0246 - Fähre aus dem Jenseits
Runde.
»Es wird gelingen!« erklärte er dann. »Stellt euch in die äußeren Enden der Zacken des Heptagramms, schließt die Augen und denkt an gar nichts. Denn dann kann ich die Kräfte, die in jedem Menschen schlummern, mir dienstbar machen. Zusammen sind wir stark genug, es zu schaffen. Wir werden an Englands Küste auftauchen und niemand auf dem Schiff außer uns wird sich an die schrecklichen Stunden, die hinter uns liegen, erinnern können. Auch der Kapitän und Sörensen werden ihr Bewußtsein wiedererlangen!«
Bei diesen Worten hellte sich Hein Bressels Miene auf.
»Gehen Sie auf die Brücke und bereiten Sie sich vor, das Schiff in wenigen Minuten wieder steuern zu müssen!« sprach Aurelian zu ihm. »Und nun, meine Tanisten, nehmt eure Plätze ein!«
Während Aurelian in das Zentrum des Heptagramms trat, stellten sich Professor Zamorra, Regina Stubbe, Hermann von der Aller, Ralf Töpfer und die drei Freunde aus Bremen in die Zacken des Sterns.
Übergangslos begann Aurelian mit erhobenen Händen seltsame Worte mit eigenartigen Klangbildungen zu sprechen.
Florian Schmidt schloß die Augen und verbannte alle Gedanken. Es war wie ein tiefer Schlaf. Den anderen erging es ebenso. Ihr Geist wurde frei für das große Werk.
Nur die ›Väter der Reinen Gewalt‹ kennen den tiefen Sinn der Worte, mit denen Aurelian nun Mächte anrief, von denen selbst die Eingeweihten nicht wissen, auf welcher Seite der Schicksalswaage sie stehen.
Zu tiefen Flüstern sinkt ihre Stimme herab, wenn sie von der ›Dynastie der Ewigen‹ raunen.
Niemand erfuhr je, mit welchem Wort Pater Aurelian den Zeitsprung auslöste, da alle die Augen geschlossen hatten.
Plötzlich begann es unter ihren Füßen wieder zu rollen und zu schlingern. Hexen-Hermann riß die Augen auf.
»Das Meer! Das Meer! Und da hinten ist Land! England! Wir sind zu Hause! Wir haben es geschafft… !«
Während die Freunde sich in ihrem Siegestaumel umarmten und Manfred Riegel mit allen Hintergedanken Regina Stubbe in diese Umarmung einbezog, sank Pater Aurelian total erschöpft in Professor Zamorras Arme…
***
»Fort aus England! Flucht! Soeben hat das Schiff angelegt. Jetzt… ja, jetzt betreten Zamorra und Aurelian gemeinsam den Boden Englands. Satans Reich bricht zusammen!« heulte es durch das Dämonenreich. Mit hängendem Schädel schlich sich Lucifuge Rofocale ins Unheiligste des Höllenkaisers selbst, um seine Niederlage zu gestehen.
Um vom Verlust des Teiles der Welt, wo es den meisten Aberglauben, die meisten Hexenkulte und die meisten Gespensterhäuser und Burgen gibt.
Lucifuge Rofocale versuchte die Sache erst gar nicht zu beschönigen. Mit kurzen, knappen Sätzen erstattete er seinen Rapport an die höllische Dreiheit, das da sind Satanas Merkratik, Beelzebub und Put Satanachia, der auch Baphomet heißt. Interessiert hörten die drei Gestalten, die zusammen den Kaiser Luzifer büdeten, zu.
Demütig bekannte sich Lucifuge Rofocale schuldig und bat um eine milde Strafe.
Da erscholl ein wahrhaft satanisches Gelächter vom finsteren Thron. Denn der Vater aller Bosheit hatte selbst eingegriffen. Und es hatte ihn nur eine Unterschrift gekostet.
Eine Unterschrift unter einen längst fälligen Urlaubsschein.
In dem Augenblick, als Professor Zamorra und Aurelian den Boden Englands betraten, hob vom London Airport eine Düsenmaschine ab mit Kurs auf Nassau auf den Bahamas. Der sympathisch aussehende Mann neben dem Chinesen orderte zwei Kaffee bei der Stewardeß.
»Ob der Kaffee hier genauso gut ist wie der von Glenda Perkins?« wollte Suko wissen.
»Ist doch völlig egal. Wir sind im Urlaub!« erklärte John Sinclair und legte sich behaglich zurück. »Mag der Teufel wissen, was Sir James bewogen hat, uns endlich den fälligen Urlaub zu genehmigen… !«
Ja, der Teufel - der wußte es ganz sicher…
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 235 »Disco-Vampir«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 227 »Gefangen in der Totenstadt«
[3] Siehe Professor Zamorra Nr. 129 »Die Vampir-Lady«
[4] Siehe Professor Zamorra Nr. 235 »Disco-Vampir«
[5] Siehe Professor Zamorra Nr. 239 »Das Erbe des Zauberers«
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