0238 - Der Geleitzug ins Ungewisse
Kühl, ohne jede Erregung in der Stimme, sagte er in sein Mikrophon: „Ich bin gelandet. Redhorse spricht. Jetzt möchte ich Gucky sehen. Dazu noch den Telepathen John Marshall. Wenn sich sonst jemand blicken läßt, sehe ich mich leider gezwungen, von meiner Dienstwaffe Gebrauch zu machen."
„Übergeschnappt, eh?" hörte er die Stimme eines Unbekannten.
„Vielleicht", entgegnete er. „Ein unter Umständen parapsychisch beeinflußter Gucky wäre mir in meiner Jet zu gefährlich gewesen. Die Maschine befindet sich außer Reichweite Ihrer Geschütze. Also - jetzt möchte ich den Mausbiber und John Marshall sehen. Dann reden wir weiter. '" Ehe er ausgesprochen hatte, entstand vor ihm eine Leuchterscheinung, aus der sich der metergroße Körper des Mausbibers herausschälte. Gucky war aus der Stammzentrale des Satelliten direkt zur Oberfläche gesprungen.
Er trug seinen Spezialanzug, mit dem nach vorn erweiterten Transparenthelm, der Guckys spitzem Mausegesicht und den runden Ohren Platz bot.
Er stand vor dem Cheyenne, stützte die Ärmchen in die Hüfte und musterte ihn mit einem vernichtenden Blick.
„Gucky ist nicht parapsychisch zu beeinflussen, verstanden?" vernahm Don die helle Stimme des erbosten Kleinen. „Frechheit, möchte ich sagen. Wie kommst du auf die Idee, ich hätte dir vielleicht eine Bombe in die Jet legen können, eh?"
Redhorse musterte ihn nachdenklich. Gucky machte einen völlig normalen Eindruck.
Dons Mißtrauen verschwand aber erst, als der Telepath John Marshall aus einer getarnten Luftschleuse hervorkam und mit Hilfe seines Flugaggregates auf die Peilbrücke zusegelte.
John landete. Er lachte den Captain an und verankerte seine Füße unter einer zerborstenen Strebe der Brückenkonstruktion.
„Kriegt man hier überhaupt keine Antwort mehr?" schrie Gucky aufgebracht. Er trippelte auf Redhorse zu und schlug ihm mit der kleinen Faust gegen den Druckhelm.
„He, bist du taub geworden? Und außerdem - wer ist hier ein Karottenfresser?"
Redhorse stand grinsend auf und steckte die Waffe in die Gürteltasche zurück.
„Ich bitte um Entschuldigung, Herr Sonderoffizier", meinte er ernsthaft. „Mir fiel keine bessere Tarnbezeichnung für das verdienteste Mitglied der Beta-Kampfgruppe ein."
Guckys wütend entblößter Nagezahn verschwand. Argwöhnisch schielte er zu dem hochgewachsenen Terraner hinauf.
„Verdientes Mitglied? Wenn mir dein Gedankeninhalt nicht verriete, daß du mich nicht wirklich beleidigen wolltest, dann würde ich dich jetzt - oh, was ist mit Perry?"
Don Redhorse hatte an Rhodan gedacht: an seine Kopfverletzung, seinen nach wie vor schlechten Gesundheitszustand und an die verfahrene Situation, die durch die Transporter entstanden war.
Marshall wurde blaß. Er hatte Dons Gedankeninhalt ebenfalls aufgenommen. Er deutete wortlos auf den Eingang zum Observatorium. Redhorse berichtete auf dem Weg in kurzen Worten, was sich in den vergangenen vier Wochen ereignet hatte.
Als sie die Luftschleuse verließen und die Helme zurückklappten, wurden sie von Major Fracer Wholey, dem Chef der Troja-Stammbesatzung, und von den Kommandanten der zurückgebliebenen Superschlachtschiffe empfangen. Ein Funkspruch, der die von Redhorse festgelegte Symbolgruppe enthielt, rief die im Raum wartende Jet herbei.
Nachdem sie gelandet war, machte Don Redhorse eine Entdeckung, die er für wichtig hielt.
Troja hatte ursprünglich sechs Schiffe durch den Beta-Transmitter befördert. Der Vierstufenraumer ANDROTEST III war zum Heimflug entlassen worden. Die CREST stand zwanzig Milliarden Kilometer hinter dem Satelliten. Somit mußten sich die restlichen vier Superschlachtschiffe der Imperiumsklasse in den Hangars von Troja befinden.
Don konnte jedoch nur drei Kommandanten, alle im Range eines Obersten, in der Vorhalle des Observatoriums entdecken.
Er hatte seinen Bericht beendet. Anschließend fragte er ahnungsschwer: „Ich bitte um Entschuldigung aber wo ist Oberst Heske Alurin, der Kommandant des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR?"
Fracer Wholey räusperte sich. Oberst Brodo Sauer, Kommandant der THORA II, sah so interessiert in eine Ecke, als gäbe es dort Schätze zu entdecken. Don wurde noch unruhiger.
„Sir...!" sprach er einen der Offiziere an.
Oberst Baptiste Rigard, Kommandant der NAPOLEON, gab die Antwort.
„Es tut mir leid, aber Heske Alurin hat den Stützpunkt vor vierzehn Tagen Standardzeit verlassen. Er berief sich auf seine Zugehörigkeit zur United Stars Organisation
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