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0246 - Fähre aus dem Jenseits

0246 - Fähre aus dem Jenseits

Titel: 0246 - Fähre aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Elbwasser, durch das die Schrauben der ›Hamlet‹ mit voller Kraft wirbelten.
    Die Wirkung war unbeschreiblich.
    Das mächtige Fährschiff machte einen Satz voran. Geistesgegenwärtig wirbelte das Speichenrad in den Händen des Rudergängers. Es gelang gerade noch, die Kollision mit einem Trawler zu vermeiden, der die Elbe stromaufwärts fuhr. Das wütende Gebrüll der Trawlerbesatzung war bis zur Brücke zu hören.
    Jan Sörensen wartete den Befehl seines Kapitäns nicht erst ab. Mit aller Kraft schob er den Hebel auf ›Maschine Stop‹.
    Und die Crew im Bunker handelte sofort. Das half, größeres Unglück zu verhindern.
    Von Deck war das Geschrei und Schimpfkanonaden der Passagiere zu hören, die durch den Blitzstart des Schiffes mächtig durcheinander gewirbelt wurden.
    »Ich habe Bier verschüttet! Ich habe tatsächlich Bier verschüttet«, murmelte Hexen-Hermann erschüttert vor sich hin. Es war ihm nicht gelungen, einen festen Stand zu bewahren. Traurig sah er auf die Bierlache vor ihm, die aus seinem Glas geschwappt war.
    »Bier verschütten kommt im Sündenregister gleich nach Ehebruch«, sinnierte er weiter. Aber niemand nahm derzeit Notiz von dem großen Wikingertyp mit dem Umhang und den zwei mächtigen Schwertern. Jeder hatte genug mit sich selbst zu tun.
    Manfred Riegel und die Freunde hatten eine unliebsame Schlitterpartie über die Decksplanken gemacht und numerierten soeben ihre Knochen.
    Regina Stubbe war bei ihrer Kosmetikstunde mit der Lidschattenfarbe ausgerutscht und wäre fast in Tränen ausgebrochen, als sie ihr schönes Makeup zerstört sah.
    In der Couchette, der billigsten Kategorie an Bord der ›Hamlet‹, wo Zustände wie in einer Jugendherberge herrschten, war Pater Aurelian bemüht, die Schmerzen derer zu lindem, die sich beim ruckartigen Anfahren der Fähre verletzt hatten.
    Der magische Brustschild, den er unter seinem Gewand verborgen trug, signalisierte ihm das Wirken der Schwarzen Familie. Der Schild war eine sehr starke Waffe gegen die Gewalten der Hölle und nur einer jener Dämonen, die Satans Thron sehr nahe standen, konnte es wagen, sich Pater Aurelian in den Weg zu stellen.
    In der Hölle aber zitterten die verdammten Seelen, als die den Wutschrei des Urgastrias hörten, der sah, wie sein Plan zerstört wurde.
    »Narr!« vernahm er in sich die Stimme des Asmodis. »So einfach ist Zamorra nicht zu fangen. Nun denn! Ring frei zur zweiten Runde. Hüte dich, zu versagen, Urgastrias. Denn wenn du versagst…«
    Den Rest ließ des Fürst der Finsternis unausgesprochen.
    ***
    »Es ist vielleicht das beste, wenn wir diesen Vorfall nicht ins Logbuch eintragen!« erklärte Jan Sörensen. Der Kapitän nickte.
    »Der leitende Ingenieur im Maschinenraum steht vor einem Rätsel!« erklärte er. »Technische Defekte scheiden aus. Und wenn wir die Story vom Klabautermann der Reederei erzählen, können wir auf dem Fischmarkt von St. Pauli Rollmöpse verkaufen!«
    »Hoffen wir, daß es der einzige Zwischenfall bleibt«, murmelte der Däne. »Ich habe so ein ganz flaues Gefühl im Magen!«
    »Das kommt davon, wenn man nur Karotten und solches Grünzeug futtert!« versuchte Fietje Kempka einen Scherz. Aber ein Blick in das Gesicht seines ›Ersten‹ ließ ihm das Grinsen erstarren.
    Denn das Gesicht des Dänen nahm für den Bruchteü eines Herzschlages eine andere Form an. Ein Zug abgrundtiefer Bösartigkeit glitt darüber hinweg. Und dann war es dem Kapitän, als verzerrten sich für einen Moment die Konturen. Eine Larve des Grauens wurde sichtbar.
    Übergangslos verschwand die Erscheinung. Kempka rieb sich die Augen. Aber der Däne sah nun wieder so aus, wie er ihn kannte. Nur die Augen schienen grünliches Feuer zu sprühen.
    Urgastrias, der Dämon, war in den Körper des Ersten Offiziers der ›Hamlet‹ gefahren…
    ***
    »Komm!« befahl Professor Zamorra und konzentrierte sich auf das Amulett. Für einen kurzen Moment schien eine kleine Stelle des Elbwassers zu brodeln. Dann erschien es aus der Tiefe.
    Merlins Stern schwebte empor. Augenblicke später glimmerte die Silberscheibe direkt vor Professor Zamorra. Der Parapsycholöge griff zu. Er wußte, daß er das Amulett zu sich rufen konnte.
    Sorgfältig hängte er sich Leonardos Vermächtnis um den Hals.
    Er bemerkte nicht, daß ihn gierige Augen beobachteten…
    ***
    Regina Stubbe war dem Weinen nahe.
    Nun hatte sie sich für den Abend in der Bord-Disco extra schön machen wollen. Denn die Konkurrenz an Bord war groß und Regina

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