0235 - Ein Boxer wehrt sich seiner Haut
Servieren in jeden Suppenteller tunkte. Leider weilt er nicht länger unter uns. Er wurde damals erschossen. Devriet war einer seiner Torpedos wie man damals sagte. Er benutzte ihn, wenn einer zu viel an Bord war, um den Betreffenden verschwinden zu lassen. Prout war ebenfalls von der Partie, und zwar als eine Art von Adjutant vom Boss. Daher stammen seine Fähigkeiten in der Behandlung seiner Schäfchen von der Gewerkschaft. Joe Greener kannte man damals unter einem ganz anderen Namen. Man nannte ihn Cherry Nose, weil seine Nase die Farbe von roten Sauerkirschen hatte. Die hat er sich inzwischen kosmetisch reparieren lassen. Damals sah er noch aus wie St. Nikolaus, einschließlich Bart. Er verdiente damals viel Geld mit leichten Mädchen. Als die Gang von Greasy Thumb aufflog, verschwanden die drei. Ich habe gesprächsweise davon läuten hören, dass sie sich zuerst nach Phönix und dann nach unbekannt verzogen. Es war damals noch ein vierter mit von der Partie, von dem kein Mensch weiß, wo er abgeblieben ist. Er hieß unter seinen Freunden Kid Twist und mit Nachnamen Benson. Er wurde vor ein paar Jahren aus dem Zuchthaus entlassen und tauchte unter.«
»Benson!«, sagten wir beide wie aus einem Mund. »Der Kerl ist hier und hat das Mädchen Peggy Crab entführt.«
Jetzt endlich wurde es Tag. Bisher hatten wir nicht die geringste Verbindung zwischen den geheimnisvollen Bossen und Benson herstellen können. Jetzt aber war es fast so weit. Benson war ein alter Kampfgenosse der drei Burschen, und Benson hatte Peggy entführt.
»Jetzt fängt die Sache an, interessant zu werden«, lächelte Neville und rückte seine Schulterhalfter zurecht, in der der vorsintflutliche Colt'steckte, und das er auch im Office niemals ablegte. Ich hatte ihn im Verdacht, dass er damit schlief.
»Haben Sie noch mehr Neuigkeiten, Neville?«, fragte ich.
»Vielleicht, aber dazu muss ich mich etwas umtun. Spätestens morgen früh hoffe ich, euch einen Tipp geben zu können.«
Was der gute, alte Neville'mit »umtun« sagen wollte, wussten wir. Er würde am Abend das East End und noch andere, schmutzige Gegenden unsicher machen, bis er sich einen guten Freund oder auch das Gegenteil greifen konnte, um sich mit ihm zu unterhalten.
»Dürfen wir Sie heute Abend nicht begleiten?«, fragte Phil.
»Nein, ihr Greenhorns. Euch kann ich dabei nicht brauchen, und außerdem sieht man euch an der Nase an, aus welchem Stall ihr kommt. Legt euch in euer süßes Bettchen, schlaft und lasst den alten Neville die Arbeit tun.«
Wir tranken noch einen, und dann stellte er die Flasche mit dem schäbigen Rest ganz selbstverständlich in das rechte Fach seines Schreibtisches. Ich hütete mich, zu protestieren.
***
Um halb sieben gingen Phil und ich essen. Wir hatten den Lunch versäumt und darum einen Riesenhunger. Wir fuhren zu Dinty Moores, in der 46. Straße, der für seine handgroßen Steaks und Chops bekannt ist, und schlugen uns ordentlich den Bauch voll.
Dann lud ich Phil vor seiner Wohnung ab und fuhr nach Hause.
Es war acht Uhr fünfzehn, und ich hatte gerade die Schuhe ausgezogen, um in die Pantoffeln zu fahren, als das Telefon klingelte.
»Hallo, was ist los?«, fragte ich misstrauisch.
Es war die Vermittlung im Office.
»Ich stelle durch.« Und dann hörte ich eine weibliche Stimme, die ich zuerst nicht unterbringen konnte.
»Sind Sie Mister Cotton, der Herr, der gestern in meinem Salon war und mit Milly verabredete, das sie zu ihm kommen solle?«
»Wenn Sie mit dem Salon den Kosmetik Salon in der Madison und mit Milly Miss Boswik meinen, so bin ich es.«
»Vielleicht ist es dumm von mir, aber ich fürchte, es ist mit ihr etwas nicht in Ordnung. Sie hat uns heute Morgen erzählt, was Sie von ihr wollten und dass es ihr gelungen sei, einen gewissen Benson, der ihre Freundin Peggy gekidnappt habe, aus der Verbrecherkartei herauszusuchen. Sie hat uns auch erzählt, Sie seien gar kein gewöhnlicher Polizist, sondern ein G-man. Natürlich sagte sie das alles nur unter dem Siegel der Verschwiegenheit, und ich muss ehrlich gestehen, ich glaubte, sie wollte nür angeben. Sie müssen wissen, Milly hat eine sehr lebhafte Fantasie und macht sich gerne wichtig.«
»Hat sie das wirklich gesagt, die dumme Pute?«, platzte ich heraus.
»Aber, Mister Cotton!«, klang es vorwurfsvoll.
»Warum rufen Sie mich jetzt an?«, fragte ich, ohne auf ihre Entrüstung einzugehen.
»Vor zehn Minuten rief mich Milly in meiner Privatwohnung an. Sie sagte, sie
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