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0241 - Der Dämonen-Schneider

0241 - Der Dämonen-Schneider

Titel: 0241 - Der Dämonen-Schneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nur das Kleid und spürte unbändiges Verlangen, es auf der Haut zu tragen.
    »Ich möchte es anprobieren«, bat sie.
    »Bitte, Miß«, dienerte der Verhutzelte und deutete auf die Umkleidekabine, die durch eine schulterhohe Schwingtür betreten werden konnte. Vorsichtig, als könne sie es durch die Berührung beschädigen, nahm Nicole das Kleid entgegen und betrat die Kabine.
    Der Schneider sah ihr nach, und sie glaubte so etwas wie sehnsüchtiges Begehren nach ihrer Schönheit zu erkennen. Lächelnd stieg sie aus den Stiefeln, streifte die Bluse ab und legte sie über die Kante der hölzernen Pendeltür. Dann folgte die weiße Jeans, die so eng saß, daß der winzige Traum aus sündiger Spitze und schmalem Bändchen gleich mit ging. Kurz zögerte Nicole, dann beschloß sie, der begehrlichen Phantasie des Schneiderleins Auftrieb zu schenken und präsentierte auch diese letzte Hülle seinem Blick. Sollte er auf zu dumme Gedanken kommen - nun, dann würde sie sich zu wehren wissen.
    Langsam griff sie nach dem Kleid, genoß den weichen Stoff und streifte ihn über. Er umfloß ihren Körper und schmiegte sich eng an ihre bloße Haut. Es war ein traumhaftes Gefühl. Nicole betrachtete sich im Spiegel. Das Kleid zeichnete die Konturen ihres Körpers hauteng nach, paßte sich förmlich an.
    Ich muß es haben, dachte sie. Egal, was es kostet.
    Sie trat wieder in den Laden und drehte sich einmal um sich selbst. »Na?« fragte sie.
    »Großartig«, gestand das Hutzelmännchen. »Gerade, als hätte ich es eigens für Sie geschneidert, Miß. Es paßt wunderbar und steht Ihnen hervorragend. Sie sollten einen Karatekurs besuchen. Die Männer werden sich förmlich um Sie prügeln, wenn mir diese Bemerkung erlaubt ist.«
    »Oh, ganz so schlimm wird es hoffentlich nicht sein«, wehrte Nicole ab. »Es gefällt mir, und ich nehme es. Kann ich es direkt anbehalten?«
    Der Gesichtsausdruck des Schneiders änderte sich.
    Gerade noch zeigte er höfliches Lächeln, jetzt aber schien es Nicole ein gräßliches, fratzenhaftes Grinsen zu sein. Er kicherte, und in seinen Augen glitzerte es bösartig.
    »Es wird dir wohl nichts anderes übrigbleiben, als es direkt anzubehalten, Nicole Duval«, kreischte der Verhutzelte.
    Nicole erschrak. »Was soll das?« stieß sie hervor.
    Sie sah, wie sich die Finger der rechten Hand des Mannes bewegten und eine seltsame Stellung einnahmen. Sie kannte sie.
    Entsetzen sprang sie an wie ein wildes Tier.
    Dämonen werk! Böser Zauber schlug zu!
    Ahnungslos war sie in eine Falle gegangen!
    Aber woher wußte der Schneider, wer sie war? Sie hatte ihn doch niemals zuvor gesehen!
    Sie wollte herumwirbeln, den Laden verlassen. Sie spürte die Gefahr, die von allen Seiten auf sie zuraste und nach ihr griff, wollte noch flüchten.
    Aber dazu war es schon zu spät.
    Die Falle schlug zu!
    ***
    »Na, wie war’s?« fragte Professor Zamorra. »Wie fühlt man sich, so unter einem Haufen Studenten?«
    Bill Fleming kratzte sich hingebungsvoll im Genick. »Alt«, sagte er. »Sehr alt.«
    Normalerweise stand er selbst, wenn er nicht gerade auf Forschungsreisen war, selbst in Hörsälen hinter dem Pult und hielt Vorlesungen und Seminare ab. Er besaß einen Lehrstuhl an der Harvard-Universität. Aber die meiste Zeit verbrachte er mit Forschungen - und damit, ähnlich wie Zamorra oder häufig mit diesem zusammen, dämonischen Erscheinungen nachzuspüren und sie zu bekämpfen.
    Die letzten Studenten verließen den Hörsaal. Zu Zamorras Überraschung hatte es in der abschließenden Diskussion kaum Fragen gegeben. Doch das mochte daran liegen, daß es ein Freitagnachmittag war und jeder nur von dem Wunsch beseelt war, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
    Der Dekan des Fachbereichs Psychologie, der an dem Vortrag ebenfalls teilgenommen hatte, schüttelte Zamorra die Hand und murmelte eine Einladung zum festlichen Abendessen. Zamorra war froh, daß sich die Unterhaltung nicht direkt an die Vorlesung anschloß. Er verabschiedete sich und strebte mit Bill Fleming dem Ausgang zu, nachdem der Dekan versichert hatte, ein Taxi herbeizuordern.
    Dann warteten die beiden Freunde draußen in der Nähe der Haupteinfahrt.
    »Sag mal«, brummte Bill. »Diese Weridar-Fragmente, die du so ganz nebenbei erwähntest - ich kenne mich ja ziemlich in der antiken Weltgeschichte aus, aber ein solcher Fund ist mir bislang noch nicht untergekommen.«
    »Sie sind eigentlich auch nicht weltbewegend«, sagte Zamorra. »Ich weiß selbst nicht ganz

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