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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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Messer zu Boden fallen konnte, zog er den rechten Arm langsam nach hinten hoch, wobei er mich nicht aus den Augen ließ. Er war höchstens zwei Schritte von mir entfernt, und ich hatte nicht die geringste Lust, mich jetzt als Zielscheibe von einem Messerwerfer benutzen zu lassen. Ich zielte sorgfältig, bevor ich abdrückte. Der Krach des Schusses brach sich mit ohrenbetäubendem Lärm an den Wänden der Küche. Sekundenlang klang er in meinen Trommelfellen durch.
    Drysen schien einen heiseren Laut ausgestoßen zu haben, denn seine Lippen hatten sich jäh geöffnet. Trotzdem hatte ich nichts von ihm gehört, weil der Nachhall des Schusses alles übertönte. Mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck stierte der Gangster auf seine rechte Hand. Das Messer lag jetzt auf dem Fußboden. Ich hatte Drysen in die Hand geschossen.
    »Sehen Sie, Drysen«, sagte ich ruhig, »so geht das mit uns. Ihr Gangster behauptet immer, unser Name ›G-man‹ komme von der Bedeutung Pistolenmann her. Aber wenn wir wirklich dauernd mit unserer Pistole herumfuchtelten, dann hätte ich jedenfalls jetzt keinen Stich in der Wade. Und wenn Sie vernünftiger gewesen wären, hätten Sie jetzt keinen Streifschuss in der Hand.«
    Er hatte mir gar nicht zugehört, denn nach den ersten gefühllosen Schrecksekunden stellte sich jetzt bei ihm der höllisch heiße Schmerz ein, den ein Streifschuss verursacht. Und wie jeder Gangster war er ein bisschen wehleidig, wenn er selber Schmerzen verspürte. Wimmernd hielt er sich die verletzte Hand und stöhnte.
    »Einen Arzt! Ich brauche sofort einen Arzt, ich verblute ja!«
    »Machen Sie kein solches Theater, Drysen«, sagte ich. »Kein Mensch verblutet an solch einer lächerlichen Schramme. Wickeln Sie sich eins von diesen Küchentüchern da hinten am Handtuchtrockner um die Hand.«
    Er nahm meine Anregung auf. Während er völlig mit sich und seiner Verwundung beschäftigt war, stemmte ich mich ein wenig mühsam am Küchentisch hoch. Ich ging ins Wohnzimmer, nahm den Telefonhörer und wählte LE 5-7700.
    »Federal Bureau of Investigation«, sagte eine mir bekannte männliche Stimme. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Schick mir den nächsten Streifenwagen, Horace«, sagte ich und nannte Diysens Adresse. »Ich habe hier jemand, der eine unwiderstehliche Sehnsucht danach verspürt, eine Reihe von Jahren unter staatlicher Obhut zu verbringen.«
    »Okay, Jerry. Ich lasse sofort nachsehen, welcher Wagen am nächsten steht.«
    Ich legte den Hörer zurück auf die Gabel und sah mich nach Drysen um. Er saß in der Küche und hatte den ganzen Inhalt einer großen Hausapotheke vor sich ausgebreitet. Ich schob meine Pistole zurück in die Schulterhalfter. Jetzt unterschied sich Drysen in nichts mehr von anderen Gangstern, die ich schon in ähnlichen Situationen erlebt hatte. So brutal, so skrupellos sie waren, als sie ihre Verbrechen begingen, so jämmerliche, weinerliche Gestalten waren sie fast ausnahmslos gewesen, wenn man sie gestellt hatte.
    Ich sah zu, wie er die Wunde mit einem Antiseptikum behandelte, wie er drei Tabletten in einem Glas Wasser auflöste, wie er eine Salbe zurechtlegte, wie er die Verbände prüfte, ob sie breit genug waren.
    Nach einiger Zeit klingelte es draußen. Ich öffnete und ließ die beiden Kollegen ein, die mit ihrem Streifenwagen gekommen waren. Geduldig halfen sie dem Gangster bei der Anlegung seines Verbandes. Danach führten sie ihn ab. Im Flur drehte sich einer der Kollegen um und fragte mich:
    »Kommst du nicht mit, Jerry!«
    Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Nein«, sagte ich. »Ich muss noch das zweite Exemplar besorgen, damit wir das Pärchen zusammenhaben.«
    ***
    In aller Eile hatte Phil die nötigen Vorkehrungen getroffen. Er hatte mit dem Leiter der Zahlstelle gesprochen und dem reichlich erschrockenen Mann auseinander gesetzt, wie man sich den Ablauf der ganzen Geschichte dachte.
    Der Leiter der Zahlstelle war ein älterer Mann mit einigen wenigen Haaren auf einem eiförmigen blanken Schädel. Er hatte große Tränensäcke unter den Augen und ein schwabbelndes Doppelkinn.
    »Aber warum verhaften Sie den Kerl nicht einfach, wenn er kommt?«, fragte der Dicke ängstlich.
    »Wir können einen Mann nicht verhaften, weil er hier in der Nähe spazieren geht. Oder glauben Sie vielleicht, er würde zugeben, dass er einen Überfall auf Ihre Zahlstelle plante?«
    »Aber wenn er nun anfängt zu schießen? Wenn er jemand von meinen Angestellten verwundet? Oder wenn es gar noch

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