Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
Vom Netzwerk:
leisen Klappen fiel die Tür hinter ihm zu.
    »So!«, sagte Phil. »Jetzt können ihn die Kollegen draußen mit dem Geld in Empfang nehmen. Auf frischer Tat ertappt! Einen besseren Beweis gibt es überhaupt nicht!«
    Zufrieden stand er auf und ging zum Fenster. Aber von Drysen war weit und breit auf dem stillen Platz vor der Baracke nichts zu sehen. Es war, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Erschrocken stürzte Phil hinaus, durchquerte den kurzen Flur und rief:
    »Habt ihr ihn?«
    Die beiden Kollegen, die vom an der Straße auf und ab spazierten, kamen hastig herbeigerannt. Noch im Näherkommen rief einer:
    »Bisher ist er noch gar nicht aufgetaucht!«
    Phil sah sich erschrocken um. Dann lief er an der Baracke entlang nach hinten; als er um die Ecke bog, blieb er keuchend stehen. Auf einmal war ihm alles klar. Er riss seine Pistole aus der Schulterhalfter und stürmte vorwärts.
    ***
    Ich hatte das Haus verlassen, in dem Drysen wohnte. Aber ich hatte es nicht durch den vorderen Eingang verlassen, sondern ich war hinten hinausgegangen in den großen Hof, der sich dahinter erstreckte. Systematisch suchte ich die ganze große Fläche ab, ohne aber das zu finden, was ich erwartet hatte.
    Enttäuscht wollte ich zum Haus zurückgehen, als mich ein biederer älterer Mann ansprach, der derbe Arbeitsschuhe und einen sandfarbenen Overall trug. Er sah mich ein wenig misstrauisch an, als er mich fragte:
    »Suchen Sie was, Mister?«
    Ich nickte.
    »Ja. Meiner Meinung nach müsste es hier einen Abstieg in die Kanalisation geben. Aber ich kann ihn nirgends finden.«
    Der Alte kicherte.
    »Das will ich glauben. Es stehen ja auch immer wieder diese beiden verdammten Kisten darauf. Ich möchte bloß wissen, wem die Dinger gehören. Ich stell sie jeden Tag zweimal auf die Seite, aber wenn ich das nächste Mal dran vorbeigehe, stehen sie schon wieder auf dem Kanaldeckel. Wenn Sie vom Tiefbauamt sind, Mister, dann bringen Sie da mal ’n Schild an, dass keiner wieder ’nen Kanaldeckel verbarrikadieren darf.«
    »Ich werde mich drum kümmern«, versprach ich. Schließlich war ich ja dabei, den Mann auf Nummer Sicher zu bringen, dem die Geschichte mit den Kisten sicherlich zuzuschreiben war.
    Wir hatten inzwischen den ganzen Hof überquert und waren an den hohen Kistenstapel gelangt, der in der äußersten rechten Ecke des Hofes emporragte. Der Alte zog zwei einzelne Kisten, die dicht neben dem großen Stapel der übrigen standen, beiseite und zeigte auf die rostige Stahlplatte, die von einem Betonviereck eingefasst war.
    »Danke schön«, sagte ich. »Da muss ich runter.«
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen!«, meinte der Al te. Zusammen ergriffen wir die beiden Ringe, die in die Platte eingelassen waren, und zogen. Es ging leichter, als ich gedacht hatte, und ich war überzeugt, dass ein kräftiger Mann die Platte selbst von unten allein hochstemmen konnte, auch wenn die beiden leeren Kisten darauf standen.
    Ein viereckiger Schacht, der in einer schwarzen, scheinbar endlosen Finsternis verschwand, öffnete sich vor unseren Augen. Auf einer Seite waren stählerne Krampen in die Wand eingelassen, sodass eine Art Leiter entstand. Ich bedankte mich noch einmal bei dem Alten und begann den Abstieg.
    Es ging nicht sehr tief hinab, höchstens zwei Stockwerke, dann befand ich mich in einem Gewölbe, das von mehreren starken Röhren durchzogen wurde. Viele von ihnen besaßen Kurbelräder, mit denen der Durchfluss zu regulieren war. Im Schein meiner Taschenlampe, die ich mir eigens für diesen Zweck eingesteckt hatte, entdeckte ich den niedrigen, Gang, der weiter hinten im Gewölbe begann. Da es außer dem Aufstieg keine andere Möglichkeit gab, aus diesem Gewölbe herauszukommen, tappte ich geduckt in diesen Gang hinein. Feuchte, kalte Luft strich an mir vorbei. An den Wänden glitzerte es in abertausend Lichtreflexen, wenn der Schein meiner Lampe die feuchten Mauern traf.
    In der Ferne brauste es hohl. Das dumpfe Gurgeln wurde lauter, je näher ich seiner Quelle kam. Eine Reihe von zwölf Stufen führte abwärts, und als ich am Fuß der schmalen Treppe angelangt war, stand ich auf einer kleinen Betonplattform am Rande eines mächtigen Tunnels, durch den die Abwässer ganzer Straßenzüge brausten. Ich blieb stehen und ließ den Lichtschein meiner Taschenlampe über die Plattform huschen. Eine fast unwiderstehliche Gier nach einer Zigarette packte mich, mit der ich den schauderhaften Gestank der Abwässer hätte vertreiben können. Ich steckte

Weitere Kostenlose Bücher