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0241 - Der Dämonen-Schneider

0241 - Der Dämonen-Schneider

Titel: 0241 - Der Dämonen-Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra und deutete auf Nicole, »habe ich zu tun. Aber wenn Sie das Gewicht nicht mehr aushalten, könnten Sie die Dame vielleicht auf den Teppich legen - aber vorsichtig, von wegen der Quetschfalten.«
    Die ältere Lady holte auf jaulend Luft. So ohnmächtig war sie nun auch wieder nicht! Entschlossen kämpfte sie sich frei und stampfte auf. »Unfaßbar!« keifte sie. »Muß ich mir so eine Frechheit bieten lassen? Sie - Sie - Sie Ungeheuer! Mein Schirm! Wo ist mein Regenschirm? Ich will sofort meinen Regenschirm haben!«
    »Bitte, äh… Madam… wofür? Draußen scheiht die Sonne«, brachte der Zimmerkellner zögernd hervor.
    »Schweigen Sie!« fuhr die Lady ihn an. »Ich will ihn diesem - diesem Flegel über den Kopf schlagen!« Zeternd stampfte sie auf Zamorra und Nicole zu. Nicole bedachte sie mit giftigen Blicken. »Bedecken Sie sich! Dies ist ein anständiges Haus!«
    »Richtig«, erwiderte Nicole lächelnd. »Und deshalb ist auch alles, was hier geschieht, anständig. Nicht wahr? Ein phantastisches Kleid haben Sie da, es gefällt mir. Wo lassen Sie arbeiten, wenn man fragen darf?«
    Schlagartig verrauchte der Zorn der streitbaren Dame. Hoheitsvoll ließ sie sich über die Kunstfertigkeiten der Schneidermeister von heute aus, erwähnte diverse Adressen, die über den ganzen Erdball verstreut lagen, und engte den Bereich schließlich auf ihren Haus- und Hofschneider ein. Sprachlos hörte Zamorra zu. Verstehe einer die Frauen, dachte er. Da stehen eine dicke Dame und ein nacktes Prachtgirl auf dem Hotelflur und unterhalten sich über Modeprobleme!
    Der Zimmerkellner war nicht minder fassungslos.
    Zamorra drückte ihm einen Zehn-Dollar-Schein in die Hand. »Vergessen Sie’s«, sagte er, »und lassen Sie die Treppe säubern und entsplittern. Falls Nicole nämlich auf die Idee kommen sollte, jetzt so nach unten zu gehen…«
    Da endlich entschloß sich Nicole, wieder in die Abgeschiedenheit des Hotelzimmers zurückzukehren.
    Freundlich lächelnd und winkend verabschiedeten sich die beiden so ungleichen Geschlechtsgenossinnen voneinander. Die Lady hatte dennoch nur einen vernichtenden Blick für Zamorra übrig.
    »Trotz Ihrer reizenden Gattin sind Sie ein Flegel, Mister«, fauchte sie ihn an und betonte das »Mister« besonders abfällig.
    »Sie irren«, sagte Zamorra schon in der Tür. »Parapsychologe, wenn Sie gestatten, nicht Flegel. Professor Zamorra. Empfehlen Sie mich bitte weiter.«
    »Ein akademischer Flegel, auch das noch!« ächzte Mylady. »Nein, die Jugend von heute…«
    Zamorra folgte Nicole ins Zimmer. Nicole warf sich in den Sessel und begann zu lachen. »Ich werde verrückt«, sagte sie. »So etwas… Himmel, die Frau muß in den Zirkus. Die Vorstellung war bühnenreif! Gibst du mir einen Orangensaft?«
    Zamorra öffnete die in die Wand eingebaute Kühlbox und schenkte ein. »Aber mit diesem Auftritt wäre bewiesen«, sagte er, »daß du eigentlich wirklich nichts anzuziehen brauchst…«
    Nicole nippte an dem Getränk.
    »Geizkragen«, verkündete sie. »Du hast ja nur Angst, daß ich ein bißchen Geld investiere. Die Wirtschaft muß angekurbelt werden.«
    »Du mußt patriotisch denken«, versuchte Zamorra es ein letztes Mal. »Als Französin solltest du nicht die amerikanische, sondern die französische Wirtschaft ankurbeln. Warte mit dem Einkauf, bis wir wieder in Frankreich sind«, sagte er und fügte in Gedanken hinzu: Bis dahin fällt mir vielleicht ein weiteres Ablenkungsmanöver ein… Nicole schüttelte den Kopf.
    »Nichts da. Ich durchschaue dich. Du gönnst mir wieder mal gar nichts. Trotzdem solltest du dich allmählich fertigmachen. In einer Stunde beginnt dein Vortrag.«
    »Ich«, sagte Zamorra. »Sicher. Ich muß mich fertig machen. Wer sonst?« Er sah an sich herunter. Weißer Anzug, rotes Hemd, Seidenschleife. Wenn hier jemand ausgehfertig bekleidet war, dann war doch wohl er es.
    Nicole erhob sich wieder und begann in den auf dem Bett verteilten Sachen zu wühlen. Schließlich entschied sie sich für eine durchscheinende Spitzenbluse, weiße Jeans, die so eng waren, daß sie fast einen Schuhanzieher dafür benötigte, ebenfalls weiße Cowboystiefel und einen breitrandigen Hut. Unternehmungslustig klatschte sie in die Hände.
    »Wir können, Chef.«
    Nichts anzuziehen, dachte Zamorra resignierend und genoß ihren aufreizenden Anblick. Das nennt sie nichts anzuziehen… aber versteh’ einer die Frauen!
    Er verdrängte die dummen Gedanken, die sich in ihm ausbreiten wollten, und

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