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0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

0232 - Die Melodie der Tommy-Gun

Titel: 0232 - Die Melodie der Tommy-Gun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Melodie der Tommy-Gun
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›Stars and Stripes‹, den Marsch vom Sternenbanner.
    Und irgendwie gehörte diese Musik gerade jetzt hierher. Wir fühlten es alle. Denn unter dieser Flagge würden wir Johnny Palschewski beerdigen.
    ***
    Vier Herren aus dem Stadtrat hatten jene wasserdichte Spezialkleidung angelegt und die hüfthohen Gummistiefel angezogen, mit denen sonst nur die Arbeiter und Wärter des New Yorker Kanalsystems bekleidet waren. Die vier Herren rümpften mehr als einmal die Nase bei ihrem Ausflug in das unterirdische Manhattan, aber als pflichtbewusste Lokalpolitiker lauschten sie aufmerksam den Ausführungen des Stadtbaurates, der ihnen anhand einiger Pläne erklärte, warum gewisse neue Kanäle und Veränderungen im Zuleitungssystem notwendig geworden waren. Ein solcher Um- und Neubau des Abwässersystems würde einige Millionen verschlingen, und man musste das Projekt schon gründlich prüfen, bevor man sich entscheiden konnte, ob die Gelder der Steuerzahler dafür Verwendung finden sollten.
    Der Rundgang dauerte eine knappe Dreiviertelstunde. Als sich die fünf Herren auf dem Rückweg befanden, fuhren sie erschrocken zusammen. Durch das Labyrinth der Kanäle brach sich, mit tausendfältigem Echo aus den vielen Seitenkanälen zurückgeworfen, der Lärm eines Schusses.
    »Das - das war ein Schuss!«, stotterte Fitzgerald Cormier völlig überflüssigerweise.
    »Zweifellos«, stimmte Stadtbaurat Winters zu und rückte seine breite Hornbrille zurecht. »Ich verstehe nicht…«
    Er sprach nicht zu Ende. Dafür ließ er die schwere Lampe, die er in der linken Hand trug, kreisen. Unweit befand sich eine Art Wehr, über das die Abwässer brodelnd und brausend hinabstürzten. Das Rauschen füllte den ganzen breiten Tunnel aus.
    Lautlos geisterte der große Lichtkegel von der Lampe des Stadtbaurates durch die Finsternis. Schmutzige, brodelnde Wassermassen reflektierten das Licht in abertausend Reflexen. Plötzlich verhielt der Lichtschein auf einer Stelle. Er riss den Eingang eines der größeren Seitenkanäle aus der Finsternis.
    Am Rande dieses Seitenkanals stand ein Mann geblendet in dem grellen Lichtschein. Für ein paar Sekunden konnten sie ihn alle deutlich sehen: Er war eher klein als mittelgroß, sehr schlank und trug, einen dunkelgrauen oder graublauen, einreihigen Anzug. Die Krawatte war goldgelb und leuchtete im Schein der Lampe wie Messing. Das Gesicht des Mannes starrte ihnen ein paar Herzschläge lang genau entgegen. Sie sahen die ungewöhnlich lange, vorspringende Nase, die buschigen Augenbrauen und das vorspringende Kinn. Rechts und links der Stirn wich das Haar weit zurück. Ein Gesicht, das nicht alltäglich war und das man nicht so leicht vergessen konnte.
    Aber was sie alle am meisten erregte, war die Tatsache, dass dieser Mann eine schwere, großkalibrige Pistole in der rechten Hand hielt. Ihr brünierter Lauf schimmerte mattschwarz im Lichtschein.
    Urplötzlich, als sei eine Statue schlagartig zum Leben erwacht, drehte sich der Mann um und rannte in den Seitenkanal hinein. Seine Schritte hallten laut durch das Rauschen der Abwässer. Sie wurden, wie vorhin der Schuss, aus den vielen-Verzweigungen der Ka-10 näle als Echo zurückgeworfen, das hallend durch die Tunnel rollte. Schon nach wenigen Schritten konnte man nicht mehr den Klang der Schritte von den vielfältigen Echos unterscheiden. Es hörte sich an, als ob eine ganze Kompanie durch den Seitenkanal lief.
    »Hm!«, räusperte sich der Stadtbaurat. »Ich schlage vor, wir steigen hier hinauf an die Oberfläche und benachrichtigen unverzüglich das nächste Polizeirevier. Auf jeden Fall muss natürlich dieser - eh - dieser eigenartige Vorfall untersucht werden.«
    »Ganz meine Meinung!«, pflichtete einer der Herren bei.
    Sofort nach dem erfolgten Aufstieg ans Tageslicht bestiegen die Herren die beiden Dienstlimousinen, die ihnen für diesen Ausflug von der Stadtverwaltung zur-Verfügung gestellt worden waren. Der Stadtbaurat beschrieb dem Fahrer des ersten Wagens als stadtkundiger Mann den Weg zum nächsten Polizeirevier. Es traf sich günstig, dass die Herren dort zehn Minuten vor der Ablösung der Streifenbeamten eintrafen. Der Revierleiter ließ allen Patrolmen die Beschreibung des Mannes aus dem Kanal mit auf den Weg geben und setzte danach seine Unterhaltung mit den fünf Herren fort. Aber nach kurzer Zeit schon schrillte das Telefon auf dem Schreibtisch des Captains.
    »Entschuldigen Sie, meine Herren«, bat der Revierleiter. »Es muss etwas Wichtiges

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