Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0246 - Fähre aus dem Jenseits

0246 - Fähre aus dem Jenseits

Titel: 0246 - Fähre aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
Teller so vollgepackt hatte, als sollte er danach vierzehn Tage hungern.
    »Warum denn nicht, Gevatter? Sie sehen doch, daß es geht?« wunderte sich Hexen-Hermann.
    »So was Unverschämtes wie Sie habe ich noch nie erlebt!« empörte sich der Dicke.
    »Wenn Sie ganz sachte nach rechts sehen, erkennen Sie ein Etwas, das noch unverschämter ist!« grinste Hermann von der Aller. Verdattert blickte sich der Schniegelmann um und sah gerade noch die Hand, die das letzte Kaviarbrötchen von seinem Teller stibitzte.
    »Das… das ist ja… !« keuchte er. »Wer sind denn Sie?«
    »Töpfer heiße ich! Ralf Töpfer!« sagte ein hochgewachsener Mann so um Zwanzig mit dunklem Haar und bartlosem Gesicht.
    »In gewissen Kreisen nennt man ihn auch den Grünen Ghoul!« erklärte Hermann von der Aller genüßlich. »Der frißt alles, was er bekommen kann, wenn er sich nur nicht zu sehr anstrengen muß. Es war wirklich nett von Ihnen, den Grünen Ghoul zu füttern!«
    »Ich werde mich beschweren!« zeterte der Dicke.
    »Tim Sie es nur, Gevatter!« brummte Hexen-Hermann. »Aber bis die Beschwerde durch ist, bin ich satt!« Und mit einem Schwerthieb fischte er ein Stück kalten Braten vom Büfett. Eine ältliche Dame stieß einen spitzen Schrei aus.
    »Kann denn niemand diesen Unhold stoppen!« zeterte sie.
    »Keiner.« bemerkte Manfred Riegel, der hinter die Dame getreten war. »Seien Sie froh, daß es ihn nicht gelüstet, als Drachentöter aufzutreten!«
    »Nein, eher betrachtet sie Hexen-Hermann beruflich!« grinste Volker Kummer.
    »Jetzt zieht ihr uns auch noch mit rein!« maulte Florian. »Das ganze Volk hier macht schon Front gegen uns. Wir wollten doch in Ruhe essen!«
    »Dann fang auf, Florian!« brüllte Hexen-Hermann, der die Worte des Jungen gehört hatte. »So brauchst du dich nicht anzustellen!«.
    Wieder und wieder blitzte die Klinge. Geschickt angelte Hexen-Hermann einen Leckerbissen nach dem anderen vom Büfett. Er mußte sich beeilen. Denn die vierschrötigen Kerle, die jetzt in den Restaurantraum drängten, waren Matrosen der ›Hamlet‹. Der Chef steward hatte sie gerufen, um einige Leute an die frische Luft zu setzen.
    Die Passagiere wichen zurück. Gleich mußte es eine mächtige Schlägerei geben. So ließ man sich schon eine Seereise gefallen…
    In diesem Moment hatte Manfred Riegel einen schlauen Plan.
    »Weitermachen, Hermann!« zischte er dem blonden Hünen zu. »Mitnehmen, so viel wir tragen können. Mach die Teller voll. Ich halte sie schon zurück!« Sprachs und ging auf die Reihe der vorrückenden Matrosen zu.
    Hexen-Hermann verstand. Er wußte, daß Manfred Riegel immer etwas einfiel. Der schaffte es sicher, einen Ausweg zu finden. Denn ansonsten wußte Hermann von der Aller, daß er in seinem Übermut zu weit gegangen war. Viel zu weit.
    Geschickt füllte er die vorgehaltenen Teller. Beiläufig nahm er wahr, daß Ralf Töpfer, der Grüne Ghoul, bereits wieder kaute.
    Manfred Riegel war indessen dicht an die Matrosen herangetreten. Rauhe Seemannsfäuste ergriffen ihn.
    »Laßt Euch Zeit!« zischte er den Männern zu. »Je mehr die Jungs hier von der Tafel mausen, um so mehr können wir nachher teilen. Das ist doch bestimmt was Besseres, als Euer Kombüsenfraß!«
    Die Matrosen verstanden sofort. Das war tatsächlich mal eine Möglichkeit, an all die Leckereien zu gelangen, die man ihnen sonst vorenthielt.
    »Wir machen ein Scheingefecht, bei dem ihr uns zurückschlagt!« flüsterte Manfred Riegel den Männern zu. »Dann sieht das alles echt aus. Tut jetzt so, als hätte ich mich losgerissen… !« Aus den Augenwinkeln hatte Riegel erspäht, daß weder auf die Teller noch in die kauenden Backen des Grünen Ghouls noch etwas Eßbares zu legen war.
    Die erstaunten Passagiere sahen Manfred Riegel unter den zugreifenden Händen der Matrosen hindurchtauchen.
    » Scheingefecht! Hinhaltender Kampf und absetzen!« zischte er seinen Freunden zu. »Die tun uns nichts, wenn wir die Beute mit ihnen teilen!«
    Augenblicke später bekamen die Passagiere ein Schauspiel, das eine Mischung zwischen einem Dick- und Doof-Film und einer Schlägerei in einem Western-Saloon darstellte.
    Es gab eine Menge Geschrei und Fäuste flogen um die Wette. Aber jeder achtete darauf, daß diese Fäuste nicht aus Versehen jemanden trafen, der zufällig ein gefülltes Tablett trug.
    Ungeschoren gelangten die Freunde nach draußen. Und dann wurde geteilt.
    »Vielleicht hätten wir uns doch besser anstellen sollen!« sagte Florian Schmidt

Weitere Kostenlose Bücher