024 - Die Rebellen von Moran Dur
geschätzten drei Stunden glaubte sie, sterben zu müssen. Ihr Körper war solche Strapazen nicht gewöhnt. Einige Einsätze in der vergangenen Zeit hatten sie zu langwieriger Schreibtischarbeit gezwungen, und darunter hatten ihre Muskeln und die Kondition gelitten.
Erschöpft lehnte sie sich gegen eine Wand, aber sofort war ein Aufseher zur Stelle, der sie an die Arbeit zurückscheuchte. Mit einem kurzen Metallstock konnte er unterschiedlich starke und schmerzhafte Schläge verteilen.
Jeder Muskel und jeder Knochen tat der Survival-Spezialistin weh. Nur noch mechanisch bückte sie sich und wuchtete die Steinbrocken auf das Band. Jeder einzelne schien mehr zu wiegen als der vorige.
Nach einer Weile verlor sie auch das letzte Gefühl für die Zeit. Jede Sekunde dehnte sich zu qualerfüllten Stunden, jede Minute zu unerträglichen Ewigkeiten. Cat wusste nicht mehr, was sie noch aufrecht hielt und weiterarbeiten ließ. Ihre Erschöpfung erreichte einen Grad, bei dem sie nicht einmal mehr den Schmerz spürte. Jedes Gefühl in ihr war erstorben. Auf eine seltsame, unbeschreibliche Art schien sie außerhalb ihres Körpers zu schweben, nicht mehr als eine unbeteiligte Zuschauerin, die zwar alles wahrnahm, aber von den Geschehnissen nicht mehr selbst betroffen war.
Sie überhörte sogar den Sirenenton, der irgendwann durch die Stollen gellte. Erst als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, schrak sie auf. Sie blickte in Del Shannons jugendliches Gesicht.
»Es ist Pause«, sagte er. »Komm mit zum Speiseraum.« Seine Worte klangen wie aus weiter Ferne, obwohl er direkt neben ihr stand.
Cat Groskowsky nickte nur müde. Sie taumelte vor Schwäche und wäre gestürzt, wenn er nicht rechtzeitig zugepackt und sie aufgefangen hätte. Er musste sie stützen, als sie sich unter Bewachung durch einen Aufseher den anderen Gefangenen anschlossen.
»Das ist ja unmenschlich, wie sie dich geschunden haben«, sagte Shannon erschüttert und warf einen hasserfüllten Blick in Richtung der Aufseher. »Aber das machen sie bei jedem Neuen, um die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit herauszufinden. Daran messen sie dein späteres Soll. Du hast geschuftet wie eine Besessene, dabei wäre es besser gewesen, einen Schwächeanfall zu simulieren.«
»Sie … sie haben mich mit Elektroschocks angetrieben«, entgegnete die Survival-Spezialistin stammelnd.
»Das ist üblich bei den Schweinen, aber sie hätten damit aufgehört, wenn du ein paar ertragen hättest, denn dann hätten sie geglaubt, dass du wirklich nicht mehr weitermachen kannst.«
»Das … das wusste ich nicht.«
»Ich hätte es dir sagen sollen. Aber sie werden dir nun etwas Ruhe gönnen, heute Mittag brauchst du wohl nicht mehr zu arbeiten. Es nutzt ihnen nichts, uns zu Tode zu hetzen. Ein Gefangener, der jahrelang etwas weniger leistet, als er theoretisch könnte, bringt im Endeffekt mehr, als wenn er binnen weniger Tage an Entkräftung stirbt, weißt du? Das ist ›ökonomisches Denken‹«, fügte er sarkastisch hinzu.
Es gab einen synthetischen Brei zum Essen. Cat Groskowsky fühlte sich nicht hungrig und die schwammige Masse sah alles andere als appetitlich aus, aber sie würgte sie hinunter, weil sie wusste, dass sie etwas essen musste, um wieder zu Kräften zu kommen.
Anschließend konnte sie sich in ihrer Unterkunft eine Stunde lang ausruhen. Cat ließ sich auf ihre Pritsche fallen. Sie wollte sich nur noch entspannen und an gar nichts mehr denken, aber Del Shannon setzte sich neben sie auf die Bettkante, und da er der einzige war, der ihr zu helfen versuchte, wollte sie ihn nicht fortschicken.
Kawilas warf ihr böse Blicke zu, aber ansonsten beachtete er sie nicht weiter, sondern sprach eifrig auf einige Mitgefangene ein.
»Wenn er sich jetzt noch einmal mit mir anlegen würde, hätte er ein leichtes Spiel«, sagte Cat schmerzlich.
»Genau deshalb wird er es auch nicht tun«, versicherte Del Shannon ihr. »Er weiß, was du durchgemacht hast, und es würde sein Ansehen in keiner Form steigern, dich jetzt zu verprügeln. Alle würden sich geschlossen gegen ihn stellen.«
Die Survival-Spezialistin musterte Shannon genauer. Er unterschied sich irgendwie von den anderen Gefangenen, und das nicht nur durch seine freundliche Art. Auch er war vom Gesteinsstaub schmutzig und von der harten Arbeit gezeichnet, aber selbst unter diesen Umständen schaffte er es noch, auf eine seltsame Art würdevoll und gepflegt auszusehen. Auch drückte seine Haltung einen ungebeugten Stolz
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