0239 - Das Erbe des Zauberers
entwurzeln.
Christiana de Muljardor war festgebannt.
»Das… das ist Zauberei!« stöhnte Roger.
»Voodoo-Zauber!« hauchte Christiana. »Die Macht Ollam-ongas!«
In diesem Augenblick hörten sie Rufe und laute Stimmen im Wald, die sehr schnell näher kamen.
»Hier… hier ist sie langgelaufen!« hörte man rufen. »Der Meister hat gesagt, daß wir sie finden!«
»Sie sind gleich hier, Señor Stanton!« flüsterte Christiana. »Gegen den Zauber, der mich hier festhält, kommen Sie nicht an. Verstecken Sie sich. Und retten Sie sich selbst. Sie haben schon genug für mich getan. Sie sind ein tapferer Mann und ein Caballero! Aber Sie können nicht gegen diesen Zauber kämpfen. Nicht einmal Professor Zamorra konnte das… !«
Blitzschnell wägte Stanton seine Chancen ab. Derzeit waren sie gleich Null. Wenn die wilde Meute erst heran war, konnte er nur noch Christiana für den Bruchteil einer Sekunde vor dem, was sie erwartete, bewahren.
Das konnte nur den Heldentod für ihn bedeuten. Denn die Angreifer waren Fanatiker und der Wille eines Schwarz -zäuberers lenkte sie.
In einem solchen Kampf waren seine Chancen gleich Null.
»Du hast recht!« zischte er Christiana zu. »Es ist besser, wenn ich mich jetzt absetze. Gegen Zauberei habe ich keine Waffe. Aber Nicole Duval ist schon so lange mit Zamorra zusammen und versteht einiges von der Magie. Es wird uns bestimmt gelingen, euch da rauszuholen… !«
»Vaya con dios!« rief Christiana Stanton nach, als ihn die Schwärze des nächtlichen Busches verschluckte.
Dann brachen düstere Gestalten aus dem Busch hervor.
»Das ist sie… das Opfer… packt sie… wir bringen sie zurück!« hörte das Mädchen viele Stimmen durcheinanderschwirren.
»Die Stunde des Opfers ist zwar vorbei… aber ihr Vater ist reich… er wird viel Geld für das Leben seiner Tochter geben… wir werden reich sein… !« wisperte es ringsum.
Und dann waren die Hände da, die Christianas nackten Körper ergriffen und emporhoben. Mit dumpfen Gesängen trugen die Schwarzen die sich windende Christiana zurück in das Dorf der Voodoo-Leute.
Ollam-onga kicherte hämisch, als Christiana weinend ihren Namen unter einen Brief setzte, in dem sie ihren Vater bat, die Estancia und seinen gesamten Besitz für ihr Leben einzutauschen…
***
»Zamorra! Ist das aber eine Überraschung. Die Welt ist doch klein!« kam eine leise Stimme aus dem anderen Ende der finsteren Hütte. Professor Zamorra, der eben einen Brief an Nicole unterschrieben hatte, war gerade erst unsanft auf dem gestampften Lehm des Hüttenbodens gelandet. Aber diese Stimme kannte er.
»Ich werde verrückt! Carsten Möbius! Oder sollte ich mich total irren?« rief er. Gleichzeitig rollte er seinen wie ein Postpaket verschnürten Körper in die Nähe der Stimme. Wenig später spürte er die Nähe des menschlichen Körpers.
»Stimmt! Ich bin es. Wenn auch nicht mehr in all meiner Schönheit!« kam es betrübt aus dem Dunkel.
»Was soll das heißen?« fragte Zamorra gespannt.
»Die Halunken haben mich in Caracas entführt!« erzählte der Erbe eines Millionenkonzerns. »Ging alles ganz schnell. Ich bekam einen Wattebausch mit Chloroform vor die Nase und wachte in einem Flugzeug wieder auf. Jetzt erpressen sie meinen Vater und damit den ganzen Möbius-Konzern. Als Zeichen, daß ich wirklich in ihre Gewalt bin, haben sie mir die langen Haare abgeschnitten. Ich sehe jetzt wie jeder andere Typ aus!« setzte Carsten Möbius traurig hinzu.
Professor Zamorra verstand. Das mehr als schulterlange Haar, das wie ein dunkler Schleier wirkte, war immer eine Art Markenzeichen des Jungen gewesen. Und das hatte man ihm nun abgeschnitten und dem alten Stephan Möbius übersandt zum Beweis, daß es wirklich sein Sohn war.
»Die wachsen bestimmt wieder nach!« tröstete Zamorra.
»Ja, wenn sie dazu noch Zeit haben!« erklärte Carsten düster. »Denn morgen läuft die Frist ab. Und dann wollen sie Väterchen das nächste Teil von mir zusenden. Diesmal meine linke Hand… !«
Professor Zamorra stöhnte auf.
»Es wird noch sehr lange dauern, bis sie mich meinem alten Herrn in Einzelteilen zugestellt haben!« sagte Carsten Möbius. »Glaube mir, ich habe wahnsinnige Angst… !«
»Wird dein Vater denn nicht zahlen?« fragte der Parapsychologe gespannt.
»Nein! Das tut er unter gar keinen Umständen!« erklärte Carsten Möbius. »Denn wir beide haben diese Möglichkeit schon lange in einer Art Planspiel durchgespielt. Selbstverständlich wird er
Weitere Kostenlose Bücher