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024 - Lebendig begraben

024 - Lebendig begraben

Titel: 024 - Lebendig begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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Du selbst hast mit dem Teufel diesen Pakt geschlossen.“ Nach einem Augenblick murmelte sie: „Halt mich fest, du zitterst ja, mein Liebster!“
    „Ich bin ein alter Mann“, sagte ich tonlos. „Ein verdammt alter Mann.“
     

     
    Es schien wahrhaftig alles zu stimmen, was Franziska sagte. Mit Geisslers hinterlassenen Dokumenten konnten wir manches überprüfen. Am offensichtlichsten war die Sache mit der Schrift. Die Schrift des Paktes, eines dreißig Jahre alten Schriftstück und meine augenblickliche Schrift wiesen eine verblüffende Ähnlichkeit auf. Dies und die Diapositive – waren sie nicht Beweis genug?
    Der Vorgang des Vergessens ging immer rascher vor sich. Bald, war mir klar, dass nichts zurückbleiben würde. Welche Vergeudung von Erinnerungen! Aber vielleicht war das menschliche Gehirn zu schwach, sie alle zu tragen? Vielleicht war dies ein Riegel der Natur, der sich vorschob, um den Wahnsinn zu verhindern, der jeden erwarten musste, der mit gierigen Fingern nach der Unsterblichkeit griff.
    Eine Woche später war Forchting aus meinem Gedächtnis verschwunden. Es gab nur noch meine Aufzeichnungen. Ich begann ein Tagebuch zu führen, um soviel wie möglich festzuhalten von meinem Leben. Welcher Reiz lag im ewigen Leben, wenn man nicht zurückblicken konnte?
    Wir verließen die Stadt bald darauf und zogen in eine andere. Die Menschen dort waren mir fremd, und ich ihnen.
    Und er kam wieder, dieser Zwang zum Bösen. Ich merkte es am Anfang nicht. Erst als mich Franziska darauf aufmerksam machte, erkannte ich, was ich tat; erkannte ich, dass ich es war, der die Menschen um mich gemein und böse werden ließ. Das anfängliche Entsetzen schwand rasch. Ich begann, mein Tun zu genießen. Aber nein, das war falsch. Etwas in mir, ein zweites Ich – ein Dämon oder der Teufel selbst – er war es, der genoss. Mit meinen Sinnen, meinem Fleisch und meinem Geist. Das wusste ich nun, und fühlte es mit jedem Tag deutlicher. Wie ein Schizophrener empfand ich Triumph und Abscheu zugleich. Es war mir bald unerträglich. Deshalb kämpfte ich gegen den Dämon in mir an.
    Es war ein ungleicher Kampf. Es gab keine Flucht aus der eigenen Haut, oder besser: aus der eigenen Persönlichkeit. Und die hatte ich vor zweihundert Jahren verkauft, ohne zu bedenken, dass ich mit dranhing, dass es keine Trennung gab.
    Wenn je der Teufel einen Sklaven hatte, dann mich. Und er wusste seinen Sklaven gut auszunutzen.
    Wir zogen weiter von Zeit zu Zeit, wenn die Leute anfingen, hinter meine freundliche, hilfsbereite Maske zu blicken. Wäre nicht Franziska gewesen, die mit mir kämpfte und mit ihrer Liebe alles erträglicher machte, hätte ich mir längst das Leben genommen – trotzdem ich wusste, dass eine neue Auferstehung bevorstand. Aber unsere Liebe wirkte wie eine Tür zu einer anderen, besseren Welt, in die man sich zurückziehen konnte aus der Hölle.
    Mehr als ich, glaubte Franziska an die Wunderkraft ihrer Liebe. Sie glaubte, dass die reine Liebe, die Liebe eines unschuldigen Menschen, stärker war als alle Mächte der Dämonie.
    Wenn ich nur daran hätte glauben können. Aber wie kann man an etwas Gutes, Edles glauben mit dem Teufel im Herzen?
    Wie hatte Franziska gesagt: alles wäre zu Ende gewesen, wenn sie mich in jener Nacht in Forchting verbrannt hätten.
    Alles wäre zu Ende gewesen. Warum war ich darauf nicht früher gekommen? Ich brauchte nur testamentarisch zu verfügen, dass meine Leiche verbrannt wurde. Vor meiner Urne musste auch die Hölle kapitulieren. Ich machte mich sofort daran, ein derartiges Dokument aufzusetzen, und gab es Franziska zur Aufbewahrung, da ich mir selbst nicht traute. Ich hatte den gleichen Kummer wie Dr. Jekyll: ich war nicht sicher, was Mr. Hyde tun würde.
     

     

Mehr als zehn Jahre sind inzwischen vergangen. Franziska und ich haben geheiratet – irgendwo, in irgendeiner Stadt. Wir waren in so vielen.
    Und es lässt nach, dieser Zwang zum Bösen. Ich fühle mich freier. Ich habe den Eindruck, dass Satan die Macht über mich verliert.
    Wir wohnen nun bereits ein Jahr hier, in Frieden und ohne Feinde. Nur gelegentlich bricht das Böse in mir durch, als wollte Satan daran erinnern, dass er noch da war.
    Ich zweifle nicht daran, dass es Franziskas unerschütterliche Liebe zu mir war, die ihm nach und nach die Kraft nahm. Liebe ist etwas, das allen Kräften der Hölle entgegenwirkt – auf eine nicht minder magische Art. Und wenn die Hölle endgültig auszieht aus meinem Körper, den ich

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