0238 - Der Geleitzug ins Ungewisse
überlegen waren. Zu ihnen zählten vordringlich die Überschweren von Epsal und Ertrus.
Die Nachkommen der irdischen Frühkolonisten waren bereits in der Überzahl. Sie waren jedoch Menschen geblieben, und diese Tatsache hatte Atlan als enorm wichtig eingestuft. Ganz abgesehen von den hohen Qualitäten der Kolonialterraner, war es politisch und weltraumrechtlich klug, das Selbstbewußtsein der ehemaligen Kolonisten durch ihre Übernahmen in eine hohe Verantwortungssphäre zu unterstützen.
So geschah es, daß sich in den Reihen der USO nur wenige Terraner befanden, die überdies meistens als Verbindungsoffiziere zum terranischen Flottenkommando dienten.
Die berühmten und gefürchteten Spezialisten der USO setzten sich fast nur aus Kolonistennachkommen zusammen.
Das galt auch für die zweitausendköpfige Besatzung des USO-Superschlachtschiffes IMPERATOR, dessen Kommandant ein Epsaler war. Atlan kannte die freundschaftliche Rivalität zwischen reinen Terrabesatzungen und den Männern der USO-Flotte. Er beobachtete die gegenseitigen Hänseleien mit größter Aufmerksamkeit, um notfalls sofort eingreifen zu können. Atlans Psychologie lief darauf hinaus, Terraner und Kolonialgeborene zu einer Einheit zu verschmelzen und in jedermann den Glauben an sein Menschentum aufrecht zu erhalten. Dieses Prinzip hatte sich über drei Jahrhunderte gut bewährt.
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Ein Ungeheuer raste durch die sternflimmernde Weite des Andro-Beta-Nebels. Aus dem zwölfhundert Meter langen und vierhundert Meter durchmessenden Schweif peitschten die Plasmazungen energetisch eingeengter und mit hoher Strahldichte ausgestoßenen Impulswellen hervor.
Auf diesem Schweif saß ein fünfzehnhundert Meter durchmessender Kugelkopf mit einem äquatorial angeordneten Ringwulst. Zahlreiche Auswüchse - Türme, asymmetrischen Pyramiden und plangeschliffenen Facettenbuckeln gleichend - waren überall auf dem tiefschwarzen Rumpf zu sehen.
Den oberen Abschluß bildete ein fünfzig Meter langer Kegel, aus dem Antennenkonstruktionen hervorragten.
Es war ein abenteuerliches Gebilde, das keine konkrete Typenbestimmung erlaubte. Vier gewaltige Heckflossen in der Mitte des Triebwerksschweifes vervollständigten den Eindruck von einem übermäßig ausgerüsteten Raumfahrzeug, in dem sich wohl nur eine jahrelang geschulte Besatzung zurechtfinden konnte.
Es war die IMPERATOR, ein Flottenneubau der USO, die soeben ihr Eintauchmanöver beendete und mit halb lichtschneller Fahrt auf ein bestimmtes Ziel zuraste.
Das Ziel hieß Troja. Die Männer der IMPERATOR hatten den Geheimsatelliten etwa vier Wochen lang nicht mehr gesehen. Die Funkverbindung war aus verständlichen Gründen abgerissen. Niemand wußte, ob Troja von den Fremdschiffen, die sie oftmals geortet hatten, erkannt und angegriffen worden war.
Oberst Heske Alurin, ein umweltangepaßter Mensch vom überschweren Planeten Epsal, saß im Kommandosessel der IMPERATOR. Neben ihm, im Sitz des Chefkosmonauten, hatte sich Oberstleutnant Trimar Noser angeschnallt. Noser war auf Plophos geboren worden.
Das Gesicht des Leitenden Ingenieurs war auf einem Bildschirm der Bordverbindung zu sehen. Er war der zweite Epsaler an Bord der IMPERATOR, Oberstleutnant Trahun Milas. Die Geschwindigkeit, mit der er selbst schwierigste Schaltvorgänge vornahm, war berühmt. Milas war in der Lage, die Arbeit von drei hochqualifizierten Fachingenieuren auf einmal auszuführen. Seine Bewegungen waren dabei kaum mit dem Auge zu verfolgen. Sein „technischer Instinkt" war sagenhaft. Er hatte sich den modernen Hochleistungstriebwerken mit Leib und Seele verschrieben, nachdem es sich bei zahlreichen Tests herausgestellt hatte, daß er anderen Epsalern in kosmonautischer Hinsicht unterlegen war. Milas besaß einen sechsten Sinn für Ultratechnik des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts.
Seine kupferfarbenen Haare leuchteten auf dem Bildschirm wie ein goldener Helm.
„Manöver beendet, Kalup erste Stufe läuft aus. Überlastungsthermostat der Kühlmedium-Bank IV hat bei Durchgang abgeschaltet. Dabei brachen zwei Hochdruck-Dichtringe am Schnellbeschleunigungskolben der Schalthydraulik. Folgen: Hydraulikflüssigkeit tritt aus, Preßdruck ist auf drei Prozent Normalwert gefallen. Reparatur läuft. Eine Benutzung des Erststufen-Kalups ist vor zwei Stunden wegen Überhitzungsgefahr nicht ratsam. Ich leite vorsorglich eine Notschaltung zur zweiten Stufe ein. Wenn es unbedingt sein muß, gehen wir mit ihr in die Librationszone. Ende."
Das
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