Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
024 - Horrorhölle Tansania

024 - Horrorhölle Tansania

Titel: 024 - Horrorhölle Tansania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
mit diesen Gedanken den Nagel haargenau auf den Kopf getroffen hatte. Er spürte, daß er zu Jill Cranston vollstes Vertrauen haben konnte, daß er von ihr jede Unterstützung erwarten durfte.
    Sie ist eine von uns! sagte er sich, während er den Gang entlangschlich. Wer hätte gedacht, daß es mit mir einmal eine solche Wendung nehmen würde…
    Dimster erreichte die Treppe. Er lauschte. In der Küche ging es immer noch rund. Der Boxer schlich die Stufen hoch.
    In Ipswich war er als junges Boxtalent sehr bald nach seinem Einstieg aufgefallen. Seine Mutter war von Anfang an dagegen gewesen, daß er Boxer wurde. »Das ist kein vernünftiger Sport für einen jungen, gesunden, vernünftigen Menschen!« hatte sie energisch gesagt. »Brutale Prügelszenen in einem Seilgeviert – und ringsherum sitzen Bestien, die dich anfeuern und Blut sehen wollen. Abscheulich ist das. Du bist so ein hübscher Junge, Henry. Warum willst du dir deine schöne Nase einschlagen lassen? Vielleicht triffst du mal auf einen Gegner, der dich zum Idioten, zum geistigen Krüppel schlägt. Oder er erschlägt dich überhaupt. Sag nicht, so etwas könnte dir nicht passieren. Mit dieser Überzeugung sind schon viele Männer in den Boxring gestiegen, und als Leichen hat man sie hinausgetragen.«
    Er hatte ihr kaum zugehört. Ihre Argumente gingen ihm beim linken Ohr hinein und beim rechten ungehört wieder raus. Und er wurde Boxer. Aus Leidenschaft.
    So hart wie er arbeitete keiner in seiner Boxschule, die andern dachten, es müsse auch mit weniger Fleiß gehen, aber sie irrten sich. Das merkten sie spätestens dann, wen sie gegen Dimster kämpfen mußten.
    Er hatte ein sicheres Auge und eine schnelle Faust, und Faust – »Fist« – wollte er sich später einmal nennen. Henry »Fist« Dimster sollte auf den Plakaten stehen.
    Es dauerte nicht lange, da wurde Andrew Quaid auf ihn aufmerksam. Eines Tages erschien der Manager in der nach dem Schweiß des Eifers riechenden Boxschule. Man hatte ihm einen Tip gegeben, und er war von London nach Ipswich gefahren, um sich Henry Dimster anzusehen.
    Nach dem Training lud der Manager den Boxer zum Dinner ein.
    Für Dimster war das eine große Ehre, die er zu schätzen wußte.
    »Sie sind auf dem richtigen Weg«, sagte Quaid. »Ich möchte Sie mit einem glühenden Eisen vergleichen. Bestes Material, aber es gehört noch geschmiedet. Wenn Sie in Ipswich bleiben, wird die Glut eines Tages erlöschen, ohne daß Sie jemals Ihre ganz große Form erreichten.«
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir helfen würden, Mr. Quaid«, sagte Dimster.
    »Ich bin gerade dabei, eine junge Boxstaffel aufzustellen, die in absehbarer Zeit alles schlagen soll, was ihr entgegengestellt wird. Sie würden meines Erachtens großartig in diese Crew passen. Wä- ren Sie bereit, bei mir einzusteigen?«
    Dimster strahlte vor Glück. »Ich wüßte nicht, was ich lieber täte.«
    »Sie müßten nach London ziehen.«
    »Kein Problem.«
    »Sie müßten sich an ein Leben aus dem Koffer gewöhnen, denn wir werden die ganze Welt bereisen.«
    »Darauf freue ich mich, Mr. Quaid.«
    Der Manager gab ihm seine Karte und sagte ihm, er solle sich in den nächsten Tagen bei ihm in seinem Londoner Büro melden. Das hatte Henry Dimster getan. Seine Mutter weinte, als er Ipswich verließ, aber das hatte seiner Meinung nach nichts zu bedeuten. Sie weinte häufig, mal vor Freude, mal aus Kummer. Damals hatte sie wohl aus Freude und Kummer geweint, denn ein wenig stolz war sie auf ihren tüchtigen Jungen schon.
    Dimsters Vater hatte ihm kräftig die Hand gedrückt und mit dröhnender Stimme gesagt: »Mach’s gut mein Sohn, und mach deinem alten Herrn keine Schande, sonst komme ich und haue dir die Hucke voll.«
    So war Henry Dimster zu Quaids Staffel gestoßen. Im ersten Jahr hatten sie alles aus dem Ring gefegt, was man ihnen vor die Fäuste stellte, aber sie wußten, daß sie noch nicht die Größten waren. Es hätte härtere Gegner gegeben, doch denen wich Andrew Quaid geschickt wie ein Steuermann, der durch Riffgewässer fährt, aus.
    Und dann war das verlockende Angebot aus Tansania gekommen.
    Quaid hatte seine Mannschaft vergattert und gesagt: »Jungs, nun kommt für euch die Stunde der Wahrheit. Die Zeit der weichen Gegner ist vorbei. Jetzt wird mal hart gearbeitet. Höchstwahrscheinlich werdet ihr alle, ausnahmslos, in Daressalam Prügel beziehen. Das ist nicht so schlimm. Man muß auch verlieren können. Es kommt nur darauf an, wie man verliert.

Weitere Kostenlose Bücher