024 - Beim Volk der 13 Inseln
kleinen Hebel fand.
Er legte ihn um - das Schott verschwand knirschend in der Wand. Ein Wolke modrigen Geruchs schlug Rulfan entgegen. Der Lupa bellte nun laut.
Unter dem Türrahmen blieb Rulfan stehen.
Hatte der Waffenfund ihn schon verblüfft - was er hier zu sehen bekam, raubte ihm schier den Atem: Ein hallenartiger Raum öffnete sich seinem Blick.
Der staubbedeckte und genoppte Kunststoffboden war mit Trümmerstücken eines Kristalls übersät. Faust- bis Kopfgroße Brocken, dazwischen kleine und kleinste Splitter. Alle von einem stumpfen, milchigen Grün. Im Zentrum des Raumes lag ein ovales Bruchstück, das größer war als alle anderen. Das räumte Rulf ans letzten Zweifel aus.
Er betrat den Raum und ging vor dem großen Trümmerstück in die Hocke. Seine Fingerkuppen fuhren über wabenartig geschliffene Oberfläche. Hart und kalt fühlte sie sich an. Ein Kristall, wie er in Coellen zwischen den Türmen des Schwarzen Domes hing, dachte er, ein Trümmerstück Kristofluus… ein zerstörtes Trümmerstück… Das muss die Community erfahren… Ich muss meinen Vater benachrichtigen…
Der letzte Bewohner dieses Schutzbunkers wurde ihm immer rätselhafter. Der Feuerrohr- Priester… Sollte er doch in Verbindung mit einer Techno-Community gehabt haben? »Wudan hat ihn beauftragt, Orguudoos böse Geister aufzuspüren und zu zerstören…« Plötzlich bekamen diese Worte einen Sinn.
Das Piepsen aus dem vorderen Raum wurde plötzlich lauter. Schritte näherten sich. Dann eine Frauenstimme hinter ihm. Rulfan drehte sich halb um. Die Partisanenführerin stand im Türrahmen hinter dem Lupa, rechts und links von ihr Lusaana und Aruula.
»Das ist ein heiliger Raum«, übersetzte Aruula. »Juneeda ist Priesterin. Sie sagt, eine gefährliche Macht gehe von diesem Bereich aus. Und ich spüre sie auch, diese Macht.«
»Frage sie, wie der Feuerrohr-Priester gestorben ist.« Rulfan erhob sich. »Wo haben sie ihn gefunden? Hatte er Wunden? Frag sie das bitte.«
Aruula übersetzte seine Fragen. Die Frauen sprachen leise, als sei jemand anwesend, den sie nicht stören wollten.
»Er lag hier«, sagte Aruula schließlich. »Hier in diesem Raum mitten unter den grünen Trümmerstücken. Und jetzt liegt er dort.« Aruula deutete auf ein etwa speerlanges Stück eines Baumstammes, sehr dick und offensichtlich der Länge nach in zwei Hälften gespalten.
Ein Sarg, dachte Rulfan, sie haben ihn am Ort seines Todes bestattet. »Und Wunden?«, fragte er. »Wies sein Körper Verletzungen auf?«
Aruula schüttelte den Kopf. »Nur seine Augen waren aus den Höhlen getreten, und die Zungenspitze hatte er sich abgebissen.«
Nachdenklich wandte Rulfan sich ab. Was ist hier geschehen? Hat der rätselhafte Mann den Kristall hier erst gefunden? Oder hat er ihn aus dem Osten mitgebracht? An den Frauen vorbei ging er zurück in die vorderen Räume. Aruula folgte ihm. Das Piepsen wurde lauter und gellender. Es fesselte Rulfans Aufmerksamkeit.
Viel stärker als vorhin noch war es.
Er blieb stehen und betrachtete das Gerät mit dem kleinen Bildschirm. Der grüne Punkt auf dem Display zog eine spitze Amplitude darüber.
Als Aruula sich näherte, steigerte das Piepsen sich und der tanzende Punkt verschwamm mit den kaum noch zu unterscheidenden Amplituden.
Rulfan schickte Aruula zurück in den Vorraum, schickte sie nach draußen in die Ruinen, ließ sie zurückkommen und schickte sie wieder weg. Dabei lauschte er dem Piepsen aus dem Gerät und beobachtete das Display. Sein Verdacht verstärkte sich.
»Smythe hat dir nicht nur eine Strompeitsche eingepflanzt.« Er deutete auf Aruula Leiste.
»Das ist gleichzeitig ein Sender.«
»Ein Sender…?« Aruula verstand nicht.
»Ich kann das jetzt nicht erklären. Jedenfalls wird Smythe bald hier sein.« Er wandte sich ab und lief in den Waffenraum. Dort wühlte er in dem Chaos aus Schaltelementen, Bau- und Waffenteilen. Er suchte nach chirurgischem Besteck - oder zumindest etwas, mit dem er operieren konnte. Er musste den Sender aus Aruulas Leiste holen.
Rulfan war kein Arzt. Die meisten Jahre seines Lebens hatte er unter den barbarischen Menschen am Großen Fluss verbracht. Hatte den Widerstand gegen die Bruderschaft von Coellen organisiert, hatte Krieg geführt gegen die Scheußlichen Drei und die Männer, die seine Mutter und seine Schwester auf dem Gewissen hatten. Doch nichts von dem, was Leonard Gabriel, sein Vater ihm je erklärt und beigebracht hatte, hatte er vergessen.
Er traute sich
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