0235 - Die Kaste der Weißrüssel
unterbrochen. Der riesenhafte Haluter löste sich unverhofft aus der Gruppe und rannte von der Straße herunter.
Die Wächter riefen ihm eine Warnung zu und eröffneten das Feuer aus ihren Strahlwaffen, als er nicht stehenblieb. Baynes schaute atemlos zu. Die tödlichen Energieströme prallten an dem Haluter ab, ohne eine Wirkung zu erzielen. Das bedeutete, daß Tolot seine Molekularstruktur umgewandelt hatte. In diesem Zustand hätte in seiner Nähe eine Bombe explodieren können, ohne ihm zu schaden.
Tolot verschwand zwischen den dicht stehenden Pflanzen. Drei Wächter nahmen die Verfolgung auf.
Der Anführer des Wachkommandos kam zu Perry Rhodan.
„Wenn noch jemand flieht, werden wir zehn Männer erschießen", sagte der Weißrüssel drohend.
Rhodan beobachtete ihn abschätzend. „Der Vierarmige gehört nicht zu meinem Volk. Ich kann ihm keine Befehle erteilen. Wenn er flieht, ist das seine eigene Sache. Ich warne euch jedoch: der Vierarmige ist stark. Ihr habt gesehen, daß ihr ihn mit euren Waffen nicht bezwingen könnt."
Der Twonoser dachte einen Augenblick nach.
„Wird er zurückkommen, wenn einer Ihrer Männer ihm folgt?"
„Das weiß ich nicht", erwiderte Rhodan. „Es käme auf einen Versuch an."
„Wenn ihn die Haushaltsverbrecher aufgreifen, ist er verloren", behauptete der Wächter.
„Das bezweifle ich", gab Rhodan zurück.
Der Twonoser spielte mit seinem Übersetzungsgerät, dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab.
Die anderen Soldaten hielten ihre Waffen drohend auf die unruhig gewordenen Gefangenen gerichtet.
Baynes ging zu Melbar Kasom. „Glauben Sie, daß die Wächter den Haluter einholen werden?"
Kasom schnaubte verächtlich. „Tolot läuft über hundert Kilometer in der Stunde, wenn es darauf ankommt. Er wird schneller irgendwo in einem Versteck verschwunden sein, als die Twonoser glauben."
Baynes blieb skeptisch. „Aber seine Flucht ist sinnlos. Wie will er uns helfen?"
„Er wird irgendwo ein geeignetes Versteck suchen", antwortete Atlan an Kasoms Stelle. „Dann können Kasom und die Woolver-Zwillinge ausbrechen."
„Wir wurden bisher noch nicht gezählt", warf Rhodan ein. „Vielleicht können wir sogar fünfzig Männer aus dem Gefangenenlager befreien, ohne, daß die Twonoser etwas davon merken."
Die Soldaten achteten jetzt darauf, daß die Marschgeschwindigkeit eingehalten wurde. Offenbar wollten sie weitere Zwischenfälle vermeiden. Schließlich erreichte die Spitze der Kolonne die ersten Zuchtfarmen.
Es waren große Gebäude mit rundem Querschnitt. Sie lagen hinter hohen Mauern, so, daß Baynes keine Einzelheiten erkennen konnte. Es erschien ihm, als sei es hinter den Mauern unheimlich still. Auch auf den Straßen, die an den Zuchtfarmen vorbeiführten, sah man kaum Twonoser.
Wie Marshall vorhergesagt hatte, wurden sie alle in das große Gebäude gebracht, das sie bereits aus der Ferne gesehen hatten. Alle zweitausend Männer kamen in einen Saal ohne Fenster. Auf dem Dach gab es ein paar Entlüftungsstutzen.
Die Weißrüssel blieben an der Tür stehen. Ihr Anführer winkte Rhodan zu sich.
„Sie kommen mit!" befahl er. „Alle anderen bleiben vorläufig hier."
Baynes bedauerte, daß er diesmal Rhodan nicht begleiten konnte. Er ließ sich neben Kasom auf dem Boden nieder. Man hatte auch die vier Haushaltsverbrecher zu ihnen gesperrt.
Einige Offiziere kamen zu Atlan herüber, um sich über die Lage zu unterhalten. Die Männer der CREST II waren aufgebracht, sie beschwerten sich darüber, daß sie noch keine Verpflegung erhalten hatten, seit sie in den Interkastenzug gestiegen waren.
Baynes hörte ohne Interesse zu. Bevor Rhodan nicht zurückkam, konnten sie nichts unternehmen.
5.
Kaum war die Tür des großen Saales hinter Rhodan zugeschlagen, als der Anführer der Soldaten alle anderen Wächter wegschickte. Der Weißrüssel ließ seine Waffe im Gürtel stecken, als könnte er sicher sein, daß Rhodan ihn nicht angreifen würde.
Rhodan versuchte, im starren Facettenauge des Wesens irgendeine Gefühlsregung zu erkennen.
Der Twonoser schaltete seinen Translator ein. Gleich darauf kam seine Stimme aus dem Lautsprecher des Gerätes. Rhodan fragte sich, wie diese Simultanübersetzer funktionierten. Ihre Leistung war erstaunlich. Während man einen Translator, wie er innerhalb der Solaren Flotte gebräuchlich war, zunächst einmal mit bestimmten Symbolgruppen programmieren mußte, schien es bei den twonosischen Geräten zu genügen, sie auf Empfang
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