0240 - Vampir-Kosmetik
Druck an Sheilas Hals verschwand plötzlich, dafür wurde ihr Arm gepackt und im nächsten Augenblick nach hinten gezogen.
Sheila stöhnte auf, als Harriet ihn noch in der gleichen Sekunde hoch hebelte und der erste Schmerz fast ihre Schulter zerriß.
Tränen schossen in ihre Augen, aber sie preßte die Lippen zusammen, so daß kein Ton aus ihrem Mund drang.
Linda Long baute sich vor ihr auf. Sie hielt wieder das Rasiermesser in der Hand. Die scharfe Seite war auf Sheila gerichtet, und Linda brauchte nur den Arm auszustrecken, um mit der Klinge die Gesichtshaut aufzuschneiden.
Die Lippen hatte sie verzogen, ihre Augen funkelten, am liebsten hätte sie Sheila schon jetzt getötet, aber die beiden hatten noch etwas mit ihrem Opfer vor. Sie wollten es zappeln lassen, wollten mit ihm spielen, es quälen, und Harriet dirigierte Sheila dorthin, wo sich auch die Nische in der Wand befand.
Schon vorher sah Bills Frau die dunklen Flecken auf dem Boden.
Sie wußte zwar nicht genau, was es war, doch es gab nur eine Möglichkeit für sie.
Blut!
Dieses Verlies, in dem sie gelandet war, war ein regelrechter Blutkeller. Ihr wurde kalt und heiß zugleich, auf dem Rücken lag eine Gänsehaut, hervorgerufen von einer unheimlichen Angst, die sie in ihren Klauen hielt.
Dann konnte sie in die Nische schauen, da Linda Long einen Schritt zur Seite gegangen war.
Sheila glaubte, wahnsinnig zu werden. Was sie dort in der Nische zu sehen bekam, war schrecklich.
In ihr lag ein Toter!
Sie kannte den Mann nicht, aber er war auf schreckliche Art und Weise umgebracht worden. Mit Rasiermessern. Sheila sah in seiner Nähe die Blutreste, und nun wußte sie, was sie von den beiden untoten Bestien zu erwarten hatte.
»Es ist Clive Brutal«, erklärte ihr Harriet kichernd und lachte dann auf, als sie Sheilas Entsetzen bemerkte. »Man hat ihn uns geschickt, und wir haben uns seiner angenommen. So enden sie alle, auch du mein Kind, denn wir haben uns für die Rasiermesser entschlossen und werden dein Blut trinken.«
Sheila war nicht mehr fähig, den beiden Vampirinnen eine Antwort zu geben. Sie konnte sich nicht erinnern, je in ihrem Leben so etwas Entsetzliches gesehen zu haben. Der Mann lag auf der Seite.
Auch sein Gesicht zeigte Wunden und Blutflecken. Dabei hatte Sheila das Gefühl, als wären die Augen des Toten anklagend auf sie gerichtet.
Sie konnte einfach nicht mehr, und sie merkte, wie sich die Kraft aus ihren Beinen löste. Die Knie wurden weich, sie zitterte.
Doch Harriet hielt eisern fest. Erst als Sheila den Schmerz in der Schulter spürte, da wußte sie, daß sie sich wieder einmal zusammenreißen mußte, und sie drückte ihren Körper in die Höhe, so daß sie auf zitternden Beinen stehenblieb.
Bill Conolly und auch John Sinclair hatten ihr einmal eingeschärft, auch in noch so schrecklichen Situationen die Nerven zu bewahren und so viele Einzelheiten wie möglich zu registrieren. Seltsamerweise erinnerte sich Sheila an diese Sätze, und sie schaute auch nach rechts, in die Richtung, aus der auch die Schienen kamen.
Sheila blickte in einen dunklen Gang. Der helle Strang führte in diese Düsternis hinein, die von dem grünlichen Licht nur wenige Yards erhellt wurde, bevor die Finsternis es verschluckte.
Trotz ihrer Angst fragte sich Bills Frau, was das Schienenpaar zu bedeuten hatte, und sie sollte schon bald eine Antwort bekommen, die sie allerdings nicht zufriedenstellte.
Aus der Tiefe des Ganges hörte sie ein Geräusch.
Es klang wie ein harter Aufschlag. Sheila zuckte zusammen, und auch die beiden Blutsaugerinnen reagierten. Sie schienen von Sheila sogar ein wenig irritiert zu sein, als sie ihre bleichen Gesichter drehten und ebenfalls in den Gang schauten.
»Da kommt jemand!« flüsterte Linda Lang rauh.
Harriet nickte, sagte aber nichts.
Dafür hörten sie Schritte. Und zwar von der Treppe her, über die auch Sheila mit den beiden Blutsaugerinnen gekommen war.
»Schau nach!« zischte Harriet Linda Long zu.
Sie brauchte sich nicht mehr in Bewegung zu setzen, denn der Ankömmling hatte die Treppe bereits hinter sich gelassen. Mit einem Sprung überwand er die letzten Stufen, stand dann im Keller, und das fahlgrüne Licht traf auch sein Gesicht.
Es war Bella Benson!
Sie lachte. In ihren Augen funkelte die Gier. Auch sie hielt jetzt ein aufgeklapptes Rasiermesser in der Hand, zeigte ihre Zähne und zischte: »Wir haben noch ein Opfer. Es sitzt auf dem Stuhl.«
»Wer ist es?« wollte Harriet Pierce
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