0237 - Die drei Sternenbrüder
über die Schulter: „Folgen Sie mir!"
Dann hetzte er mit weiten Sprüngen davon. Hess und Atlan hatten Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
Durch einen anderen Antigravschacht erreichten sie das C-Deck. Ärzte und Sanitäter befanden sich schon an der Unfallstelle. Der Bewußtlose wurde auf eine Bahre gebettet und davongefahren. Kim wandte sich an einen der Ärzte.
„Was ist los?" fragte er barsch.
„Schwer zu sagen, Sir", antwortete der Mediziner. „Wir müssen ihn zuerst untersuchen. Er lebt, aber irgendwo hat er etwas abbekommen."
„Tun Sie alles, was in Ihren Kräften steht", trug Kim ihm auf. „Und geben Sie mir in den Kommandostand Bescheid!"
Die Kunde von Perry Rhodans Unfall verbreitete sich mit Windeseile. Als Kim mit seinen Begleitern den Kommandostand betrat, wandten die Offiziere sich ihm zu. Die Frage die sie alle bewegte, stand ihnen auf den Gesichtern geschrieben.
Kim gab eine kurze Erklärung ab.
„Es ist überflüssig zu erwähnen" schloß er, „daß wir alles tun werden was in unserer Kraft steht, um das Leben des Großadministrators zu retten. Ein Sturz durch einen acht Meter langen Antigravschacht ist gefährlich, aber wenn er den Tod nicht unmittelbar hervorruft, dann glaube ich, sollten unsere Ärzte in der Lage sein, dem Verunglückten zu helfen."
Er wandte sich an den Arkoniden.
„Sir, Sie sind bei weitem der ranghöchste Offizier sowohl hier als auch an Bord der CREST. Ich bitte um Ihre Anweisungen."
Atlan musterte ihn mit einem langen, nachdenklichen Blick. Kim kam es vor, als fingen seine Augen plötzlich an zu funkeln, als ob er sich nach langem Grübeln endlich zu einem schwerwiegenden Entschluß durchgerungen hätte, den er nun mit Eifer und Tatkraft auszuführen gedachte.
„Richtig, Oberstleutnant", antwortete er mit fester Stimme. „Dieser unglückselige Vorfall bringt mich in eine völlig unerwartete Lage." Er zögerte eine Sekunde und sah zu Kims Kommandopult hinauf. „Als erstes muß die CREST benachrichtigt werden."
Ohne Kims Erwiderung abzuwarten, stieg er die drei Stufen zum Pult hinauf und schaltete den Hyperkom ein. Kim hörte ihn eine kurze Schilderung des Unfalls geben und dann mit Nachdruck darauf hinweisen, daß vom Augenblick an ihm, Atlan, beide Schiffe unterstünden.
Mit nachdenklichem Interesse beobachtete Kim den hochgewachsenen, weißhaarigen Mann. Fast schien es so, als hätte Perry Rhodans Unfall neue Ideen in ihm geweckt, als gäbe er ihm eine neue Kraft, Dinge zu tun, die er zuvor nicht hatte tun können. Kim Dosenthal wußte nichts von dem Disput zwischen dem Arkoniden und dem Großadministrator. Er konnte nicht ahnen, was die Stunde geschlagen hatte. Er stand nur da und blickte grübelnd auf den Mann, den der unglückselige Vorfall, anstatt ihm das Blut in den Adern erstarren zu lassen wie jedem anderen, in ein neues, tatkräftiges Wesen verwandelt hatte.
Der Arkonide winkte ihn zu sich. Benommen stieg Kim die drei Stufen zu seinem Pult hinauf. Atlan hielt ihm den Empfänger des Interkom entgegen.
„Ein Gespräch für Sie", sagte er leichthin.
Kim nahm das Gerät entgegen. Auf dem Bildschirm war das besorgte Gesicht des Chefarztes.
„Der Großadministrator hat einen Schädelbasisbruch", hörte Kim ihn sagen. „Nichts überaus Gefährliches, würde ich meinen. Auf jeden Fall wird er durchkommen. Aber er wird wenigstens dreißig Stunden lang bewußtlos sein."
Kim dankte.
Als er den Empfänger auf die Gabel zurücklegte, bemerkte er, daß der Arkonide mit dem Ausdruck finsterer Entschlossenheit vor sich hinsinnierte.
*
Wer immer auch Atlan in diesen Augenblicken den Vorwurf machte Perry Rhodans Unfall sei ihm gelegen gekommen - und in Anbetracht seines Verhaltens waren es nicht wenige, die das taten -, der fügte dem Arkoniden Unrecht zu. Die medizinische Kunst terranischer Ärzte basierte auf den Kenntnissen, die die arkonidische Biologie in den langen Jahrtausenden ihrer Entwicklung gewonnen hatte. Besser als irgend jemand sonst konnte Atlan erkennen, daß der, der einen acht Meter tiefen Sturz überlebte, durch die Fähigkeit der Ärzte auch gerettet und völlig wiederhergestellt werden würde.
Für ihn bestand kein Grund, wegen Perry Rhodan besorgt zu sein. Statt dessen konnte er sich auf den Plan konzentrieren, den er schon lange gefaßt hatte und an dessen Ausführung er durch Perry Rhodan gehindert worden war.
Er wußte, welches Risiko er einging. Er handelte gegen den Willen des Großadministrators, dessen
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