024 - Die Rebellen von Moran Dur
keinem Gericht verurteilt und hierher verbannt worden war.
Auch der Ausgangspunkt der Transmitterstrecke, über die sie nach Moran-Dur gelangt war, ließ sich nicht rekonstruieren. Sie hatte keines der bekannten nahe gelegenen Star Gates passiert, was eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit war. Als wäre sie geradewegs aus dem Nichts entstanden. Wer oder was war sie? Da kein Datenträger ihren Transport begleitet hatte, ließ sich auch auf diesem Wege kein Ort einer etwaigen Neutralisation feststellen.
Angeblich sollte es gelegentlich Unfälle im Transmitternetz gegeben haben. Jedenfalls waren Gerüchte darüber im Umlauf. Bisher hatte er es selbst noch nie erlebt. Es gab auch überhaupt keine offizielle Verlautbarung darüber. Ganz im Gegenteil: Alle Gerüchte dieser Art wurden in der Regel ins Reich der Fabeln verwiesen. Dennoch: Hier musste ein solcher Unfall vorliegen, so dass diese Groskowsky nicht an ihr vorgesehenes Ziel, sondern nach Moran-Dur geschickt worden war.
Offiziell hätte er sie sofort freilassen müssen. Barol-Koros zog diese Möglichkeit in Erwägung, aber er verwarf sie nach einigem Nachdenken wieder. Wenn ein solcher Vorfall bekannt würde, würde er eine Menge Staub aufwirbeln und endlose bürokratische Folgen haben.
Die Unbekannte hatte bereits den Vormittag über in den Minen gearbeitet und war auf seinen Befehl hin nicht gerade sanft behandelt worden. Sie würde Schadensansprüche geltend machen, die sich auf seine Karriere mit Sicherheit schädlich auswirken würden.
Barol-Koros hatte keineswegs vor, länger als unbedingt nötig auf diesem Strafplaneten zu bleiben, sondern wollte ihn lediglich als Sprungbrett nutzen. Ihm war zu Ohren gekommen, dass Sharala-San bald abgelöst werden sollte, und er gehörte zu denjenigen, die sich Hoffnungen auf seinen Posten als oberster Kontrolleur von Moran-Dur machen konnten.
Sollte aber etwas von dem Unfall dieser verdammten Groskowsky bekannt werden, war es vorläufig erst mal Essig mit der Beförderung.
Warum musste auch ausgerechnet ihm so etwas passieren?
Aber es gab eine Möglichkeit, alles in glimpfliche Bahnen zu lenken. Die Fremde hatte das Gedächtnis verloren, und solange sie es nicht zurückerlangte, bestand für ihn keine Gefahr. Er würde ihr gegenüber einfach verschweigen, dass es sich bei ihrer Ankunft wirklich um ein Versehen gehandelt hatte.
Ebenso wie er ihren Ausgangsplaneten nicht lokalisieren konnte, war es auch unmöglich festzustellen, wohin sie gelangt war. Sie war einfach spurlos verschwunden und würde nicht wieder auftauchen. Es gab Hunderte, wenn nicht Tausende von Planeten, die während der vielen großen Kriege gegen die Rebellen der Kontrolle des Bundes entglitten waren und die nun erst langsam zurückerobert wurden. Hauptsächlich unbewohnte oder lebensfeindliche Welten, deren Star Gates teilweise sogar beschädigt waren. Man würde sicher davon ausgehen, dass sie durch den Unfall dorthin gelangt war und es keine Rückkehr mehr für sie gab. Nach kurzer Zeit würde man die Suche aufgeben und er wäre aus dem Schneider.
Wenn es um die Auswahl eines Nachfolgers von Sharala-San ging, kam es auf die Erfolge der einzelnen Kontrolleure an, und diese maßen sich vor allem an den Förderquoten. Da konnte der Ausfall jedes einzelnen Gefangenen negative Folgen haben. Nool-Trantu hatte niemals große Leistungen gebracht, aber seine Hinrichtung, die er auf Sharala-Sans Befehl hin hatte durchführen müssen, machte sich dennoch bemerkbar.
Die Fremde verfügte über ungeheure Kräfte und würde ihn mehr als nur gleichwertig ersetzen, das stand jetzt schon fest. Er hatte bereits einen Bericht über ihren Arbeitseinsatz vorliegen. Auch die Tatsache, dass sie Kawilas sofort nach ihrer Ankunft besiegt hatte, weckte einige Hoffnungen, hier einen ausgezeichneten Fang gemacht zu haben.
Barol-Koros lächelte grimmig. Für ihn war dieser Fall so gut wie erledigt. Die Fremde würde in seiner Sektion bleiben und niemand würde den Vorfall bemerken. Für ihn gab es keinerlei Grund, von sich aus in dieser Angelegenheit aktiv zu werden.
*
Die folgenden zwei Wochen verstrichen für Cat Groskowsky weitgehend ereignislos. Del Shannons optimistische Aussage erwies sich als zutreffend. Nachdem ihr die ersten Tage wie ein schlimmer Alptraum erschienen waren, hatte ihr Körper sich bald an die Strapazen gewöhnt. Ihre hervorragende körperliche Verfassung kam ihr zugute.
Auch ließ die Aufmerksamkeit der Aufseher für sie rasch nach.
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