0238 - Belphégors Rückkehr
an.«
»Die waren auch gut.«
Danach schwiegen sie. Hin und wieder schimpfte der Fahrer, mogelte sich in eine Lücke und bog dann in die Avenue de la Motte-Piquet ein, in der der Filmpalast lag.
»Hier sind wir richtig«, bemerkte er und deutete nach vorn. »Da sehen Sie mal, was dort los ist.«
In der Tat war es gewaltig. Die Menschen hatten sich vor dem Kino versammelt. Sie standen bis zur Straße hin. Schwarz von Menschen war der Gehsteig vor dem Filmpalast. Wirklich unwahrscheinlich.
»Halten Sie hier an, Monsieur«, bat Tanith. »Den Rest der Strecke gehe ich zu Fuß.«
»Wie Sie wünschen.«
Der Fahrer stoppte. Tanith zahlte den Fahrpreis und verließ den Renault. Sie winkte dem Mann noch einmal zu, bevor sie sich in das Gedränge stürzte.
Pink Floyd zog wirklich die Massen an. Im Nu sah sich Tanith von jungen Leuten eingekeilt. Es gab nur ein Gesprächsthema.
Der Film!
›The Wall‹ sprengte mal wieder die berühmten Rekorde. Kein Musikfilm würde je soviel einbringen wie dieser Streifen. Die Jugend fühlte sich von den Thesen der Sänger verstanden, sie wollte keine Zucht, keine Ordnung, brauchte nicht zu lernen, weg mit den Schulen, weg mit den Lehrern, doch dabei vergaßen die meisten, daß auch die Gruppe Pink Floyd den ehernen Gesetzen des Showbusiness Tribut zollen mußte, denn allein durch Zufall hatte sie dies nicht erreicht.
Dahinter steckte harte Arbeit, eiserne Disziplin, die letztendlich nebst einigen anderen Faktoren diesen Erfolg garantierte.
Paris erlebte eine seltene Nacht. Die herbstliche Wärme des Tages hatte sich auch bis in den Abend erhalten.
Ein jeder schien zu wissen, daß es höchstens diesen oder noch einen nächsten Tag geben würde, der so verlief, dann würde der normale Herbst kommen und mit ihm die Kälte, die er brachte.
Tanith schlenderte weiter. Sie schaute dorthin, wo der Eiffelturm lag.
Ein Teil seiner Spitze war zu sehen. Das angeleuchtete Stahlgerüst stach in den leicht bläulich schimmernden Himmel, der von einer solch intensiven Farbe war, wie sie kaum ein Maler mischen konnte.
Geräusche, Hupen, Stimmen. Tanith, die Hellseherin, nahm alles auf wie ein gewaltiger Trichter.
Gefahr!
Auf einmal spürte sie das Prickeln auf ihrer Haut. Es war ein Ziehen, das entgegen der Erdanziehung hochlief und erst in ihrem Nacken, dicht am Hinterkopf, endete.
Es kroch auch über ihren Kopf, die Haare wollten sich querstellen, und eine Gänsehaut spannte sich auf dem Gesicht. Sie öffnete ein wenig den Mund und atmete scharf durch die Zähne, während sie einfach stehenblieb, so daß andere gegen sie liefen, doch das kümmerte sie nicht.
Plötzlich befand sich die Hellseherin wie auf einer Insel. Sie merkte nichts mehr von dem Gedränge um sie herum, sie hielt nur ihre geistigen Fühler ausgestreckt, um die Gefahr zu orten.
Im Gegensatz zu zahlreichen Berufskolleginnen wußte sie genau, daß es sehr seltsame Dinge gab. Die Existenz der Dämonen und Geister war keine Spinnerei, sondern bewiesen, wenn auch die meisten Menschen anders darüber dachten.
Aber Tanith hatte es erlebt. Sie selbst hatte Besuch aus dem Zwischenreich gehabt und sogar einen Kontakt zu ihrem großen Geistführer Nostradamus hergestellt.
Das alles war ihr gelungen, weil sie eine besondere Kugel besaß, die aktiviert werden mußte, um ihre Geheimnisse preiszugeben.
Das gelang nicht immer, zum Glück jedoch hatte sie etwas bekommen, was für sie sehr wertvoll und unersetzbar war.
Den Kelch des Feuers!
Er war das Gegenstück dazu, denn die Kugel paßte genau in die Öffnung des Kelchs hinein. Sie saß dort wie festgeleimt, als wäre sie extra dafür erschaffen worden.
Tanith hatte sich sehr bemüht, um genaue Zusammenhänge herauszufinden. Bisher allerdings vergebens. Kugel und Kelch schwiegen. Sie gaben ihr Geheimnis nicht preis, doch Tanith war sicher, daß es ihr irgendwann einmal gelingen würde, und sie hatte das Gefühl, daß auch der Kelch in einem unmittelbaren Zusammenhang zu Nostradamus stand. Bis jetzt allerdings war es Spekulation und auch müßig, weiterhin darüber nachzudenken. Sie würde schon einen Weg finden, um zum Ziel zu gelangen.
Ihre Gedanken kehrten wieder zurück in die Realität.
Tanith hatte eine Gefahr gespürt. Irgendwo in der Nähe mußte sie lauern. Sie hatte die Hellseherin eingekreist, aber Tanith konnte nichts finden, was auf eine Gefahr hingedeutet hätte.
So wartete sie erst einmal ab.
»He, geh weiter«, hörte sie hinter sich eine Stimme. Gleichzeitig
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