten Freunde sterben sollte, nachdem es Heerscharen von Schwarzblütlem all die Jahre hindurch nie gelungen war, ihn matt zu setzen?
    Die Bilder um ihn lösten sich auf, verloren ihre Stabilität. Er bekam keine Luft mehr.
    Doch dann, als Zamorra keinen Funken Hoffnung mehr hatte, diesen Angriff zu überstehen, kam Hilfe von einer Seite, die er völlig vergessen hatte.
    Vom Bett her erhob sich etwas in pulsierender Lichtfülle und glitt mit wahnwitziger Geschwindigkeit auf Zamorra und Kerr zu!
    Das Amulett!
    Im nächsten Augenblick war es da -und Sanguinus-Kerr stieß einen gellenden Schrei aus, löste die Hände von Zamorras Hals und taumelte zurück.
    Das Amulett klebte an der Stirn des Druiden und jagte Schockwellen durch dessen Körper. Sanguinus-Kerr zitterte wie unter Starkstorm. Sein Körper war plötzlich von einer dunklen Aura

Weitere Kostenlose Bücher