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024 - Beim Volk der 13 Inseln

024 - Beim Volk der 13 Inseln

Titel: 024 - Beim Volk der 13 Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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eine Operation durchaus zu - aber mit dem verdreckten Zeug hier unten war es nicht möglich, ohne eine Infektion zu riskieren.
    Dann stieß er auf etwas, das zumindest als Notlösung herhalten konnte: Eine grüne Schürze aus ungewöhnlich schwerem Stoff. Rulf an untersuchte sie näher - kein Zweifel, die Fasern waren mit Blei durchwoben!
    »Komm her!«, winkte er Aruula und sah sich gleichzeitig nach einem Werkzeug um, mit dem er die Bleischürze in ein passendes Stück zerteilen konnte…
    ***
    Er pflügte durch den fast schulterhohen Schnee zwischen den Baumstämmen. Sein Atem ging fauchend, Dampfwolken schossen aus seinen Nüstern. Schneebruch klatschte aus den Baumwipfeln auf seinen Zottelpelz, wenn er gegen einen Baum stieß. Der Geruch des Meeres lag in der Winterluft.
    Eine dumpfe Pauke dröhnte im tonnenartigen Käfig seines Brustkorbes. Verwirrt war er und wütend.
    Natürlich gab es in seinem Stammhirn auch eine Stimme, die zur Flucht raten konnte. Eine leise Stimme. Eine Stimme, die sich nur selten zu Wort meldete. Denn vor was sollte eine Kreatur wie er fliehen müssen?
    Vor einem Erdbeben vielleicht, wenn es sich von Zeit zu Zeit durch ein leises Zittern unter der Eisdecke ankündigte. Oder vor einem plötzlichen Wärmeeinbruch nach dem Winter, der die Eisdecke in viele kleine Schollen zerbrach, die einen Izeekepir von einer Stunde zur anderen aufs offene Meer hinaustragen konnten. In den Hungertod hinein oder in einen Seesturm.
    Aber Flucht vor einer anderen Kreatur? Er, den alle Welt fürchtete? Er, vor dem jedes Wesen die Flucht ergriff? Nie hatte er eine derartige Erfahrung gemacht. Nicht einmal als Jungtier, als er an der Seite seiner Mutter durch die Eiswüsten des äußersten Nordlandes zog.
    Und jetzt - jetzt hatte sein Stammhirn seinen Körper mit Fluchtimpulsen geradezu überflutet. Jetzt hatte eine andere Kreatur ihm die sicher geglaubte Beute abspenstig gemacht - ihm, dem mächtigen König der Eiswüsten! Jetzt hatte ein brüllender Riesenvogel ihn in den Wald gejagt! Ihn, den unbesiegbaren Izeekepir!
    Er trat eine Brabeelenhecke nieder und sprang über einen entwurzelten Baum. Die Verwirrung zog sich aus seinem Hirn zurück und machte der Wut Platz. Er schnaubte und knurrte.
    Der Wald lichtete sich. Die Schneelandschaft fiel zum Strand hin steil ab. Die Brandung toste gegen Felsen. Dunst lag über dem Wasser. Er blieb stehen und äugte zum Horizont hin. Dort lagen sie, die Inseln, von denen die leckeren Nacktfleische in den hohlen Hölzern gekommen waren. Er sprang den Hang hinunter.
    Wut und Gier bohrten in seinem Schädel, seinem Bauch. Wie grollender Donner klang sein Gebrüll. Das gefiel ihm, das fachte seine Wut und seinen Blutdurst an. Wieder und wieder brüllte er.
    Dicht vor dem Wasser auf dem schneefreien Fels blieb er stehen und spähte zurück. Sollte es doch kommen, dieses Vogelvieh! Mit einem einzigen Prankenhieb würde er es vom Himmel holen! Er lauerte in den Dunst über den Wogen hinein. Sein Schädel schwankte hin und her, währende er fauchte und knurrte. Die Entfernung bis zur ersten' Insel kam ihm lächerlich vor. Jetzt, wo er sich mit Fleisch vollgestopft und mit warmem Blut vollgesoffen hatte, fühlte er sich stark genug, auch die letzte der Inseln anzuschwimmen, wenn es sein musste.
    Er sprang ins Wasser und schwamm los. Blut, Blut, Blut…
    ***
    »Die Karte! Bringt mir die Karte, ihr stinkenden Mumien!« Smythes Finger trommelten auf der Instrumentenkonsole herum. Der Blick durch das Bugfenster ergrimmte ihn. Eisschollen trieben backbords und steuerbords vorbei. »Verdammtes Eis! In so einer Scheißgegend versteckst du dich also, Commanderchen…« Er drehte sich nach den beiden Nosfera um, die sich mit ihm in der Kommandobrücke aufhielten. »Wo bleibt meine Karte?!«
    Eine der beiden Schwarz vermummten Gestalten reichte ihm die gewünschte Karte. Er entfaltete sie. »Europa im einundzwanzigsten Jahrhundert! Gott, wie witzig!« Er hatte die Karte im Schutzbunkersystem von Le Havre gefunden. Der Küstenverlauf an der Nordsee hatte nichts mehr mit dem zu tun, was Smythe in den letzten Stunden zu sehen bekommen hatte. »Hier darf es keine Passage in die Ostsee geben… aber es gibt sie, verdammt noch mal, es gibt sie… Gute Arbeit, Mister Christopher- Floyd, verdammt gute Arbeit! Die Niederlande absaufen lassen und eine Passage zwischen Dänemark und Norddeutschland geschlagen…« Er kicherte. »Warum nicht, sind wir doch schneller an der schwedischen Küste… oder

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