0235 - Ein Boxer wehrt sich seiner Haut
Er saß, als ich ihn zum letzen Mal sah, genau gegenüber dem Empfangsschalter an der Wand und trank einen Gin-Fizz.«
»Sonst noch etwas?«
»Ich habe gesprächsweise beim Training erfahren, dass Devriet Prout und Greene regelmäßig im Players Club verkehren. Angeblich soll dort sehr hoch gepokert werden.«
»Haben Sie gedacht, dass die drei Kerle Mensch ärgere dich nicht oder Monopoly spielen?«, lachte ich. »So lange sie nichts anderes tun, als pokern, kann uns das gleich sein. Gehen Sie jetzt ins Hotel zurück und setzen Sie sich recht auffällig in die Halle oder in die Cocktail Lounge. Wenn ich komme, so zucken Sie gefälligst mit keiner Wimper. Wir kennen uns absolut nicht.«
Um nicht aufzufallen, fuhr ich allein. Phil blieb im Office und würde mich, falls etwas Besonderes auftauchte, unter dem Namen Frank Meyers im Breslin Hotel erreichen können.
***
Ich fuhr den Broadway hinunter, am Madisor) Square vorbei und brachte meinen Jaguar selbst zum Parkplatz des Hotels. Dann schlenderte ich durch die Eingangstür. Sofort sah ich March, der, in das Boxing Jounal vertieft, in der Ecke saß und Coca Cola trank.
Den Burschen, den er mir beschrieben hatte, fand ich sofort. Er sah sehr harmlos aus. Ich prägte mir seine Gesichtszüge ein und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Nach einiger Zeit fing er an, unruhig aüf seinem Platz hin und her zu rutschen. Er warf eine paar verstohlene Blicke auf March, stand plötzlich auf und eilte im Sturmschritt zu der Tür mit der Aufschrift Gents. Ich grinste. Das ist ein Umstand, den die meisten Leute nicht berücksichtigen, wenn sie jemanden beschatten.
Auch ich stand auf, drückte dem Kellner einen Dollar in die Hand und winkte ab, als er herausgeben wollte. Betont gleichgültig ging ich an dem Tisch von Marchs Schatten vorbei und ließ mit einer schnellen Bewegung das geleerte Glas in meiner Jackentasche verschwinden. Dieses Glas trug Fingerabdrücke, und die interessierten mich.
Fast hatte ich die große Schwingtür, die zur Straße führte, wieder erreicht, als ich eine Hand auf meiner Schulter fühlte. Ich drehte mich um und blickte in das grinsende Geicht des Kellners.
»Ich bekomme noch einen Dollar, Mister«, sagte er.
»Wieso? Seit wann sind die Whiskys so teuer geworden?«
»Der Scotch nicht, aber die Gläser. Wenn Sie schon ein Souvenir mitnehmen wollen, so müssen Sie es auch bezahlen.«
»Schade«, grinste ich zurück. »Eigentlich macht so etwas nur Spaß, wenn man es geklaut hat.«
Ich gab ihm den verlangten Dollar und war sicher, dass er diesen in seine eigene Tasche steckte. Jedenfalls hatte ich bei allem Pech noch Glück gehabt. Hätte der Mann weniger Humor, so würde er Krach geschlagen haben, und das wäre mir mehr als unangenehm gewesen.
Vpn meinem Jaguar aus rief ich das Office an und ließ mir einen Kollegen schicken. Ich beauftragte ihn, Marchs Schatten seinerseits zu verfolgen und höllisch aufzupassen, wohin dieser gehe. Einmal musste er ja abgelöst werden, um zu berichten.
Das Glas hatte ich leider umsonst mitgehen lassen. Es fanden sich keine an der Kartei verzeichneten Fingerab-32 drücke darauf. Da ich es ja nun einmal rechtmäßig erworben hatte, packte ich es ein und stopfte es in die Aktentasche, um es zu Hause in den Schrank zu stellen.
Bei dieser Gelegenheit merkte ich, dass es bestimmt keinen Dollar wert war.
Phil war unsichtbar. Ich suchte und fand ihn in Nevilles Arbeitszimmer, wo beide damit beschäftigt waren, den Pegel meiner so ängstlich gehüteten Flasche Scotch zu senken.
»Habe ich euch erwischt«, sagte ich. »Meine Flasche leer trinken. Das sehe ich gem.«
Neville, unser grauhaariger Kollege, holte ohne Weiteres ein Glas von Format einer mittleren Tonne heraus und goss einen ordentlichen Schluck hinein.
»Bin ich nicht großzügig?«, scherzte er.
»Ja, auf meine Kosten. Darf ich höflichst anfragen, über was hier konferiert wird?«
»Phil hatte den Einfall, auf den ihr beide schon längst hättet kommen müssen. Er erzählte mir von euren drei Freunden, Prout und Konsorten und fragten ich, was ich davon halte. Nun, ich halte recht viel davon. Ich kenne die Burschen. Zwar stehen die in keiner Kartei, aber ich habe mich vor ungefähr zwanzig Jahren einmal mit ihnen beschäftigen müssen. Sie gehörten damals zur Gang von Greasy Thumb. Greasy kam aus Chicago hierher. Dort nannte man ihn eine öffentliche Gefahr. Seinen Namen hat er noch aus den Tagen, als er Kellner war und seinen Daumen beim
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