0233 - Allein in der Drachenhöhle
stellte der Superintendent leicht bissig fest.
»Das wissen wir, Sir.«
»Dann ändern Sie es, verflixt. Sie haben das Kreuz und das Buch in der Hand. Sie besitzen den Schlüssel zu einer anderen Welt. Schließen Sie die Tür endlich auf. Egal wie.«
Ich konnte meinem Chef keine Antwort geben und schwieg lieber. Bis Suko fragte: »Hat Myxin seine Fähigkeiten nicht inzwischen zurückbekommen, John?«
»Ja…«
»Er beherrschte doch die Telepathie, die Teleportation. Vielleicht könntest du, wenn du dich voll auf ihn konzentrierst, durch Gedankenübertragung versuchen…«
Ich schaute ihn so scharf an, dass er verstummte und beide Hände hob. »War ja nur ein Vorschlag.«
»Aber ein guter«, erwiderte ich. »Verdammt, das machen mir. Ich konzentriere mich auf Myxin. Man kann wirklich nur diesen einen Versuch wagen. Jeder Mensch hat eine Körperausstrahlung, sein Od. Und Myxin ist sensibel genug, müsste er den geistigen Ruf vernehmen.«
»Versuchen Sie es, John«, sagte Sir James, der uns zugehört hatte. »Meinen Segen haben Sie.«
Auch Suko nickte mir noch einmal auffordernd zu, und ich wagte es. Das Buch schob ich dabei zurück, damit ich Platz bekam, um mein Kreuz in die Hand zu nehmen. Es sollte der Vermittler zwischen uns beiden sein, die gedanklichen Wellen vielleicht verstärken und uns zusammenführen.
Ich wusste, welch eine schwere Aufgabe da auf mich wartete, doch ich konnte mich vor der Verantwortung nicht drücken.
Ich nahm mein Kreuz. Genau schaute ich es mir an, und besonders blieb mein Blick an den beiden Buchstaben J und S haften. John Sinclair! Dann sah ich die Insignien der vier Erzengel. Auch sie mussten mit dem Kreuz zu tun haben, hatten es geweiht und es den Makkabäern überlassen, oder war es anders?
Ich merkte, dass es mir sehr schwer fiel, meine Gedanken bei der Sache bleiben zu lassen, denn sie wollten immer wieder abschweifen und sich mit dem Kreuz beschäftigen.
Suko und Sir James zogen sich zurück. Sie blieben nahe den Bürofenstern stehen, wobei sie in den Raum und auf mich blicken konnten.
Myxin und Kara!
Sie sollten uns helfen. Und diese beiden musste ich einfach erreichen. Der kleine Magier konnte mich bestimmt hören, er war ein Telepath, hatte seine alten Kräfte zurückbekommen und relativ gesehen konnte er Berge versetzen.
Ich glaubte fest an den Erfolg.
Wie von selbst schlossen sich meine Augen. Ich musste diesen Vorhang über mein Blickfeld legen, damit ich von keinen äußeren Einflüssen abgelenkt wurde.
Ruhe, Konzentration…
Schon des öfteren hatte ich an Experimenten teilgenommen, die von Psychologen geleitet wurden.
Sie hatten versucht, ihre Patienten in Tiefenhypnose zu versetzen, es auch geschafft und aus ihnen die unwahrscheinlichsten Informationen herausgeholt.
So etwas wie eine Tiefenhypnose musste auch ich erringen, mein Geist sollte sich zwar nicht vom Körper lösen - das schaffte ich nie - aber Myxin sollte wie ein Empfänger reagieren und meine gedanklichen Ströme verstehen.
Die Welt um mich versank. Ich hatte es geschafft und alle äußeren Einflüsse ausgeschaltet, dachte nur noch an Myxin und auch an Kara. Die Ruhe um mich herum tat gut. Niemand störte mich, selbst Sir James und Suko hielten den Atem an.
Die Spannung wuchs bei den zwei Männern, während ich mich innerlich löste und von allen anderen Gedanken befreite.
Ich fühlte das Kreuz zwischen meinen Händen und nahm es ebenfalls in den Gedankenkreis mit auf.
Es sollte mir keine Antwort geben, aber es musste eine Brücke zwischen mir und dem kleinen Magier schlagen.
Mir gehört das Kreuz! Nur mir. Ich war der Erbe, es gehörte zu mir, kein anderer durfte es nehmen, und es musste mir einfach aus der Klemme helfen.
Meine Gedanken wurden frei. Ich spürte zwar keine Leere im Kopf, dennoch ein sehr seltsames Gefühl. Irgendwie beschwingt, leicht, wie auf Flügeln liegend, ohne die Äußerlichkeiten wahrzunehmen.
In Gedanken formulierte ich den Namen des kleinen Magiers. Ich rief ihn an, konzentrierte mich nur auf ihn und auch auf die Flammenden Steine, dann hoffte ich, Myxin und Kara zu finden.
Würde sie mein verzweifelter Ruf erreichen?
Zeit war für mich bedeutungslos geworden. Mir war es egal, ob ich nun eine Stunde hinter dem Schreibtisch saß oder einen halben Tag. Ich wollte nicht mehr eher aufhören, bis ich es geschafft hatte oder vor Erschöpfung zusammenbrach.
Suko behielt immer ein Auge auf seinen Freund. Er sah den Schweiß auf der Stirn des Geisterjägers und
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