024 - Die Rebellen von Moran Dur
Unterschied gab, so war er nur vordergründig und zumindest den Opfern sicherlich völlig gleichgültig.
Sie hatte also nicht das Recht, Del Shannon dafür Vorwürfe zu machen, und darum ging es ihr auch gar nicht. Ihre Worte schmerzten ihn, doch gerade des verschaffte ihr eine Art Genugtuung. Sie brauchte ein Ventil, um ihre angestauten Ängste abzulassen, und auf diese Art rächte sie sich dafür, dass er ihr die ganze letzte Woche ausgewichen war. Eine ganze Woche, in der sie seinen Zuspruch dringend benötigt hätte. Sie fühlte sich im Stich gelassen.
»Es ist Krieg«, wiederholte Shannon noch einmal, als wäre das allein schon eine Entschuldigung. »Es wird Tote geben, aber wohl kaum durch die Turbulenzen, sondern vielmehr durch die Reaktion der Soldaten. Die Kontrolleure wissen, was auf dem Spiel steht, und sie werden den Aufstand mit allen Mitteln niederzuschlagen versuchen. Wir kämpfen um unsere Freiheit und darum, dem langsamen, aber sicheren Tod, der uns in den Minen erwartet, zu entrinnen. Tausende können ihre Freiheit wiedererlangen und noch Jahrzehnte frei leben. Jeder Gefangene hier wird sein Leben mit Freuden riskieren, wenn er eine Chance erhält, wie wir sie ihm bieten.«
Cat Groskowsky senkte den Kopf. »Entschuldige«, murmelte sie. »Es war dumm, was ich gesagt habe, aber ich … ich konnte nicht anders. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Angst. Schreckliche Angst.«
»Ich auch«, gab Del Shannon zu.
*
Das grelle Licht schmerzte Barol-Koros in den Augen. Er dämpfte es, bis sich zwielichtiges Halbdunkel in seinem Büro ausbreitete.
Die letzten Tage waren hart gewesen. Die Vorbereitungen zu den Spielen, an denen er sich genau wie alle anderen Kontrolleure beteiligt hatte, hatten sehr viel Zeit und Arbeitskraft in Anspruch genommen.
Man hatte ursprünglich sogar die Gefangenen seiner Sektion dazu ausgewählt, die Instandsetzung der Stadien zu übernehmen, aber das hatte er glücklicherweise noch abwenden können. Während des Vierteljahres, das seit den letzten Spielen verstrichen war, hatten die Stadien leer gestanden. Sie waren bereits alt und der Zahn der Zeit hatte beträchtliche Spuren an ihnen hinterlassen.
Vor den Spielen mussten sie jeweils gründlich renoviert werden, um die Gefahr einer Katastrophe auszuschließen. Sollte etwas passieren, es gar zu einem Zusammenbruch der Tribünen kommen, würde es nicht nur Hunderte von Toten geben, sondern mit Sicherheit auch zu Unruhen kommen, die bei der explosiven Anhäufung der Gefangenen unbedingt verhindert werden mussten.
Doch darüber machte Barol-Koros sich keine Gedanken. Er hatte die Zuteilung der Bauarbeiten an seine Sektion abwenden können und war somit auch jeder Verantwortung für die bauliche Sicherheit enthoben.
Über die Ruftaste meldete sich Col-Nalo an. Es handelte sich um einen der Ärzte, die den Zustand der Kämpfer überwachten. Barol-Koros hatte ihn herbeordert und ließ ihn eintreten.
Der Arzt nahm auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz.
»Ich habe wenig Zeit«, verkündete er. »Weshalb haben Sie mich kommen lassen?«
»Wie Sie sich sicher denken können, handelt es sich um die Kämpferin meiner Sektion, eine Cat Groskowsky.«
»Sie möchten, dass sie gewinnt? Das ist nicht mehr möglich. Die Siegeskandidaten stehen bereits fest und werden durch spezielle Präparate zu weit überdurchschnittlichen Leistungen angetrieben. Ich kann Ihnen bei Ihrer Kandidatin nicht entgegenkommen, es würde auffallen …«
»Darum geht es sowieso nicht«, unterbrach Barol-Koros den Redefluss. »Ich möchte nicht, dass Cat Groskowsky gewinnt, ganz im Gegenteil. Ich möchte, dass sie sehr schnell ausscheidet. Am liebsten wäre es mir, wenn sie diese Spiele nicht überlebt. Sie verstehen, was ich meine?«
Der Arzt nickte erstaunt. Damit hatte er nicht gerechnet. Im Allgemeinen versuchte jeder Kontrolleur, den Kandidaten seiner Sektion unter die Sieger zu bekommen. Erfahrungsgemäß spornte das die anderen Gefangenen nach den Kämpfen zu besonderen Leistungen an, während die Zahl der Zwischenfälle drastisch sank.
»Sie möchten, dass ich der Kandidatin schwächende Präparate gebe?«, vergewisserte er sich – und meldete gleich auch in dieser Beziehung Bedenken an: »Aber es könnte auffallen, wenn sie allzu schlecht abschneidet. Schließlich kennt man in Ihrer Sektion ihre normale Leistung. Die Gefangenen würden gleich vermuten, dass etwas nicht mir rechten Dingen zugeht.«
Barol-Koros strich sich über
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