0240 - Vampir-Kosmetik
ihm auflöste und nur noch ein Rest von Asche zurückblieb. So schnell hatte der Reporter noch nie einen Vampir sterben sehen, für ihn war es unbegreiflich.
Auch Linda Long hatte keine Chance. Der zweite Graue vernichtete sie radikal.
Ich sah ihren Tod nur aus den Augenwinkeln, und wieder glühte mein Kreuz grün und rot, so lange, bis von der Bestie nur noch Staub zurückgeblieben war.
Aber jetzt standen die Grauen gegen Bill und mich…
***
Was wollten sie? Wo kamen sie her? Würden sie versuchen, uns zu töten? Ich muß ehrlich gestehen, daß ich mich in diesen Sekunden nicht wohlfühlte. Es war einfach grauenhaft, daß wir nicht Bescheid wußten. Sie hatten zwar den Dunklen Gral erwähnt, aber welche Bedeutung er besaß, wußte ich nicht.
Und dann sprach der Graue. Er redete mich an, während Bill zu seiner Frau gegangen war.
»Wir mußten angreifen«, sagte er wieder mit seiner seltsam klingenden Stimme. »Wir mußten sie töten, ihr hättet es nicht mehr geschafft, aber sie war eine von uns.«
»Wer?« fragte ich. »Bella Benson?«
»So hieß sie hier. Aber wir kannten sie nur unter dem Namen Ozymanus. Das Blut der Druiden floß in ihr. Eine Abtrünnige, eine abtrünnige Druidin, die der Dunkle Gral einfach nicht hinnehmen kann. Ihr werdet es verstehen. Irgend wann einmal, in ferner Zukunft vielleicht oder auch schon morgen. Die Druidin mußte sterben, sie hatte den Gral verraten und sich dem Bösen geweiht.«
Das waren seine letzten Worte, dann verschwanden sie ebenso lautlos, wie sie gekommen waren.
Zurück ließen sie zwei staunende Männer, die nicht begriffen, und eine völlig erschöpfte, aber dennoch glückliche Frau…
***
Es gelang Bill Conolly, mich von den verdammten Klammern zu befreien. Er fand einen Kontakt, der sie löste.
Ich kletterte aus dem Sessel, ging auf Bill zu und sah ihm an, welche Schmerzen er hatte. Die Verletzungen, durch die Rasiermesserklingen durften wir auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen, mein Freund brauchte einen Arzt.
Sheila hatte zum Glück nichts abbekommen. Sie war aber völlig erledigt. »Demnächst kannst du dich selbst schminken«, sagte der Reporter voller Galgenhumor und bekam von ihr ein bestätigendes Nicken.
Sheila, Bill und ich stützten uns gegenseitig, als wir die Treppe hochschritten. Der Reporter hatte drei tiefe Wunden am Körper. Sie bluteten zwar nicht mehr so stark, aber ein Arzt mußte sie sich ansehen.
Vom Kosmetik-Salon aus rief ich ihn an. Bill, der mir zuschaute und seine Frau dabei streichelte, fragte: »Jetzt sag mir nur noch, John, wer diese Grauen waren.«
»Du hast doch gehört. Sie haben vom Dunklen Gral gesprochen.«
»Ja, da ist dir ja schon mal was widerfahren. Aber was ist der dunkle Gral?«
Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung, Junge. Wir sollten ihnen nur dankbar sein. Wären die Grauen nicht gewesen, hätten mich die Blutsaugerinnen fast geschafft, unglaublich, aber wahr.«
»Trotzdem möchte ich gern wissen, was dahintersteckt«, murmelte Bill.
Ich trank ein Glas Wasser und sagte: »Irgend etwas muß der Dunkle Gral mit einer uralten Druidenmagie zu tun haben, auf die auch mein Kreuz unmittelbar reagiert. Aber das Gebiet ist so vielfältig und vielschichtig, daß es Monate dauern würde, wollten wir beide es erforschen.«
»Ich kann ja mal anfangen.«
»Du?« sagte ich und drehte mich überrascht zu meinem Freund Bill Conolly um.
»Ja, ich.« Bill grinste. »Das Gebiet interessiert mich. Außerdem habe ich in den nächsten Tagen Zeit, denn ich glaube kaum, daß Sheila mich aus dem Haus lassen wird.«
»Worauf du dich verlassen kannst, mein Lieber«, erwiderte sie und nickte heftig.
Sie war wieder die alte, und das freute uns…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Nr. 239 »Der Höllenwurm«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 235 »Hexenabend mit Jane Collins«
[3] Siehe John Sinclair Nr. 188 »Horrortrip zur Schönheitsfarm«
[4] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 020 »In dieser Straße wohnt die Angst«
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