0242 - Werwolf-Terror in Soho
Gesicht zwischen den blonden Haaren.
Lupina sprang.
Saide reagierte, riß die Waffe hoch, feuerte aus der Hüfte und fiel erst zu Boden, als er sich gedankenschnell zur Seite rollte. Kein Stuntman hätte dies besser geschafft. Der Angriff verfehlte Slade knapp. Er konnte sich umdrehen und die MPi hochreißen.
Bei einem Mann hätte er sofort geschossen, aber vor ihm stand eine Frau.
Sein Zögern wurde ihm zum Verhängnis.
Der Prankenhieb war so hart geführt, daß er ihm die Maschinenpistole aus den Fingern schleuderte, und dann kam Lupina, die Königin der Wölfe.
Erst jetzt sah der Mann ihren tatsächlichen Körper, und er wußte auch, daß er kaum eine Chance haben würde. Die Krallen fetzten seine Kleidung auf, er wurde hochgewuchtet, und ein Stich mit der Pranke war auf seine Kehle gezielt.
Al Slade bekam nicht mehr die Hände vor seinen Hals. Er spürte rechts unter dem Kinn das scharfe Brennen. Sein Hals schien in Flammen zu stehen. Heiß pulste das Blut aus der Wunde, und er rammte seinen Fuß vor.
Es war eine Reaktion, die ihm tatsächlich noch einmal Luft verschaffte, denn der rechte Fuß traf das weiche Fell, und fast versank er darin. Lupina wurde zurückgeworfen.
Slade lag am Boden. Er wälzte sich um die eigene Achse. Zwar spürte er die Schmerzen, aber sein Gehirn arbeitete nach wie vor klar. Er wußte Bescheid.
Dieses verdammte Wesen vor ihm war unbesiegbar. Er konnte es mit den Waffen, die ihm zur Verfügung standen, nicht schaffen.
Einfach unmöglich so etwas, und er mußte dem Geisterjäger John Sinclair recht geben, der ihn gewarnt hatte.
Lupina sah den Mann am Boden liegen. Ihr Gesicht wurde zu einer Fratze, als die Blutgier in ihr hochstieg. Sie schüttelte sich, sah, daß sich ihr Fell sträubte, und ein gefährliches Knurren drang aus ihrem offenen Maul.
Im nächsten Augenblick zeigte es sich, daß Lupina ihren Mordwillen auch kontrollieren konnte. Sie warf sich nicht auf das Opfer, um ihm den Rest zu geben, sondern dachte an ihre eigentliche Aufgabe.
Gedankenschnell machte sie kehrt. Durch die offenstehende Tür huschte sie lautlos in das Innere des Buckingham-Palastes, während Al blutend am Boden lag und verzweifelt gegen seine Bewußtlosigkeit anzukämpfen versuchte.
Die Gefahr für die Queen aber wuchs…
***
Wir hetzten durch den Palast.
Breite Gänge hatten uns aufgenommen. Nach der Doppeltür waren wir in einem Saal gelandet, von dem die Gänge sternförmig abzweigten. Wir konnten wählen, wohin wir laufen sollten und wußten nicht, in welchem sich das Drama abspielte.
Dann hörten wir den Schrei und tauchten in den Gang ein, der schräg links von uns zu sehen war.
Er war breit genug, so daß wir nebeneinander laufen konnten.
Weiter vorn sahen wir es schon.
Wolf und Mensch!
Der Mensch lag am Boden, der Wolf hockte auf ihm, hörte unsere Schritte und drehte den Kopf.
Genau in dem Augenblick schoß ich.
Der Schuß hallte sehr laut, das Echo wanderte förmlich an den kahlen Wänden entlang, und der Wolf, es war Luparo, sprang in die Höhe, kam wieder auf die Füße und rannte davon. Die Entfernung zwischen ihm und uns vergrößerte sich gedankenschnell, so daß wir das Nachsehen hatten. Auch mit der ersten Kugel war mir kein Treffer gelungen.
Neben dem Mann stoppte ich.
Er lebte nicht mehr. Luparo hatte wieder schrecklich gewütet. Und dieser Mann würde auch nicht zu einem Werwolf werden, er verwandelte sich nur dann, wenn er gebissen worden war und am Leben blieb. Das Beißen war dabei sehr wichtig.
Auch Suko schoß.
Der Chinese hatte sich hingekniet und seinen Arm ausgestreckt.
Vielleicht konnte er es noch mit einer Kugel schaffen, aber das geweihte Silbergeschoß jaulte an dem flüchtenden Tier vorbei und fuhr ratschend über die Wand. Dann war Luparo verschwunden. Er wieselte um eine Ecke am Ende des Ganges, wo er rechts in einem anderen verschwand.
»Hinterher!« schrie ich.
In meinem Innern tobte ein ungeheurer Zorn und Haß. Ich brauchte nur an den Toten zu denken, das war Stimulans genug für mich.
Diesmal wollte ich Luparo vernichten.
Wir rannten so schnell, wie wir konnten. Als wir uns am Ende des Ganges ebenfalls nach rechts wandten, da war von Luparo nichts mehr zu sehen.
Ich aber hatte ein komisches Gefühl. Dieser Trakt des Schlosses war für den Normalsterblichen und besichtigenden Touristen nicht zugänglich, denn hier lebte die Königin.
Ein wenig flau wurde mir schon, auch meine Gesichtsfarbe schwand dahin, so daß Suko mich fragte:
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