0239 - Das Erbe des Zauberers
alle Hebel in Bewegung setzen, um mich befreien zu lassen. Aber da der Konzern wichtig ist, haben wir uns gegenseitig versichert, daß im Falle von Kidnapping nicht auf die Forderungen der Erpresser eingegangen wird. So bleibt wenigstens das Geschäft unangetastet. Stell dir vor, was eine empfindliche Kapitalschwächung unseres Unternehmens allein für den Arbeitsmarkt zur Folge hätte. Es würde Tausende von Arbeitsplätzen kosten. Und so haben Väterchen und ich beschlossen, eher zu sterben, als das zu vernichten, was in jahrelanger Arbeit aufgebaut wurde und wovon das Wohl so vieler Leute abhängt!«
Professor Zamorra schluckte. Eine Zeitlang schwiegen sie.
»Was wollen sie eigentlich für dein Leben haben, Zamorra?« erkundigte sich Carsten Möbius angelegentlich.
»So ungefähr das, was Château Montagne wert ist!« knurrte Zamorra. »Wenn ich auf normalem Wege hier freikomme, dann bin ich pleite!«
»Hast du irgendwelche Hoffnungen?« wollte Carsten Möbius wissen.
»Nicole ist in der Nähe!« flüsterte ihm der Franzose zu. »Und die wiegt im Kampf fünf normale Männer auf. Dazu kommt noch Roger Benjamin Stanton, dem immer etwas einfällt!«
»Hoffentlich beeilen sie sich!« stöhnte der Millionenerbe. »Sonst werde ich mir nie wieder etwas an den zehn Fingern abzählen können!«
In diesem Augenblick wurde das Tuch vor dem Hütteneingang beiseite gerissen und Christianas nackter Körper hereingeworfen.
Sofort hatten beide genug zu tun, das weinende Mädchen zu trösten. Darüber vergaß sogar Carsten Möbius das fürchterliche Schicksal, das ihn bald treffen sollte…
***
»Ich konnte nichts tun, Nicole. Glaube mir!« erklärte Stanton. »Aber ich bin ganz sicher, daß er noch lebt.«
»Wenn Amun-Re in der Nähe ist, wird er sterben!« erklärte Nicole düster. »Eher würde Asmodis seinem großen Gegner eine Chance lassen!«
Wie ein gefangener Tiger durchmaß Stanton in weiten Schritten die große Halle.
»Was wollen Sie tun, Señor Stanton?« fragte Emilio de Muljardor. Der Estanciero war kreidebleich geworden, als er hörte, daß der Befreiungsversuch gescheitert war. Aber sein Stolz gab ihm Kraft, daß er seine Frau trösten konnte, die haltlos vor sich hinweinte.
»Ich brauche ein neues Gewehr und genügend Muniton!« erklärte der Mann mit dem blonden Haar und der hohen Stirn. »Dazu einige Stangen Dynamit. Ich hole Christiana und Zamorra da raus. Und wenn dieser Voodoo-Fritze da auch der Satan selber ist. Niemand hält mich auf!«
»Niemand hält uns auf!« erklärte Nicole ruhig und nahm ein Gewehr von der Wand. Fachtechnisch untersuchte sie die Waffe und fand sie in Ordnung.
Stanton nickte. Er war froh, die hübsche Französin als Kampfgefährtin zu haben.
»Ich gehe auch mit…!« Wuchs Emilio de Muljardor über sich selbst hinaus. »Es ist immerhin meine Tochter… !« Aber dicke Schweißperlen auf seiner Stirn ließen erkennen, daß er hündische Angst vor dem Unbekannten hatte. Nicole Duval war Menschenkennerin genug um festzustellen, daß er mehr hinderlich als nützlich sein konnte.
»Zwei Mann genügen für ein solches Kommandounternehmen!« bestimmte die Französin resolut. »Leiten Sie die Verteidigung der Estancia, Señor del Muljardor. Denn wenn wir Erfolg haben, ist mit einem massiven Angriff aus dem Busch zu rechnen. Wenn es uns nicht gelingen sollte… !« ließ sie achselzuckend den Rest ungesagt.
Wie zwei verwehende Gestalten huschten sie über den Hof der Hazienda.
»Vaya con dios!« hörten sie die Stimmen der Peones hinter sich. Dann verschluckte sie der nachtschwarze Dschungel…
***
»Wer du sein?« hörte es Michael Ullich aus der Dunkelheit. Vor ihm wuchs eine schwarze Gestalt aus der Dunkelheit empor.
»Verdammt! Du sagen, wer du sein, oder ich dich machen kalt!« kam es wieder. Den Bruchteil einer Sekunde später sah Michael, daß der Wächter den Arm hob. Es sirrte in der Luft, als der Schlag erfolgte.
Ohne die Ursache zu erkennen, warf sich der Junge zur Seite. Etwas zischte gefährlich nah an seinem Kopf vorbei. Michael Ullich spürte, wie ihm eine Strähne seines blonden, mittellangen Haares abgetrennt wurde.
Nur um Millimeter war er dem sicheren Tod entronnen.
Bevor der Neger den Arm mit der Machete noch einmal heben konnte, handelte Michael Ullich. Mit der Wildheit eines Jaguars griff er an.
Drei Atemzüge später rollten die beiden Gegner in tödlicher Umklammerung über den Boden. Vergeblich versuchte der Junge aus Deutschland, seinem
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