0233 - Allein in der Drachenhöhle
»Du hast das Buch also nicht.«
»Nein, Sinclair war um den Bruchteil einer Sekunde schneller.«
»Wie kommt das?« fragte Lupina. »Du bist ein Schatten und schnell wie ein Gedanke…«
»Er hat das Kreuz!«
Als Lady X diese Antwort hörte, knirschte sie vor Wut mit ihren Zähnen. »Immer wieder das Kreuz!« stieß sie hervor. »Er bereitet uns jetzt schon so große Schwierigkeiten. Was wird erst werden, wenn Sinclair die Geheimnisse erfährt?«
»Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen.«
»Dann tu etwas!«
»Das habe ich bereits. Ich war in einem Land, das nicht sein darf, und habe dort ein Versteck für dass Buch gefunden. Es ist die Höhle des Nepreno.«
»Und wer ist das?« fragte Lupina.
»Der König im Land der Drachen. Es ist das riesenhafte Ungeheuer, das dem Schwarzen Tod als Reittier diente, während er noch über einen großen Teil des Kontinents Atlantis herrschte. Die großen Alten haben den Schwarzen Tod erschaffen, sie erschufen Nepreno, und ihm habe ich gesagt, wer in sein Land kommt. Er wird sich freuen, denjenigen kennen zu lernen, der die Schuld an der Vernichtung des Schwarzen Tods trägt.«
»Noch ist Sinclair nicht da.«
»Ich weiß, aber wir werden ihn holen.«
»Weißt du, wo er sich aufhält?«
»Ja.«
»Können wir dir helfen?« fragte Lupina.
»Ihr könnt mir nicht helfen, ihr müsst es sogar. Diesmal kommt er nicht aus der Falle heraus, und auch das Buch mit den sieben Siegeln bleibt in unserer Hand.«
Damit waren Lady X und Lupina restlos einverstanden. Sie mussten nur noch überlegen, wie sie den Geisterjäger in die Falle locken konnten…
***
Ich bekam kugelrunde Auge vor Überraschung. Bevor ich etwas sagen konnte, musste ich erst einmal schlucken.
»Myxin, Kara«, flüsterte ich, »verdammt, seid ihr es wirklich?«
»Wer sonst?« Myxin lächelte.
»Dann hast du meinen Ruf gehört?«
Er nickte ernst. »Ja, das habe ich. Und es zeigt mir, dass ich meine Kräfte zurückbekommen habe, denn vor kurzem hättest du das nicht geschafft, Geisterjäger.«
»Das glaube ich auch«, murmelte ich und schüttelte den Kopf, weil ich es noch immer nicht fassen konnte.
Während Myxin auch Sir James und Suko zunickte, trat Kara vor und blieb an meinem Schreibtisch stehen. Sie sah das Kreuz und auch das Buch. Ich bemerkte, dass sich ihre dunklen Augenbrauen ein wenig zusammenzogen. Ahnte sie bereits etwas.
»Kennst du das Buch?« fragte ich.
»Da ist dein Kreuz, nicht?« Sie hatte zurückgeblättert.
»Ja«, erwiderte ich und schlug das Buch zu, damit Kara den Deckel sah und den Titel lesen konnte.
»Sieben Siegel der Magie«, murmelte sie. Dabei sah ich ihr an, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.
Konnte sie vielleicht mit dem Titel etwas anfangen?
Wieder kam eine starke Spannung auf. Ich spürte, wie das Blut schneller durch meine Adern rann und schaute Kara ins Gesicht.
»Sieben Siegel der Magie, Kara«, sagte ich heiser. »Es ist ein altes Buch, und ein Siegel befasst sich mit meinem Kreuz. Kannst du es lesen?«
»Wieso gerade ich?«
»Weil es in deiner Heimatsprache geschrieben wurde.«
Karas Augen weiteten sich ebenfalls. »Wo?«
Ich nahm das Buch, schlug es auf, und meine Finger wirbelten nur so die Seiten zurück, obwohl ich vorsichtig sein musste, damit ich das Papier nicht zerstörte. Ob es überhaupt Papier war, konnte ich nicht sagen, jedenfalls fühlte es sich fast so an.
Endlich hatte ich gefunden, was ich suchte. Kara sah das abgebildete Kreuz und konnte weiter auf den Text schauen, als ich vorblätterte. »Das ist doch in der Sprache der alten Atlanter geschrieben, oder?«
Sie schaute hin, und jeder von uns wartete auf ihre Antwort. Schließlich meinte sie: »Ja, es ist in der alten Sprache geschrieben.«
»Die du lesen kannst?«
»Natürlich, ich habe nichts vergessen. Ich kann sie lesen und auch verstehen.«
Da fiel mir der berühmte Stein vom Herzen. Ein Zittern der Knie konnte ich nicht vermeiden. Endlich endlich war es geschafft. Kara würde das Rätsel entschlüsseln. Danach wusste ich Bescheid, kannte die Geheimnisse meines Kreuzes. Wie lange hatte ich darauf gewartet?
»Was steht dort geschrieben?« murmelte ich.
»Gib mir einen Augenblick Zeit«, erwiderte die Schöne aus dem Totenreich. Ich schuf Platz, so dass sie sich setzen konnte. Kara hockte an meinem Schreibtisch und begann zu lesen. Vier Augenpaare beobachteten sie. Bei drei der Anwesenden wusste ich, dass sie ähnlich dachten wie ich. Auch Suko und Sir James wollten, dass
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